Zoo Zajac – Offener Brief an SAT.1

Brief 1

SAT.1 SatellitenFernsehen GmbH
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z.Hd. der Geschäftsführung: Kaspar Pflüger

 

Sehr geehrte Sat1-Redaktion, sehr geehrter Herr Pflüger!                                               Essen, den 05.07.2016

Ende September soll Norbert Zajac, Inhaber des weltgrößten Zoofachgeschäftes, einen eigenen Sendeplatz bei Ihnen erhalten.

Als Leiterin des Bundesarbeitskreises Heimtiere der Partei Mensch Umwelt Tierschutz / Tierschutzpartei möchte ich Sie mahnend darauf aufmerksam machen, dass Sie in Zeiten, in denen massenhaft Tierheime aufgrund finanzieller Notstände schließen müssen, einem „Vermehrer“ eine Plattform bieten, welche den Anschein erwecken wird, dass es noch heute gesellschaftsfähig sei, niedliche Hunde- und Katzenbabys wie Möbelstücke zu erwerben!

Gleichzeitig weise ich Sie darauf hin, dass Sie in Ihrer Sendung Akte 20.16 mit Berichterstattung über Zoo Zajac bereits im Mai einen Verstoß gegen §11 Abs.1 Nr.8b des Tierschutzgesetzes durch Zajac gefördert haben:

1.1 Allgemeine Anforderungen (…)Der Verkauf von Tierarten, deren Haltung aufgrund spezieller Ansprüche erhebliche Sachkunde voraussetzt und/oder aufgrund der Größe oder Gefährlichkeit der Tiere für den Nichtspezialisten kaum möglich ist, sollte im Sinne einer freiwilligen Selbstbeschränkung unterbleiben bzw. nur nach eingehender Beratung und Überprüfung der Eignung des Kunden erfolgen (…)

In besagter Sendung
http://www.sat1.de/tv/akte/video/2016-ueber-3000-tiere-unter-einem-dach-clip

wird entgegen der oben genannten Anforderung einer Kundin, die unter einer Katzenallergie leidet, ein Bengal-Kätzchen verkauft, da diese Rasse angeblich besonders für Katzenallergiker geeignet sei.

Schon die Tatsache, dass Katzenkinder ohne zu zögern und ohne weitreichende Aufklärung in eine Einzelhaltung verkauft werden, stellt einen Verstoß dar. Die Haltung einer Katze als Einzeltier ist NICHT artgerecht! Katzen sind keine Einzelgänger. Der soziale Kontakt zu Artgenossen ist ein Grundbedürfnis der Katze, die Einzelhaltung kann zu Verhaltensstörungen (beispielsweise Aggressivität, Depressionen oder Zerstörungswut) führen.

Sollte diese Kundin aus Ihrer Reportage das „Produkt“ Tier also nicht kurzfristig in ein (hoffentlich noch liquides)Tierheim abschieben, weil ein Bengalkätzchen eben doch nicht besonders für Allergiker geeignet ist, dann könnte die zerstörte Couch aufgrund der seelischen Verkümmerung durch Vorenthaltung eines Artgenossen ein Grund dafür sein.

1990 bestimmt §90a BGB, dass Tiere keine Sachen mehr sind. Dennoch wird der kommerzielle Handel nicht verboten.

Während sich dennoch immer mehr kleine Geschäfte aufgrund investigativer Berichterstattungen über „Zuchtfabriken“ und das Leid von Vermehrertieren vom Verkauf lebender Tiere absehen, entschließen Sie sich also, morgens im Sat1 Frühstücksfernsehen über Fälle von Tierquälerei (ausgesetzte und vernachlässigte Tiere) zu berichten und künftig abends den Verkauf von Tieren zu propagieren… Das ist an Zynismus kaum zu überbieten!

Dem geneigten Leser meines Briefes dürfte diese Doppelmoral ebenfalls nicht entgehen.

Die Menschen, die teils jeden Cent und jede freie Minute in den Tierschutz investieren, haben Sie mit der geplanten Sendung jedenfalls bereits erzürnt.

Ich appelliere an Ihre Redaktion, die Pläne rund um Herrn Zajac wieder zu verwerfen und sich stattdessen an Art.20a des Grundgesetzes zu orientieren: Dem Staatsziel Tierschutz!

Setzen Sie sich GEGEN den gewerblichen Handel mit Lebewesen ein und klären Sie Ihre Zuschauer auf, statt gegen uns Tierschützer zu arbeiten!

Mit freundlichen Grüßen,

Sandra Lück

Brief 2

SAT.1 SatellitenFernsehen GmbH
Medienallee 7
D-85774 Unterföhring

 

z.Hd. der Geschäftsführung: Kaspar Pflüger                                                          Essen, den 12.07.2016

 

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Pflüger!

Leider habe ich auf meine Anfrage betreffend Ihrer geplanten Sendung über Norbert Zajac lediglich eine Standard-Mail erhalten, welche unverschämter weise belegt, dass mein Schreiben nicht ausreichend beachtet, geschweige denn gelesen wurde.

Ich bezog mich im ersten Anschreiben auf die bereits ausgestrahlte Sendung von Mai 2016, in der ihr Sender – entgegen der Empfehlung laut Tierschutzbestimmung – den Verkauf eines Katzenbabys an eine Allergikerin in Einzelhaltung durch Zoo Zajac propagierte.

Eine ausführliche Auslegung der artgerechten Haltung von Katzen habe ich Ihnen folgend geschildert.

Ihre vorgefertigte Antwort auf meine Anfrage lautete, Sie hätten bereits im Mai 2016 über Zajac berichtet – tatsächlich?

Eine erneute Anfrage meinerseits mit der Bitte um Stellungnahme zu besagter Reportage haben Sie bislang erfolgreich ignoriert.

Ist dies die übliche Art und Weise, wie Sie mit Ihren Zuschauern umgehen? Oder ist dies lediglich die Art und Weise, wie Sie auf Kritik reagieren?

Als Leiterin des Bundesarbeitskreises Heimtiere der Partei Mensch Umwelt Tierschutz / Tierschutzpartei weise ich Sie erneut mahnend darauf hin, dass viele Menschen (ja, auch IHRE Zuschauer!) tagtäglich dafür kämpfen, Tieren eine Lobby zu verschaffen und das Leid ausgesetzter, vernachlässigter, misshandelter, … Tiere einzudämmen.

Der kommerzielle Handel mit Tieren muss eingedämmt und langfristig verboten werden, Sie jedoch bieten diesem eine Werbeplattform und zerstören die jahrelange Arbeit von Tierschützern, die mit winzigen Schritten kleine Erfolge im Kampf gegen Vermehrer und Zuchtfabriken zu verzeichnen haben, wenn Sie die geplante Sendung im Herbst tatsächlich ausstrahlen.

Ich frage Sie: Was folgt dann?? Heute das Profil Herrn Zajacs und morgen eine Undercover-Recherche über die Qualzuchten für Zooabteilungen bei Obi, Praktiker & Co?

Die erste Staffel über Zajac soll bereits abgedreht sein und nur noch auf einen Sendetermin warten. Vielleicht drehen Sie im Anschluss eine Sendung über Züchter und zeigen Ihren Zuschauern und begeisterten Zoohandlungsbesuchern das Leid der Vermehrertiere , oder gar den Umgang mit unbrauchbaren Würfen, die skrupellose Entsorgung von Tierbabys, die Schönheitsmakel aufweisen und somit als unverkäuflich gelten und klären über die physischen und psychischen Qualen der eingepferchten Tiere auf.

Vielleicht berichten Sie auch mal über den alltäglichen Horror, dem sich Tierschützer aussetzen, wenn sie Bilder wie diese ertragen müssen:

http://www.br.de/nachrichten/inhalt/tierhandlung-noerdlingen-schwaben-100.html

DAS fördert Ihre Sendung mit Verharmlosung und Lobpreisung der weltgrößten Zoohandlung. Tiere sind keine Ware!!

Ich bitte Sie erneut freundlich um eine Stellungnahme. Gern stehe ich Ihnen auch für ein aufklärendes Gespräch zur Verfügung, um Ihnen die Dringlichkeit auf emotionaler und politischer Ebene nahezubringen.

Eine Antwort erwarte ich selbstverständlich umgehend.

Vielen Dank!

Mit freundlichen Grüßen,
Sandra Lück