Landwirtschaft
Der globale Fleischkonsum zerstört die Umwelt und ist mitverantwortlich für den Hunger in der Dritten Welt!
Von unserem Selbstverständnis her sehen wir uns als Teil der Tierrechtsbewegung, deren Anliegen wir zu politischem Durchbruch verhelfen wollen. Darüber hinaus sind wir überzeugt, dass auch ein konsequenter Schutz der natürlichen Lebensräume und des Klimas dringlicher ist denn je.
Die extrem hohe Bestandsdichte an „Nutztieren“ weltweit sowie die massive Zerstörung von Regenwäldern und Savannen für Agrarflächen, die als Weideland oder für den Futtermittelanbau genutzt werden, tragen erheblich zum Treibhauseffekt bei. Die weltweite „Viehwirtschaft“ trägt mit 18,3 Prozent CO2-äquivalenten Treibhausgasen mehr zum sog. Klimawandel bei, als der globale Individualverkehr, der rund 14 Prozent ausmacht.
Laut neuester UNO-Studie hungern rund 923 Millionen Menschen – und dies bei einer Getreideernte von weltweit 1,57 Milliarden Tonnen (Wirtschaftsjahr 2006). Jedem der 6,6 Milliarden auf der Erde lebenden Menschen stünden 652 Gramm Getreide pro Tag als Nahrung zur Verfügung. Doch jährlich werden weltweit 50 Prozent der Getreideernte und 90 Prozent der Sojaernte an „Nutztiere“ verfüttert. 80 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche der Erde werden für die Zucht und Haltung von „Nutztieren“ und für den Futtermittelanbau verwendet. Um 1 kg Fleisch zu erzeugen, benötigt man 7 bis 16 kg Getreide oder Sojabohnen. Bei der Umwandlung von Getreide in Fleisch gehen durch diese künstliche Verlängerung der Nahrungskette unter anderem 90 Prozent Eiweiß, 99 Prozent Kohlenhydrate und 100 Prozent Faserstoffe verloren.
Unbestritten ist also: Nichts trägt in so massiver Form zur Nahrungsmittelvernichtung bei wie der Fleischverzehr!
Mittlerweile sind viele arme Staaten aufgrund der Überschuldung gezwungen, hochwertige, für die menschliche Ernährung notwendige Pflanzennahrung als Viehfutter zu verkaufen. 60 Prozent der Futtermittel in der Massentierhaltung werden aus den Entwicklungsländern importiert.
Allein von 1960 bis 1985 holzte man mehr als 25 Prozent der Wälder Südamerikas ab, nur um Rinderherden Platz zu machen. Es ist nichts weniger als schockierend, was zur Erzeugung von 300 kg Rindfleisch notwendig ist: 2.500 Liter Treibstoff für Landrodung, Futtermittelanbau, Tiertransporte usw., 3,5 Tonnen Futtermittel wie Getreide oder Soja, 600.000 Liter Wasser für den Futtermittelanbau und 14.600 Liter Wasser für das jeweilige Einzeltier. Die ökologischen Belastungen betragen dadurch 3 Millionen Liter Kohlendioxid durch Verbrennung des Treibstoffes, 200.000 Liter Verdauungsgase der Tiere und 14,6 Tonnen Dung bzw. Gülle, die das Grundwasser verseucht.
Ein großer Teil des weltweit knappen Trinkwassers wird für die globale Nutztierhaltung verwendet, was zur Folge hat, dass vielen Menschen immer weniger davon zur Verfügung steht. Heute haben bereits rund 1,2 Milliarden Menschen kein ausreichend sauberes Trinkwasser!
Ein Mastrind produziert im Schnitt 20 Kilogramm Dung pro Tag, was bei Betrieben mit 10.000 Tieren zu 200.000 Kilogramm Exkremente führt und dem organischen Abfall einer Stadt mit 110.000 Einwohnern entspricht. Die in der Intensiv- und Massentierhaltung anfallende Menge an Gülle belastet aber nicht nur das Grundwasser, sondern trägt auch maßgeblich zum Waldsterben bei.
Mit den etablierten Parteien wird sich an der tierquälerischen Massentierhaltung kaum etwas ändern, weil bei ihnen Tierschutzpolitik nicht den notwendigen Stellenwert hat. Unter Horst Seehofer (CSU) hat es gravierende Rückschritte für den Tierschutz der so genannten „Nutztiere“ gegeben (z.B. die Rückkehr zur Batterie-Käfig-Haltung von „Legehennen“). Die mit großen Hoffnungen verbundenen 7 Jahre unter Rot-Grün waren – was Tierschutz anbelangt – auch erfolglos geblieben. Abgesehen vom Verbot der Legebatterien (Ersatz allerdings durch die ebenfalls tierquälerische Volierenhaltung) sind alle anderen dringenden Tierschutzprobleme liegen geblieben. Auch in der neuen Verordnung bleibt z. B. die Einzelhaltung von Schweinen in so genannten Kastenständen mit einer Breite von nur 70 cm erlaubt. Das Leiden der Tiere geht bis heute unvermindert weiter. Daher ist der langfristige Aufbau der Partei Mensch Umwelt Tierschutz alternativlos.
Fazit: Entweder eine grundlegenden Agrarwende oder eine Katastrophe!
Aus allen diesen Gründen kommt deshalb der so genannte tierlose ökologische Landbau unserem Ideal am nächsten, bei dem aus ökologischen, aber vor allem aus ethischen und Gründen auf jegliche Tierhaltung verzichtet und mit den natürlichen Lebensräumen verantwortungsvoll umgegangen wird. Die Erde ist Grundlage und Heimstatt allen Lebens, und es gilt, sie im Hinblick auf das Überleben und Wohlbefinden ihrer menschlichen und tierischen Bewohner zu bewahren.
Als realistische Übergangslösung befürworten wir die Bewirtschaftung mit ökologischer und „artgerechter“ Tierhaltung unter strengen Kontrollen durch Tierschutzbeauftragte. Mittelfristiges Ziel ist die Abschaffung der Anbindehaltung von Säuge- und Wirbeltieren sowie des lebenslangen Einpferchens auf kleinstem Raum. Tierquälerische Hühnerbatterien und ähnliche Anlagen zur Haltung von Puten, Enten, Gänsen, Kaninchen, Straußen usw. sind ohne Übergangsfristen und ausnahmslos gesetzlich zu verbieten.
Eine weitere Forderung besteht in der Reduzierung und Umstrukturierung der EU-Agrarsubventionen. Exportsubventionen für Fleisch und Milchprodukte sind zu streichen. In Umkehrung der bisherigen Subventionspraxis mit hohen Direktzahlungen an Betriebe mit Intensiv- und Massentierhaltung müssen zukünftig die bäuerlichen Kleinbetriebe mit ökologischer und so genannter artgerechter Tierhaltung die Nutznießer von Agrarsubventionen werden. Diese sind darüber hinaus durch steuerliche Maßnahmen zu fördern.
Wir setzen uns für eine Kennzeichnungspflicht ein, damit die Erzeugungsart von Fleisch- und Milchprodukten für den Konsumenten klar ersichtlich wird. Als weitere Maßnahme betrachten wir ein Verbot der Werbung für Fleisch- und Milchprodukte – ähnlich dem Verbot für Zigaretten- und Tabakwerbung – als notwendig.
Wir fordern ferner für alle landwirtschaftlichen Betriebe die Einführung einer jährlichen Emissionsabgabe, deren Höhe sich aus dem jeweiligen Tierbestand errechnet.
Der Mehrwertsteuersatz für Fleisch- und Fleischprodukte, der zurzeit 7 Prozent beträgt, muss als erster Schritt dem üblichen Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent angepasst werden; als zweiter Schritt erfolgt nach einer Übergangsfrist von 5 Jahren die Einführung einer „Fleischsteuer“ durch die Anhebung des Mehrwertsteuersatzes für Fleisch und Fleischprodukte auf 25 Prozent. Die gleiche Regelung tritt für Milch und Milchprodukte 5 Jahre nach der Einführung der „Fleischsteuer“ in Kraft.
Eine weitere Forderung besteht in einem Importverbot von Fleisch- und Milcherzeugnissen sowie anderen Produkten tierlichen Ursprungs, die nicht nach den Standards der deutschen Tierschutzbestimmungen produziert wurden sowie für nachweislich tierquälerisch erzeugte Produkte wie z.B. Stopfleberpastete, bestimmte Kaviarsorten und Froschschenkel.
Wir betrachten all diese Maßnahmen als ersten Schritt in die richtige Richtung: Eine Landwirtschaft mit ökologischer und so genannter artgerechter Tierhaltung ist die beste Prävention gegen Hormone und Antibiotika im Tierfutter, gegen Gammelfleisch und gefährliche Tierseuchen. Sie schafft neue Arbeitsplätze und sie wirkt sich positiv auf Klima und natürliche Lebensräume aus. Darüber hinaus trägt sie zu einer besseren Qualität der Nahrungsmittel bei und spart dadurch Kosten für unser Gesundheitssystem.