Völlig losgelöst

Präsident Trump meinte am Dienstag in einem 20-minütigen Interview mit der Washington Post, er könne nicht sagen, ob der Klimawandel menschengemacht sei und ob er die Auswirkungen habe, die prognostiziert werden. Er könne die negativen Veränderungen „nicht sehen“.

Er brachte damit seine Ablehnung des von seiner eigenen Administration veröffentlichten „Fourth National Climate Assessment“ zum Ausruck. Die 1500 Seiten umfassende Analyse zeigt basierend auf den Forschungsergebnissen von mehr als 300 Wissenschaftlern auf, wie der Klimawandel die Infrastruktur und natürlichen Ressourcen der USA bedroht. Der Wohlstand und die Gesundheit der Amerikaner sind in Gefahr. Im schlimmsten Fall werde Ende des 21. Jahrhunderts das BIP der USA um 10% fallen.

Diesen Schlussfolgerungen verweigert sich Trump und sagt schlicht: „Ich glaube das nicht“. Ganz gelesen aber habe er die Studie nicht, gibt er zu („Ich habe sie gesehen. Ich habe ein wenig gelesen. Sie ist ok.“). Damit ist für Trump der Fall abgeschlossen. Pressesekretärin Sarah Sanders tritt dann noch ein wenig nach, indem sie behauptet, die Schlussfolgerungen der Analyse würden sich nicht auf Fakten gründen.
Nach Ansicht der aktuellen US-amerikanischen Regierung sind die Erderwärmung und der Klimawandel kein Grund für sofortige oder einschneidende Maßnahmen. Das ist die Haltung beinahe aller Regierungen der Welt seit Jahrzehnten. Und seit Jahrzehnten verändert sich unser Klima, werden extreme Wetterereignisse häufiger und verschlechtern sich die Lebensbedingungen für Menschen.

Donald Trump beweist ein weiteres Mal, dass er für das ihm zugefallene Amt absolut ungeeignet ist. Seine Ignoranz stellt eine Verletzung des Amtseides dar. Drei wenig schmeichelhafte Wesenszüge trägt er offen zur Schau: Paranoia, Mangel an Empathie und Sadismus. Für die USA ist Trump ein politisches und wirtschaftliches Desaster: Er verprellt Verbündete, hofiert Diktatoren und löst Handelskriege aus. Die Realitätsverweigerung im Weißen Haus nimmt offensichtlich immer monströsere Ausmaße an.

Die USA sind unter Trump aus dem Pariser Klimaabkommen ausgetreten. Umso mehr muss es nun Aufgabe der anderen Mitgliedsstaaten sein, so schnell wie möglich die Reduktion des Ausstoßes von Treibhausgasen zu verhandeln und über die besten Vorbeugemaßnahmen zu diskutieren. Der Klimawandel stellt alle Staaten weltweit vor ungeahnte Herausforderungen, die nur gemeinsam einigermaßen bewältigt werden können. Das hartnäckige Leugnen der Erderwärmung durch Charaktere wie Trump sollte uns allen eine eindeutige Warnung sein, die den Ernst der Lage nur unterstreicht.“