Traueraktion gegen Kälbertransporte vor dem VGH Mannheim

„Wo die Justiz versagt: Wir tragen unseren Glauben an eine tiergerechte Rechtsprechung zu Grabe“

Zuerst einmal einen herzlichen Dank an alle, die am gestrigen Samstag, 30.01.2021, zum Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg in Mannheim gekommen sind, um sich für die Tierkinder stark zu machen! Viele Aktivist*innen anderer Orgas haben uns bei dieser Traueraktion unterstützt! VIELEN DANK AN EUCH ALLE!

Wir waren ca. 70 Aktivist*innen! Dabei waren auch Mitglieder der Tierschutzpartei, u. a. aus Tübingen, Herrenberg, Mannheim und Freiburg. Nur zusammen gelingt es uns, die Öffentlichkeit auf eine leider immer noch praktizierte Rechtsprechung aufmerksam zu machen, die zulässt, dass Tierkinder und erwachsene Tiere weiterhin brutal auf gnadenlos grausame Tiertransporte gezwungen werden.

Buchstäblich den „Auftakt“ zur Traueraktion in der wir „unseren letzten Funken Glaube an eine tiergerechte Rechtsprechung zu Grabe trugen“, haben unsere beiden beeindruckenden Sängerinnen, die Liedermacherin Annette Rudert und unser XOrga-Mitglied Natascha Wenrich mit ihren zu Herzen gehenden, eindringlichen Songs gemacht.

Natascha hat anschließend in der Trauerrede vor dem VGH nochmals die Leiden der Kälber und die – für die Tierkinder grausamen und schmerzvollen – Entscheidungen des VGH Mannheim und des VG Sigmaringen vom Dezember 2020 dargestellt. Hier ein kurzer Auszug ihrer Rede:

„Nachdem jetzt endlich auch die Politik erkannte, dass diese Kälbertransporte nicht durchführbar sind, weil die Tierkinder in den Transportern, die für Kälber absolut ungeeignet sind, nicht angemessen verpflegt werden können … und sie deshalb während der Transporte erhebliche Schmerzen und Leiden erfahren, brachte das Land Baden-Württemberg einen lang ersehnten Erlass heraus….Wir waren zuversichtlich, denn unsere Appelle in der Vergangenheit an die Politik waren offensichtlich nicht unerhört geblieben.….

Es folgte der tragische Wendepunkt und der Grund, warum wir heute hier sind. Recht ist wieder mal Auslegungssache der Gerichte… Liebe Gerechtigkeit, wir haben so sehr an Dich geglaubt….und die Richter des VGH Mannheim haben Dich, die Tiere und uns einfach im Stich gelassen. Gesetzgebung und Rechtsprechung berufen sich seit je her auf Dich und was haben sie getan? … Liebe Gerechtigkeit, das VGH Mannheim hat Dich am 17.12.2020 für tot erklärt.“

Trauerzug-Demo Kälbertransporte Mannheim

Die Spitze des Trauerzugs durch die Mannheimer Innenstadt

Ja, diese Gerichte haben den Erlass gegen Kälbertransporte vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz BW gekippt und die Tierkinder müssen wieder auf Höllenfahrt!

Diese Gerichte missachten den Artikel 3 h) der Tiertransportverordnung (EG) Nr. 1/2005:

„Die Tiere werden in angemessenen Zeitabständen mit Wasser und Futter, das qualitativ und quantitativ ihrer Art und Größe angemessen ist, versorgt und können ruhen.“

Nein, heutzutage kann sich niemand mehr herausreden, dass er nicht weiß, was auf und nach diesen Transporten mit den Tieren passiert. Dazu gab es viele Berichte in jüngster Zeit in den Medien! Die Jurist*innen wissen genau, was sie tun!

Nach der Trauerrede setzte sich der Trauerzug in Richtung Augustaanlage in Bewegung mit dem Wasserturm als Ziel. Es war beeindruckend, wie all die vielen Aktivist*innen mit Plakaten und Bannern, sich in den langen Zug einreihten!

Vor dem Wasserturm durften wir wieder den Liedern von Nette und Natascha lauschen. Unsere Freundin Nette sang einige Lieder aus ihrem neuen Album „Braucht es ein Lied?“. Ja, von diesen Liedern, die empathisch auf das Leiden und die Situation der sogenannten „Nutztiere“ eingehen, braucht es diese zu Herzen gehenden Lieder! Wir danken Nette, dass sie unsere Aktion sofort mit unterstützt hat.

Traueraktion Kälbertransporte VGH Mannheim

Nach der Abschlusskundgebung der Traueraktion gegen das Urteil des VGH Mannheim zu Kälbertransporten

Zum Abschluss las uns Daniela Hohler von der XOrga eine selbst verfasste, wunderbar berührende Geschichte vom „Kälbchen Niemand“ und seinem traurigen, realistischen Schicksal auf einem Tiertransport vor, nachdem man es seiner verzweifelten Mutter entrissen hat. Vielen Anwesenden traten Tränen in die Augen.
Wir machen weiter für Kälbchen wie dem „Kälbchen Niemand“! Wir werden uns jetzt erst recht weiter dafür stark machen, dass diese Höllenfahrten endlich Geschichte werden!
Oder mit Nataschas Worten:

„Aber: Wir werden Dich (Gerechtigkeit) niemals aufgegeben. Ohne die Hoffnung auf Dich, können auch wir nicht weitermachen und wir glauben ganz fest daran. Eines Tages wirst Du da sein. Heller und deutlicher als je zuvor, denn DU bist stets der zentrale Mittelpunkt bei unserer Suche nach moralischen und rechtlichen Maßstäben. Irgendwann werden das auch Richter*innen begreifen…“

Susanne Kirn-Egeler
Tierschutzpartei /
XOrga – Bündnis für Tierrechte