IMF Staff Photograph/Stephen Jaffe (CC BY-NC-ND 2.0)

Weltbank-Chefökonomin kritisiert in Brüssel Folgen des globalen Handels

Seit einem Jahr ist Pinelopi Koujianou Goldberg die Chefökonomin der Weltbank und verantwortet auch den viel beachteten Weltbank-Bericht. Zwei Wochen vor der offiziellen Veröffentlichung des Berichts stellte sie ihn einem kleinen interessierten Kreis in der Bibliothek des Europäischen Parlaments vor.

Das erste Mal in der Geschichte der Weltbank fokussiert der Bericht die Entwicklungsländer und hier insbesondere die Auswirkungen des globalen Handels auf Kinder und Frauen durch das ökonomische Wachstum. Der Kern dieses Wachstums sind die sogenannten Global Value Chains, bei denen diejenigen Unternehmen am erfolgreichsten sind, die sich sowohl auf Import als auch auf Export spezialisieren. Doch wer profitiert vom Wirtschaftswachstum?

Goldberg widmet sich schon seit vielen Jahren dieser Frage und stellt fest, dass Frauen stark benachteiligt sind, da sie weit unterproportional am Aufschwung in den Entwicklungsländern beteiligt sind. Frauen verdienen zwar in aufstrebenden Ländern wie Äthiopien oder Vietnam sehr viel mehr als früher, aber ihre Tätigkeitsbereiche sind vorwiegend in den unteren Lohnbereichen angesiedelt, während Männer Tätigkeiten im mittleren und höheren Management anstreben. Die Ungerechtigkeit zwischen Männern und Frauen wird also durch die Globalisierung in weiten Teilen der Erde noch weiter vertieft.

Auch die massiven Umweltschädigungen und die Auswirkungen auf den Klimawandel durch die Globalisierung sprach sie kurz an und verdeutlichte somit implizit, dass die rasant wachsenden globalen Wertschöpfungsketten auch tiefschwarze Schattenseiten aufweisen.

Penny Goldberg, wie sie kurz genannt wird, zeigte allerdings keine Alternativen auf und benannte auch keine Lösungswege für diese Probleme. Dies überlässt sie den Politikern und politischen Beratern in Brüssel und machte sich nach einer kurzen Diskussionsrunde, bei der insbesondere die zwei Problemfelder Afrika und Frauenrechte zur Sprache kamen, auf den Weg zum Bahnhof. Dort wartete ihr Zug nach Paris, wo sie ebenfalls über Risiken und Chancen des globalen Wirtschaftswachstums sprechen wird.

Es bleibt zu hoffen, dass ihre Kritiken genauso ernst genommen werden wie ihre wissenschaftlichen, aber eher wertneutralen, Analysen. Insbesondere müssen daraus schnell wirksame und eindeutige Maßnahmen abgeleitet werden, auch für die Weltbank selbst sowie den Internationalen Währungsfonds. Im Weltbank-Bericht wird bereits ein global „New Deal“ skizziert, der u. a. massive Investitionen in frühkindliche Bildung vorsieht.

Ein nächster Schritt muss sein, einen globalen Agrarwandel zu finanzieren, der den Welthunger beseitigt, die Subventionen für Agrarexporte des reichen Nordens beseitigt und zugleich Umwelt, Klima und Tiere schützt.