Mahnwache beim NDR in Hannover

Wie angekündigt, fand am 21. Oktober vor dem NDR-Gebäude in Hannover eine Protestveranstaltung statt, die sich gegen die in letzter Zeit auffällig einseitige Berichterstattung des Senders insbesondere zum Thema „Wolf“ richtete.

Trotz zahlreicher S-Bahn-Ausfälle in der Region Hannover und stürmisch-regnerischem Wetter am Vormittag, hatten sich 51 Teilnehmende nach Hannover begeben, um dem Protest-Aufruf unseres Mitglieds Thomas Mitschke zu folgen. Auch wir waren dabei und haben mit eindeutigen Plakatbotschaften das wichtige Anliegen unterstützt.

Wir stehen vollständig hinter den Forderungen nach einem investigativen Journalismus, der eine faire, ausgewogene und faktenbasierte Berichterstattung gewährleistet. Dies schien in letzter Zeit bezogen auf aktuelle Wolfs-Schadenereignisse nicht mehr der Fall zu sein. Exemplarisch benennt Thomas Mitschke die Berichterstattung zu Wolfsübergriffen auf ein Damwildgatter in Nettelkamp (Landkreis Uelzen), in Gräpel (Landkreis Stade) und in Döhle (Landkreis Harburg).

Uns ist klar, dass Reportagen von Menschen und einzelnen Redaktionen verfasst werden und der Norddeutsche Rundfunk nicht unter „Generalverdacht“ gestellt werden kann. Aber auch wir kritisieren das Weglassen oder Verschweigen wichtiger Fakten, die eine mögliche Mitschuld der Tierhaltenden an den Ereignissen belegen. Diese Details kommen auch nach unserer Wahrnehmung in der Regel eher viel zu kurz.

Öffentlichkeit und politisch Verantwortliche sind auf eine differenzierte, aufklärende Medienarbeit angewiesen, um sich eine sachlich fundierte Meinung bilden und angemessene Entscheidungen treffen zu können. Wie können Menschen Verständnis und Akzeptanz für das Wildtier Wolf entwickeln, wenn in den Medien nur sensationslüstern Bilder von zerrissenen Weidetieren gezeigt werden und ausschließlich führende Personen aus der Jägerschaft zu Wort kommen? Wie können wir politisch etwas für das Wildtier Wolf erreichen, wenn die Gesellschaft durch mangelnde Aufklärung und Sachlichkeit völlig voreingenommen und verängstigt ist?

Wir betonen ganz klar, dass auch uns die Bilder von getöteten Weidetieren unter die Haut gehen. Wir stellen uns aber stets die Frage. WARUM ist das passiert und hätte es vermieden werden können? Genau diese Informationen fehlen leider häufig in den Berichten bzw. wird eher beiläufig etwas über eventuell nicht ausreichenden Herdenschutz erwähnt. Bei dieser Gelegenheit äußern wir außerdem den Wunsch, auch getöteten Tieren eine gewisse Würde zuzugestehen und deren zerfetzte Körper nicht plakativ und voyeuristisch zur Schau zu stellen.

Wir fordern die Medien gemeinsam mit dem Veranstalter auf, in Zukunft eine wahrheitsgemäße, umfassende, neutrale und ausgewogene Darstellung ALLER Fakten in den Reportagen zu gewährleisten und nötigenfalls entsprechende Richtigstellungen zu veröffentlichen.

Positiv ist, dass der NDR sich der Kritik nicht entzogen hat und auf der Mahnwache vertreten war. Wir hoffen, dass der Sender sich in seinen Gremien nun mit den geäußerten Vorwürfen und Forderungen auseinandersetzt und diese in künftigen Berichten zu den Themen Wolf und Jagd entsprechend berücksichtigt.

Die Protest-Rede von Thomas Mitschke ist auszugsweise auf Facebook nachzulesen:
https://www.facebook.com/AntijagdverbandDeutschland/posts/pfbid0218zgY7U663AmQFoGvLxQwpkjZbmpqukze1Z5g5ZdFvAoTP6jp7xgAp8zMWQwj3KFl

Hinweis: Auf einigen Plakat-Botschaften bemerkten wir im Rahmen der Mahnwache den Begriff „Lügenpresse“. Wir distanzieren uns von der Verwendung dieser antidemokratischen Bezeichnung ausdrücklich.