Wolf „Kurti“ ist tot

Wolf

Daniel Knorn / aboutpixel.de

Pressemitteilung / 02.05.2016

Tierschutzpartei fordert Entnahme von Almut Kottwitz und Stefan Wenzel aus dem Amt!

Die Berichte über die erste Wolfsschießung in Deutschland, nach 150 Jahren, entsetzt die Welt der Naturfreunde. Mit diesem Abschuss wurden wohlmöglich die Weichen gestellt, dies in Zukunft auch legal zu dürfen.

Die am 28.04.2016 vom niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz dazu abgehaltene Pressekonferenz ist eine Beleidigung für jeden Menschen mit klarem Verstand. „Die völlige Überforderung der deutschen Behörden mit dem Wildtiermanagement hätte nicht offenkundiger zur Schau getragen werden können“, so Sabine Hasselbeck-Grütering von der Partei Mensch Umwelt Tierschutz.

Das behördliche Versagen im Umgang mit den tierischen Immigranten offenbarte sich schon 2006 als Bär „Bruno“ (JJ1) deutschen Boden betrat. Nach ewigen Diskussionen und Streitereien, über den richtigen Umgang mit dieser Zuwanderung, entschloss man sich zu tun was man am besten kann und schoss den Bären nieder. Die Ausrottung hatte immerhin 170 Jahre Ruhe mit diesem „Problem“ eingebracht. Nun wurde MT6 „Kurti“, fast genau 10 Jahre später, als erster Wolf Opfer des behördlichen Versagens.

Seit mehreren Monaten war in Niedersachsen die Rede von einem „Problemwolf“. Es handelte sich um einen zweijährigen Rüden aus dem „Münsteraner Rudel“ mit der Kennung „MT6″, ausgestattet mit einem Peilsender, der von den Medien liebevoll „Kurti“ genannt wurde. Immer wieder wurde berichtet, dass sich dieser Wolf Menschen zu sehr genähert habe und sich auch nicht vertreiben ließ. Um Abhilfe zu leisten, sollte dieser Wolf zunächst „vergrämt“ werden, doch ein schwedischer Experte stellte fest, dass dies nicht notwendig sei, da das Tier eine ausreichende art- und alterstypische Scheu zeige und somit davon auszugehen ist, dass dieser Wolf keine Gefahr für die menschliche Bevölkerung darstellt. Er selbst kam dem Tier nicht näher als 200m. Auch wurde festgestellt, dass der Wolf eine Gefährtin hatte. Kurz wurde überlegt, das Tier in einem Wildtiergehege unterzubringen, doch gegen dieses Vorhaben protestierten viele Naturschutzverbände, da die Gefangenschaft eines Wildtieres Tierquälerei bedeutet.

Im April wurde dann, angeblich bei einer Wolfsbegegnung im Wald, der angeleinte Hund einer Familie gebissen. Für diese Meldung gibt es jedoch bis heute keinen Beweis, kein Foto und somit auch keinen Beleg dafür, dass die angeblichen Verletzungen tatsächlich von einem Wolf stammen.

Trotzdem sah man nur eine Lösung: Kurti wurde von Niedersachsens Umweltministerium, von Almut Kottwitz und Stefan Wenzel (Bündnis 90/Grüne) zum Abschuss freigegeben. Am Abend des 27.04.2016, kurz nach 20 Uhr, starb er in Heidekreis durch den Schuss eines Polizisten.

Wurde wirklich alles unternommen, um dem Tier nicht das Leben nehmen zu müssen? Ist eine nicht stattgefundene, da nach Expertenmeinung nicht notwendige Vergrämung, das einzige Mittel der Umweltbehörde?

Ist, nach diesen Geschehnissen, tatsächlich nur der Tod die Lösung, der sowohl nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen, als auch durch die Berner Konventionen, geschützten Tiere? Warum wurde die extremste aller Lösungen gewählt?

Die angebliche Tatsache, dass Wolf Kurti keine Scheu mehr vor den Menschen hatte, hat der nordrhein-westfälische Wolfsexperte, Jos de Bruin, nicht selbst feststellen dürfen, aber er gibt zu bedenken, dass nach Einschätzung des schwedischen Kollegen, keine Gefahr von dem Tier zu erwarten gewesen wäre. Des Weiteren gibt er den Anstoß, dass die Tötung eines zweijährigen Jungwolfes, welcher wahrscheinlich verpaart war und deshalb durchaus Welpen zu erwarten seien, eine neue Problematik aufwerfen könne: „Das Muttertier muss die Welpen allein großziehen. Damit ist vorprogrammiert, das sie auf die Schnelle keine Zeit für eine vernünftige Jagd hat und auf dem schnellsten und leichtesten Weg, also bei Menschen, das Futter holen wird. Dies könnte wiederum ein gefundenes Fressen für die Wolfsgegnerwerden. Damit könnten sie dann beweisen wollen, dass die Wölfe die Scheu verlieren und immer mehr zu einer Gefahr für die Bürger werden.“

70 Wölfe sind mittlerweile wieder in Niedersachsen heimisch. Die Rückkehr der Wölfe 2001 wurde gefeiert und von vielen Organisationen und Verbänden begrüßt.

Seit 15 Jahren sind wir wieder Nachbarn und das Ministerium hat, außer dem Abschuss, keine andere Handlungsmöglichkeit?

Leidtragend ist nun ein Wildtier, ein Artengeschütztes obendrein, welches durch menschliches Zutun (ob durch Anfütterung, fahrlässiges Anlocken durch Hinterlassenschaften der Jägerschaft oder der Dauerverfolgung durch sensationslustige Waldbesucher) seine natürliche Scheu ablegte und angeblich einen Hund verletzte. Für all dies trägt Kurti nicht die Schuld, aber die Rechnung musste er dennoch mit seinem Leben bezahlen.

Die Partei Mensch Umwelt Tierschutz (Tierschutzpartei) ist über das komplette Vorgehen fassungslos. Das Ministerium und Management von Almut Kottwitz und Stefan Wenzel haben auf ganzer Linie versagt! Ganz offensichtlich war hier menschliches Versagen der Grund weshalb, wieder einmal, ein Tier sinnlos sein Leben lassen musste.

Zudem beschleicht uns durch die Art und Weise des gesamten Vorgehens der Verdacht, dass hier der Druck, sowohl durch Herr Wenzels Parteikollegen, als auch der werten Jägerschaft, eine maßgebliche Rolle bei der Entscheidung und dem buchstäblichen Schnellschuss, eine herausragende Rolle spielte.

Wir können nur hoffen, dass dieser Fall nicht zum Anlass genommen wird, den Wolf erneut in das Jagdgesetz aufzunehmen.

„Uns stinkt der offensichtliche Lobbyismus! Das die Bürger_innen für zu dumm gehalten werden, die Ungereimtheiten in diesem Fall zu erkennen, setzt diesem Possenspiel die Krone auf. Wir werden solches Handeln nicht wehr- und wortlos über uns, die Bürger_innen und die Tiere ergehen lassen“ sagt Patricia Kopietz, Leiterin des BAK Jagd und Angeln.

BAK gegen Jagd und Angel der Partei Mensch Umwelt Tierschutz