Wildschwein-Problem-Lösungsansatz Jagd

PRESSEMITTEILUNG LV Ba-Wü / 25.01.2016

Unsinn Jagd

Unsinn Jagd

Im Stuttgarter Randgebiet kommt es in letzter Zeit laut einem Artikel der Stuttgarter Zeitung vermehrt zu Verwüstungen durch Wildschweine. Deshalb hatte die Stadtverwaltung zu einer „Informations“-Veranstaltung nach Botnang geladen. Dabei wurde jedoch viel Fehlinformation betrieben, indem beispielsweise betont wurde, man müsse versuchen das Problem mit Drückjagden in den Griff zu bekommen.

Die Wildschweinplagen sind jedoch, so stand es sogar 2008 in der führenden Jägerzeitschrift „Wild und Hund“, von den Jägern selbst und absichtlich erzeugt.

Indem Jäger wissentlich ganze Familienverbände und -strukturen durch Abschüsse zersprengen, beginnen die Tiere sich unkontrolliert zu vermehren. In einer Wildschweinrotte pflanzt sich für gewöhnlich nur die Leitbache fort. Wird diese jedoch, wie nicht selten der Fall, von der Jägerschaft getötet, bekommen meist alle weiteren weiblichen Tiere der Rotte Nachwuchs und dies auch nicht nur, wie im Normalfall und ohne Eingreifen der Jägerschaft, einmal im Jahr, sondern sogar zweimal jährlich.

Ganz allgemein gilt jedoch v. a. auch laut einer Studie, die das Reproduktionsverhalten von Wildschweinen über 22 Jahre untersuchte1, dass die Fruchtbarkeit bei Wildschweinen wesentlich höher ist, wenn hoher Jagddruck herrscht, als in Gebieten, in denen kaum gejagt wird. Weiterhin tritt laut dieser bei intensiver Bejagung die Geschlechtsreife deutlich früher ein als sonst.

Vielleicht könnte sich Mensch einmal anderen Möglichkeiten und Methoden bzw. der Prävention widmen, indem Grundstücke und Gärten umzäunt, Aufklärung über Müllentsorgung und die Folgen erläutert und ein minimal invasiver Weg eingeschlagen werden.

Zum Telefon gegriffen und die Jäger gerufen ist schnell, allerdings ist genau das der bereits oben beschriebene Kreislauf, denn durch die Vorgehensweise der Jägerschaft erteilt sie sich wiederum die erneute Legitimation zum Abschuss der Tiere.

Die (Fehl-)Informationspolitik der Stadtverwaltung zur Wildschweinplage in und um Stuttgart schürt zudem den Unmut gegen die Tiere und hebt die Jägerschaft auf ein Podest, auf dem sie definitiv nichts zu suchen hat, zumal sie maßgeblich an diesem Problem beteiligt ist!

Patricia Kopietz,
Leiterin des BAK Jagd und Angeln der Tierschutzpartei im Namen des Landesvorstandes Ba-Wü

1) „Pulsed resources and climate-induced variation in the reproductive traits of wild boar under high hunting pressure“, siehe http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1365-2656.2009.01579.x/pdf