Verbraucher schützen statt Konzerne

Der Weltverbrauchertag am 15.03. ist ein internationaler Aktionstag, an den Verbraucherorganisationen auf die Rechte der Verbraucher aufmerksam machen. Ungesunde Lebensmittel tragen nicht nur in Industriestaaten zu Fettleibigkeit und Krankheiten bei, sondern längst auch in Schwellen- und Entwicklungsländern.

Dazu ein paar Zahlen: Laut Weltgesundheitsorganisation hat sich in 73 Ländern der Erde der Anteil der Fettleibigen seit 1980 mindestens verdoppelt, dreizehn Prozent aller Erwachsenen weltweit sind adipös. Damit gehen zahlreiche Gesundheitsfolgen einher. Allein die Zahl der Menschen mit Typ-2-Diabetes hat sich seit 1980 mehr als vervierfacht, sie liegt bei 422 Millionen Erkrankten. Die Kosten für die Gesundheitssysteme gehen ins Milliardenfache. Mitverantwortlich daran sind laut Foodwatch internationale Lebensmittelkonzerne, die ihre Produkte unter dem Argument der Mangelernährung mit künstlichen Vitaminen und Mineralstoffen anreichern und auf die heimischen Märkte drücken. Zur Reihe der Angeklagten gehören auch europäische Firmen: der niederländische Konzern Unilever, das schweizerische Nestlé und das französische Danone zählen zu den zehn größten Lebensmittelkonzernen der Welt.

Vorgeben kann die EU ihren Konzernen in Bezug auf ausländische Märkte allerdings nichts. Und ein Blick nach Europa zeigt: selbst hierzulande fehlen verbindliche Vorgaben gegen ungesunde Lebensmittel. Zwar gilt in der EU seit 2016 die Pflicht, einheitliche Nährwerttabellen auf Produkten anzubringen. Aber die Lobby der Lebensmittelkonzerne ist viel zu stark. 2010 verhinderte sie in einer beispiellosen Lobbykampagne, die geschätzt eine Milliarde Euro kostete, erfolgreich die geplante Einführung der Lebensmittelampel, die letztendlich im Gesundheitsausschuss des Europaparlaments abgelehnt wurde. Seitdem haben nur Großbritannien, Frankreich und Belgien freiwillig ein solches Ampelsystem eingeführt.

„Es ist an der Zeit, dass sich das EU-Parlament den Verbrauchern verbunden fühlt und nicht den Konzernen!“ fordert der Spitzenkandidat zur EU-Wahl Martin Buschmann. „Dem Lobbyismus in Brüssel und Strasbourg muss Einhalt geboten werden.“ Ein erster Schritt wäre ein Appell von Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis. Die EU sollte klar konstatieren, dass die eigenen Konzerne weltweit maßgeblich Fehlernährung und Krankheiten wie Adipositas beitragen und entsprechend Maßnahmen im eigenen Rechtsraum erlassen. Bis dahin bleiben Fetten und Zucker keinerlei Grenzen gesetzt.

Quelle: Euractiv