Welt-Vegetarier-Kongress im August 08 in Dresden

„Eine andere Welt ist möglich“: Dieses Wort von „attac“, der engagierten Bürgerprotestbewegung, neu interpretiert und entscheidend um die Welt der Tiere erweitert, ging mir als Fazit dieses beeindruckenden Dresdener Kongresses nicht aus dem Sinn.

Der ethische Grundgedanke des Vegetarismus/Veganismus – die Beendigung des Schlachtens von Tieren als Voraussetzung für eine Welt ohne Gewalt – zog sich wie ein roter Faden durch den gesamten Kongress. Es war eine wunderbare Erfahrung, ein paar Tage in der Gesellschaft von so zahlreichen Menschen verbringen zu können, die alle der Gedanke verbindet, dass es höchste Zeit sei, die Gewalt gegen die wehrlosen nichtmenschlichen Mitlebewesen zu beenden.

Rund 700 TeilnehmerInnen aus ca. 30 Ländern waren zu dem festlichen Anlass nach Dresden gekommen, denn dort fand vor 100 Jahren der erste Welt-Vegetarier-Kongress statt.

Diese Jubiläumsveranstaltung wurde im wahrsten Sinne zu einem Völker verbindenden Ereignis! Erstaunlich war auch die große Zahl von mehr als 80 ReferentInnen: aus Europa (Deutschland, Österreich, Schweiz, Belgien, Italien, Tschechien, Irland, United Kingdom), aus den USA, Kanada, Indien, Brasilien, Thailand und Indonesien. Im Programmheft stellten die Vortragenden sich selbst sowie die Schwerpunkte ihrer Arbeit im eigenen Land und die Inhalte ihrer Kongress-Beiträge vor. Beim Vergleich wurde deutlich, wie viele Aspekte die vegetarisch/vegane Lebensweise aufweist: Von der Philosophie der Tierrechte über die Ausbildung von Tierschutzpädagogen und das Verfassen von tierfreundlichen Kinderbüchern, von der Empfehlung pflanzlicher Kost zur Krankheitsverhütung, darunter auch Alzheimer-Demenz, und für eine bessere Konstitution von Leistungssportlern, bis hin zur Aufklärung über die katastrophalen Auswirkungen von Fast Food. Zitat: „McDonald´s ist der größte Verbraucher von Rindfleisch in den USA. Um den riesigen Bedarf zu decken, hat die größte Fast-Food-Kette der Welt Billigfleisch in Costa Rica eingekauft – und der Tropenwald stirbt“.

Die katastrophalen Auswirkungen, vor allem der Intensivtierhaltung auf die globale Erwärmung, wurden uns in dem holländischen Film „Meat the Truth“ vor Augen geführt. Von unserer Seite besteht die Absicht – unser Vorsitzender Stefan B. Eck führte diesbezüglich schon weitreichende Verhandlungen mit der Nicholas G. Pierson Foundation – den Film für deutsche Kinos und TV-Stationen zu synchronisieren. Falls es zu einer Ausstrahlung bzw. zu Kino-Aufführungen käme, wäre dies einer der größten gesellschaftspolitischen Erfolge in der Geschichte unserer Partei. Damit wäre auch bei uns eine wichtige Lücke in der Aufklärung über den „Klimakiller Nr. 1“, die weltweite „Nutz“tierhaltung geschlossen, denn Al Gore „vergaß“, dieses brisante Thema in seinem Aufklärungsfilm über die heraufziehende Klimakatastrophe „Eine unbequeme Wahrheit“ zu nennen. Mittlerweile soll er die von ihm selbst betriebene Intensivtierhaltung von Rindern aufgegeben haben…

Von besonderer Bedeutung für uns war der Donnerstagnachmittag: Esther Ouwehand stellte – in englischer Sprache und von mir ins Deutsche übersetzt – die holländische Tierschutzpartei vor; Stefan Bernhard Eck hatte einen Vortrag, unterstützt durch eine Power Point Präsentation vorbereitet, in der es vor allem um die Notwendigkeit politischer Parteien für Tierschutz und Tierrechte ging. Ralph Chaloupek, der Vorsitzende der österreichischen Tierrechtspartei, berichtete über die Gründung seiner Partei vor anderthalb Jahren. In sehr berührender Weise nahm er Stellung zu der Tatsache, dass nach nunmehr über 40 Tagen zehn seiner Freunde, als Terroristen abgestempelt, immer noch hinter Gittern sitzen – ein Skandal ohnegleichen! (Um ihre Solidarität mit den Gefangenen zum Ausdruck zu bringen, folgten viele Kongressteilnehmer dem Aufruf zu einer Demonstration vor dem österreichischen Generalkonsulat!) Ralph Chaloupek schloss seine Rede mit der Verkündung einer „Allianz“ zwischen den drei vorgestellten Parteien – eine Idee, die von unserem Vorsitzenden im Vorfeld des Kongresses initiiert wurde.

Die positive Resonanz aus dem recht zahlreich erschienenen Publikum während der abschließenden Diskussionsrunde gab uns das gute Gefühl, politisch auf dem richtigen Weg zu sein. Auch Barbara Rütting, für die Grünen im Bayerischen Landtag, war anwesend und gab – wie schon in einem tags zuvor von ihr gehaltenen Vortrag – ihr Wohlwollen für unsere Partei zu erkennen. Erstaunlich genug – und schön für uns!

An etlichen Ständen gab es Vegetarisches „für den kleinen Hunger“; mittags und abends konnte man hervorragende vegetarische/vegane Menüs im Restaurant des Kulturpalastes zu sich nehmen. Vor allem das festliche Abschlussdiner am letzten Abend war ein wahres Glanzlicht! Der Koch bekam viel Beifall, hatte er doch das erste Mal im Leben ein veganes Essen „gezaubert“.

Unser gut besuchter Informationsstand war mit verschiedenen Wahlplakaten und Informationsbroschüren über die von uns vertretenen Themen attraktiv ausgestattet. Die anwesenden Mithelfer – darunter auch etliche Mitglieder des Bundesvorstandes – sammelten Unterstützungsunterschriften für Europa- und Bundestagswahl und diskutierten mit den BesucherInnen. Eine Besonderheit, die sehr gut ankam, hatte sich unsere „Event-Managerin“ Sabine Jedzig für unseren Stand ausgedacht: In einem großen, mit Stroh ausgelegten Korb warteten 250 schmackhafte August-Äpfel darauf, von den Gästen in Empfang genommen zu werden. Ein junger Mann kommentierte diese Gabe mit der charmanten Bemerkung, dies sei ja ein leckerer erster Kontakt mit der Tierschutzpartei! Da haben wir wohl einen Wähler mehr gewonnen…

So kann Politik auch einmal richtig Spaß machen!