Viele Bienenhotels sind ein Fall für die (Bio-)Tonne!

Rund 300 der 560 heimischen Wildbienenarten stehen auf der Roten Liste und sind somit akut vom Aussterben bedroht. Aber auch die Masse an Wildbienen sinkt stark, denn diese sind meist alleinlebend und können bestimmte Verluste nicht kompensieren. Viele Arten haben sehr spezifische Ansprüche an ihren Lebensraum; also an Nistplatz, Baumaterial und Nahrungspflanzen. Aber auch viele anderen Insekten wie Schmetterlinge finden zwischen Monokulturen der industriellen Landwirtschaft mit massivem Pestizideinsatz und aufgeräumten (Schotter-)Gärten kaum noch einen geeigneten Platz mit entsprechender Nahrung.

Hilfe im heimischen Garten

Viele Naturfreund:innen haben dies erkannt und schaffen mit Insekten- und Wildbienenhotels entsprechende Nistplätze. Private Gärten stellen gerade in Städten ein wichtiges Refugium für viele Insektenarten dar. Darauf haben sich Hersteller und Handel eingestellt und bieten eine Vielzahl an vermeintlich geeigneten Nisthilfen.

Die Bezeichnung ‚Wildbienenhotel‘ ist dabei etwas irreführend, denn es geht nicht um die kurzfristige Übernachtung, sondern eher um die langfristige Besiedelung. Daher ist der Begriff ‚Nisthilfe‘ aus der Sicht von Biologinnen und Biologen passender. Leider entsprechen viele käuflich zu erwerbende Wildbienenhäuser eher der Ästhetik ihrer Käufer:innen als den Qualitätsansprüchen ihrer Bewohner, sodass die gut gemeinte Initiative, außer für den Kontostand von Herstellern und Baumärkten, keinen ökologischen Vorteil bringt.

Richtige Materialien nutzen

  • Nur Laubhölzer verwenden
    Bei Nadelhölzern wie Fichte, Tanne, Kiefer stellen sich die Holzfasern wieder auf und können so die Flügel der Bienen verletzen. Besser sind Laubhölzer wie Erle, Esche, Buche mit glatt geschliffenen Bohrlöchern.
  • Stammholz statt Baumscheiben
    Nicht ins Stirnholz oder in Baumscheiben bohren. Die Kapillaren nehmen Feuchtigkeit auf und lassen das Holz reißen. Parasiten gelangen durch die Risse in die Brutzellen der Larven.
  • Sinnloses Füllmaterial vermeiden
    Haben Sie schon mal Wildbienen erlebt, die in Tannenzapfen oder in Baumrinde nisten? Diese Dinge sind für Hersteller mehr als günstig und geben dem ganzen eine „natürliche Optik“, sind jedoch für Insekten ohne jeden Wert.
  • Ziegel und andere Baustoffe sind ungeeignet
    Die Öffnungen von handelsüblichen Loch- oder Hohlziegeln aus dem Baumarkt von nebenan sind viel zu groß und ohne Rückenwand. Auch Gasbeton ist als Nisthilfe leider völlig ungeeignet. Wenn überhaupt sind nur Strangfalz-Dachziegel geeignet.
  • Vorsicht scharfe Kanten
    In vielen käuflichen Bienenhotels befinden sich scharfkantige oder unsauber geschnittene Bambus- oder Schilfröhren. Die Bienen können sich so ihre feinen Hautflügel aufschlitzen.

Und in der Natur?

In der Natur leben die meisten Wildbienenarten in Deutschland im Boden in unscheinbaren, aber akkurat angelegten Löchern. Hierfür nutzen sie größtenteils wenig bewachsene Flächen oder Abbruchkanten und Böschungen. Durch die zunehmenden Eingriffe des Menschen in die Natur gehen bedauerlicherweise auch solche Lebensräume immer weiter verloren. Ein weiterer Lebensraum der Wildbienen und solitären Wespen sind selbst errichtete Gehäuse an Mauern oder Steinen, einige nutzen auch verlassene Schneckenhäuser oder hohle Stängel von abgestorbenen Pflanzen. Umso wichtiger ist es, im Garten Totholz einfach mal „liegenzulassen“ und die eigenen Grünflächen nicht bis in die letzte Ecke aufzuräumen.

Do-it-yourself – Nisthilfen selber bauen

Nisthilfen kann man mit ein wenig handwerklichem Geschick auch selber bauen. Eine tolle Anleitung mit vielen Tipps gibt es zum Beispiel bei Aktion Grün aus Köln (Link)