Aktuelles

Die derzeitigen Brände im Amazonasgebiet sind die größte Naturzerstörung seit Menschengedenken. Der tropische Regenwald benötigt tausende Jahre, um sich selbst und die ihm eigene Artenvielfalt wieder herzustellen! Umso wichtiger ist es, dass die Brände gestoppt werden und der bestehende Regenwald streng geschützt wird.
Dieser Aufgabe widmen sich sich diverse Projekte, die auf Unterstützung angewiesen sind. Während die Politik ein Stopp der Importe von durch Brandrodung hergestellten Produkte, wie Tierfutter und Fleisch, durchsetzen muss, ist es ebenso wichtig, dass die Zivilgesellschaft zusammenhält.

Hier drei unterstützenswerte Projekte:

? gaiama.org

? apremavi.org.br

? regenwald-schuetzen.org

Wald und Regenwälder

Alte indianische Weisheit: „Zuerst stirbt der Wald, dann der Mensch.“

„Kyrill ist der Name des Orkans, der am 18. und 19. Januar 2007 über weite Teile von Europa fegte und in Böen Windgeschwindigkeiten von bis zu 225 km/h erreichte. Der Sturm forderte 47 Todesopfer und führte zu Sachschäden in Millionenhöhe.

Betriebe, Kindergärten, Schulen und Universitäten mussten geschlossen bleiben, weil es zu erheblichen Beeinträchtigungen im Energie- und Verkehrssektor gekommen war. Über eine Million Menschen waren zeitweilig ohne Strom, Flüge mussten gestrichen und Fährverbindungen eingestellt werden. Der Bahnverkehr war in einigen Teilen Mitteleuropas nahezu vollständig lahm gelegt.

Was hat Kyrill mit dem heimischen Wald und der Restnatur zu tun? Sehr viel, denn Kyrill hinterließ katastrophale Folgen, die heute noch zu sehen sind!

In der BRD allein fielen rund 37 Millionen Kubikmeter Holz dem Sturm zum Opfer. Die größten Schäden warten in den Wäldern von Nordrhein-Westfalen zu verzeichnen. 12 Millionen Kubikmetern oder 25 Millionen Bäumen – etwa die Hälfte des deutschen bzw. ein Drittel des europäischen (30 Mio. Kubikmeter) Verlustes – waren zu beklagen. Im Thüringer Wald, wo der Orkan ebenfalls sehr heftig zuschlug, rechnet man mit etwa 500.000 Festmetern, also etwa 215.000 Tonnen Sturmholz. Er hinterließ in Thüringen 6300 ha Kahlflächen, 4700 ha gelichteten Wald und verstreute Baumwürfe auf 200000 ha.

Die Gründe für diesen Schaden sind jedoch nicht nur Kyrill zu zuschreiben, denn viele Baumbestände waren bereits durch die Jahrzehnte andauernde Luftverschmutzung und den saueren Regen vorgeschädigt.

Etwa ein Drittel der Fläche der Deutschlands ist bewaldet. Das klingt viel, doch vor ein paar Jahrhunderten waren es noch 90 Prozent. Vor allem hat sich der deutsche Wald unter dem Einfluss des Menschen verändert – gezwungenermaßen! Naturbelassne Waldgebiete gibt es kaum noch. Sie mussten nach und nach dem so genannten Nutzwald weichen. Hier wird aufgeforstet und gerodet, um den unersättlichen Holzbedarf zu decken.

Jeder Deutsche verbraucht im Jahresdurchschnitt etwa einen Kubikmeter Holz: Papier, Baumaterial, Möbel, Fußböden oder Bretter. Vor allem Papier für Zeitungen, Magazine und Tausende Werbebroschüren macht etwa ein Drittel des Holzbedarfs aus. Weil die Nachfrage schneller wuchs als der Wald, ging man dazu über, schnell wachsende Bäume, wie zum Beispiel Fichten aufzuforsten. Die Folge davon war, dass die natürlichen und robusten Mischwälder drastisch abnahmen und mit ihm die Bestände vieler Tierarten, denn je vielfältiger der Wald ist, desto mehr Tierarten bietet er eine Heimat.

Baum

Foto: Wilhelm Pröhl


Anfang der 1980er Jahre beherrschten Schlagzeilen wie etwa „Der Wald stirbt“ die Medien. Der Wald hatte unter dem saueren Regen gelitten, weil die Industrie und Privathaushalte zu sorglos Schwefelwasserstoffe und andere Gifte in die Luft gepumpt hatten. Vor allem die schwefelhaltigen Abgase der Braunkohlekraftwerken der ehemaligen DDR setzten dem deutschen Wald schwer zu.

Forstwissenschaftler prognostizierten, dass um die Jahrhundertwende kaum nicht ein Baum vorhanden wäre. Erstaunlicherweise reagierte die Politik: Der Industrie wurden Filteranlagen verordnet, dem Autofahrer Katalysator und bleifreies Benzin. Der Wald schien vorerst gerettet! Trotzdem ist das kein Grund zur Entwarnung, denn unbestritten ist, dass es im Wald immer noch riesige Probleme gibt.

Heute sind es die Stickstoffverbindungen aus der Massentierhaltung und die industriellen Abgase, die über die Luft und Regen in den Waldboden gelangen. Stickstoffverbindungen sind aber das Leibgericht des Waldes. Die so gedüngten Bäume wachsen schneller als normal und sind anfälliger für Krankheiten und Insekten geworden.

Die Bundesregierung brüstet sich zwar mit einer „leichten Erholung“ der Wälder, aber der BUND kommt zu einem ganz anderen Ergebnis: Von einer Verbesserung des Waldzustandes kann keine Rede sein! Zwei Drittel des Waldes – dieser winzigen Restnatur, die Mensch und Tier geblieben ist – sind inzwischen signifikant geschädigt. Ein viertel der kranken Bäume gelten sogar als schwer geschädigt. Industrielle Emissionen wie die giftigen Stickoxide und Ammoniak verseuchen weiterhin die Waldböden und das Grundwasser. Orkane, tropische Hitzeperioden, Ozon, Trockenheit und Insekten tun ihr übriges.

Wir fordern von der Regierung Maßnahmen, um den Wäldern und der Restnatur zu helfen. Klimapolitik sowie Landwirtschafts- und Verkehrspolitik müssen angemessen an den Bedürfnissen der Natur ausgerichtet werden.

Aufforstung von gesunden Mischwaldbeständen wäre der erste Schritt, die Vergrößerung von Waldregionen (Naturschutzgebiete mit Sonderstatus) – ohne jede forstwirtschaftliche Nutzung der zweite Schritt und drittens ein Jagdverbot in diesen Gebieten, so dass sich das natürliche Gleichgewicht zwischen Wald und Wild selbst regulieren kann.

Der Mensch ist nicht das Maß aller Dinge!

 

Regenwald2

Foto: aboutpixel.de / Posierender Vogel (c) Patty

Die Regenwälder sind die Lungen der Erde…

Die Regenwälder versorgen uns mit sauerstoffreicher Luft. Sie absorbieren riesige Mengen an CO2 und geben den lebenswichtigen Sauerstoff ab. Darüber hinaus beheimaten sie eine größere Anzahl von Tieren und Pflanzen als alle anderen Öko-Systeme auf diesem Planeten zusammen. Gegen alle Vernunft werden seit Jahrzehnten die Regenwälder der Erde in einem unvorstellbaren Ausmaß von uns Menschen zerstört.

Greenpeace gibt an, dass jährlich rund 120.000 bis 150.000 Quadratkilometer Regenwald weltweit verschwinden. Es gibt sogar Schätzungen (Organisation „Rettet den Regenwald e.V.“), die noch höher liegen. Weltweit wurden in den vergangenen 50 Jahren insgesamt mehr als die Hälfte aller tropischen Wälder auf unserem Planeten unwiederbringlich zerstört.

Das Amazonasbecken ist das größte noch verbliebene und intakte Regenwaldgebiet der Erde. Es ist massiv bedroht, wenn die Abholzung so weiter geht wie bisher. Von den einst 1,6 Milliarden ha Regenwald sind heute nur noch knapp 1 Milliarde ha vorhanden. Pro Minuten fallen den Kettensägen oder der Brandrodung rund 30 Hektar (= ca. 30 Fußballfelder) zum Opfer – 43.200 Hektar pro Tag, das entspricht einer Flache von 150.000 km² im Jahr!

Geht die Zerstörung so weiter, werden im Jahr 2020 nur noch 80 bis 90 Prozent des heutigen Regenwaldes existieren! Zig Milliarden von Tieren werden ihr Leben verlieren, unzählige Tier- und Pflanzenarten werden für immer vom Antlitz der Erde verschwunden sein!

Aber die Erhaltung des Regenwaldes ist nicht nur für den Artenreichtum und als Sauerstofflieferant so immens wichtig, er ist auch die Apotheke der Welt. Das amerikanische „National Cancer Institut“ hat 3000 Pflanzen identifiziert, die signifikant wirksam gegen Krebs sind; 70 Prozent davon stammen aus den tropischen Regenwäldern. Abgesehen davon sind die riesigen Regenwaldregionen für das globale Klima von größter Bedeutung; sie sind die Lungen der Erde!

Gegen alle Vernunft rückt man dem Regenwald weltweit zu Leibe. Indonesien vernichtet seine Regenwälder, um die weltweite Nachfrage nach Palmöl zu stillen. Wo einst ein intakter Urwald wucherte, sind Monokulturen entstanden. Die Tierwelt leidet dort extrem. Von 1992 bis 2003 wurde die Hälfte des Lebensraums der Orang-Utans und vieler anderer Tierarten Indonesiens vernichtet.

Um den Sojaanbau für „Nutztierfutter“ in Brasilien auszuweiten, wurde die Anbaufläche in den letzten fünf Jahren jährlich um 10 Prozent vergrößert. Die meisten Flächen wurden dabei in den Gebieten des Amazonas, des Cerrado und des Atlantikwaldes „urbar“ gemacht, die zu den artenreichsten Ökosystemen der Erde gehören. In den Jahren 2002 und 2003 stieg die landwirtschaftliche Nutzfläche in Amazonien um 1,1 Millionen ha an; 70 Prozent davon werden für den Sojaanbau genutzt. Jahr für Jahr werden laut Schätzungen 700.000 Hektar im Amazonaswald für den Anbau von Soja abgeholzt. Der WWF geht davon aus, dass innerhalb der nächsten 15 Jahre vermutlich 22 Millionen Hektar an natürlichen Lebensräumen allein in Lateinamerika dem Sojaanbau zum Opfer fallen werden.

Ist der Wald gerodet und die Plantagen in Betrieb, werden in die angrenzenden Ökosysteme zusätzlich geschädigt, denn es werden Unmengen an Pestiziden zum Einsatz gebracht. Durch diese Pestizide wird das Grundwasser in der Umgebung der Plantagen verseucht – Tiere und Menschen nach und nach mit immer mehr Giftstoffen belastet. Ferner wird durch die Rodung der Regenwälder der Bodenerosion Vorschub geleistet, was wiederum zu einer Verschmutzung der Flüsse führt, die Schlamm und Schwebeteilchen bis an ihre Mündung transportieren. 55 Millionen Tonnen Erdreich gehen dadurch Brasilien jedes Jahr verloren.

Wertvolle Ökosysteme, die für den Klimahaushalt der Erde äußerst wichtig sind, werden so durch die weltweite Gier nach Fleisch und den resultierenden Sojaanbau auf alle Zeiten vernichtet. 7.000 Hektar Wald werden in Brasilien jeden Tag für neue Weideflächen und den Anbau von Soja gerodet und mittlerweile auf über 18 Millionen Hektar angebaut. 75 Prozent werden in die EU exportiert, meist als Futtermittel für „Nutztiere“.

Aber nicht nur der Fleischkonsum vernichtet Regenwälder. Auch der steigende Papier- und Holzbedarf ist für die ungebremste Zerstörung verantwortlich.

Um den Regenwald zu retten, fordern wir die Regierung auf, Palmölimporte unverzüglich und drastisch zu reduzieren. Energieversorger, die noch Palmöl aus Südamerika und Südostasien beziehen, müssen per Gesetz gezwungen werden, nur alternative Bio-Energie-Träger aus dem europäischen Raum zu verwenden. Die Beimischung von Bio-Äthanol in Benzin muss unverzüglich eingestellt werden. Ebenso ist ein striktes Importverbot für Sojaschrot aus Regenwaldgebieten zu erlassen. Auch der Import von Papier aus den betroffenen Regionen muss eingestellt werden.

Als begleitende Maßnahmen sollte eine umfassende Aufklärungskampagne über die ökologischen und ökonomischen Nachteile des Fleischkonsums im Zusammenhang mit Klima und Regenwaldzerstörung betrieben werden.

Die reichen Industrienationen tragen die Hauptschuld an der Zerstörung dieser wertvollen Ökosysteme; sie sind für das Leiden und den Tod von Milliarden von Tieren, die dort seit „Ewigkeiten“ leben, verantwortlich. Nicht nur die Tiere leiden, auch die menschlichen Ureinwohner der Regenwälder stehen kurz vor dem Exitus.

Wir ergreifen Partei – auch für die fernsten Regionen, denn Verantwortung und Mitgefühl kennen keine Grenzen!

 

Waldsterben

Foto: Arbeitskreis Tierrechte & Ethik

Das Ende des Regenwaldes – Erst stirbt der Wald, dann der Mensch

„ZeitenWENDE“ (Ausgabe 26 / 2007)
Franziska Ute Gerhardt

Inzwischen wissen es alle: Der tropische Regenwald ist bedroht, und das hat etwas mit dem Klima zu tun. Davon sind auch wir in Europa betroffen! Selbst die Politiker, die sich in der Regel blind und taub stellen, wenn es um ökologische Probleme geht, leugnen nicht mehr die drohende Katastrophe. Bekannt ist, dass die tropischen Regenwälder die wichtigsten Speicher für das Klimagas CO² (Kohlendioxid) sind, aber die näheren Zusammenhänge wurden systematisch verschleiert; daher wissen nur die wenigsten darüber Bescheid. Es ging ja um die Begünstigung einer mächtigen Lobby.

Bedeutet der neuerdings zu beobachtende Aktionismus der Politiker ein ernst gemeintes Umdenken, oder werden augenblicklich nur Potemkinsche Dörfer gebaut, um dann wieder zum „business as usual“ überzugehen?

Fakt ist: Heute sind mindestens 50% des ursprünglichen Regenwaldes schon zerstört. Schuld daran ist die immense Gier der reichen Industrienationen nach Rohstoffen wie Tropenholz, Zellstoff, Gold, Erdöl, Kautschuk, Palmölprodukten und neuerdings Koltan für Handys und PCs.

Aber vor allem vernichtet der in den letzten Jahrzehnten weltweit explosionsartig angestiegene Fleischkonsum den Regenwald. In Südamerika und Südostasien wurden und werden riesige Flächen für Weidewirtschaft und Futtermittelanbau gerodet. Im Fokus der „Klima-Politik“ der Regierungen und der Berichterstattung der Medien stehen die CO²-Emissionen, verursacht durch Schwerindustrie, Energiewirtschaft, Individualverkehr und private Haushalte. Der immense Fleischkonsum dagegen wird als wesentliche Ursache des Klimawandels kaum erwähnt. Das Methangas aus dem Verdauungstrakt der Rinder und Schafe, die für den Fleisch- sowie Milchkonsum und für Wolle gezüchtet werden, macht ca. 18 Prozent der „Klima-Killer“ aus, genauso viel wie der Individualverkehr (mit Flugzeug und Auto).

Die EU ist längst auf Futtermittel-Importe angewiesen. Soja für die Schweinemast wird mehr und mehr im brasilianischen Amazonasgebiet angebaut, und die Bundesregierung und ihre Institutionen sind mitverantwortlich für Projekte, die massiv zerstörerische Eingriffe in der Amazonasregion bewirken. Brasilien ist der zweitgrößte Sojaexporteur der Welt. Aber auch in den Regenwaldgebieten von Bolivien und Paraguay wird Soja vermehrt angebaut, denn seit BSE ist Sojaschrot das wichtigste Futtermittel in der Massentierhaltung. Brasilien besitzt noch riesige Flächen, auf denen die Produktion ausgeweitet werden soll, vor allem in den Regenwäldern am Amazonas.

22 Millionen Hektar Regenwald und andere wertvolle Naturräume sind durch Soja-Anbau in Südamerika bedroht. Die weltweite Gier nach Fleisch kennt keine Grenzen, „das große Fressen“ im Amazonas-Regenwald geht weiter: Der brasilianische Kongress wird demnächst über eine Gesetzesvorlage entscheiden, nach der 50 Prozent des Amazonas-Regenwaldes zur landwirtschaftlichen Nutzung und für die Weidewirtschaft gerodet werden sollen! Das entspricht ca. der vierfachen Fläche Portugals!

Das Hauptgeschäft macht der Agrar-Multi „Maggi“, dem die bundeseigene Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) einen 12-Millionen-US-Dollar-Kredit zum weiteren Ausbau der Anbauflächen gegeben hat.

Fakt ist: Deutschland ist einmal wieder Weltmeister, diesmal im Papierverbrauch. Jede/r Deutsche verbraucht im Durchschnitt 230 kg Papier pro Jahr (Brasilien 40 Kg.). „Unsere Zukunft liegt im Klopapier“, sagte ein Manager des Zellstoff-Konzerns Aracruz. Eine breite Schneise von Eukalyptus-Plantagen dieser Zellstoff-Firma zieht sich durch den brasilianischen Bundesstaat Espirito Santo und hat den artenreichen Mata Atlantica (Atlantische Regenwald) komplett zerstört. Aracruz-Zellstoff gelangt auch auf den deutschen Markt und steckt in Produkten von Kimberly Clark (Hakle, Kleenex), Procter & Gamble (Tempo-Taschentücher, Pampers, Bounty-Haushaltsrollen).

Auch die Regenwälder Südostasiens sind akut bedroht. Auf Sumatra fressen Plantagen für Palmöl und Zellstoff für blütenweißes Papier die Heimat von Waldelefant, Sumatra-Tiger und Nashorn. Einheimische werden systematisch von Plantagenkonzernen vertrieben, Flüsse werden mit Abwässern vergiftet, Lebensraum wird zerstört. Führend sind die indonesischen Konzerne APRIL und APP. Geschäfte mit diesen Regenwald-Vernichtern machen auch deutsche Unternehmen und Banken wie die Hamburger Paper Union („Paper One“). Deutsche Banken geben millionenschwere Kredite, die durch die Bundesregierung mit Hermesbürgschaften abgesichert werden. Der Konzern APRIL setzt damit seinen Vernichtungsfeldzug für die Zellstoffproduktion in anderen asiatischen Ländern wie zum Beispiel Malaysia fort.

Ähnlich steht es um Borneos Regenwälder. Mit finanziellen Garantien will die Weltbank (Deutschland ist drittgrößter Geldgeber der Weltbank) eine 1,2 Milliarden US-Dollar teure Zellstoff-Fabrik in Südkalimantan absichern. Das geplante Projekt bedroht die ohnehin schon stark geschädigten Urwälder – die Heimat der letzten Orang-Utangs. Laut Regenwald Report 4/05 und Recherchen von Global 2000 (Wien) ist die Deutsche Bank über „United Fiber System“ (UFS) in die Zellstoffproduktion in Südkalimantan und damit in die Regenwaldzerstörung direkt verwickelt.

Die Düsseldorfer Westdeutsche Landesbank (WestLB) ist auch in die Zerstörung der Regenwälder verstrickt. Sie finanziert die Ölpipelines, die sich durch die ecuadorianischen Bergregenwald-Regionen fressen. Die Gier nach dem schwarzen Gold vernichtet dort den Lebensraum unzähliger Menschen und Tiere. All dies sollte der WestLB bekannt sein, ebenso die Ermordung und Inhaftierung von Umweltaktivisten, die den Bau der Pipelines verhindern wollten.

Die wahrlich brandaktuellste Bedrohung der Regenwälder geht aber derzeit von selbst ernannten Klimaschützern aus: „Biodiesel“. Für diesen Biodiesel werden zur Zeit auf Kalimantan (Borneo) riesige Waldbestände durch Brandrodung vernichtet, um dort Palmölplantagen zu errichten. Die Bevölkerung kann die Rauchbelastung über hunderte Kilometer nur mit Atemschutzmasken aushalten. Unzählige Tiere kommen in den Flammen um. Zynischerweise werden durch diese Brände, die angeblich der Einsparung von CO² dienen sollen, auch noch Unmengen dieses Treibhausgases, das bisher im Boden gebunden war, freigesetzt. Auch deutsche Kommunen wollen ihre Energiewirtschaft auf „Bio“ umstellen. Befürworter des „Biodiesel“ verweisen auf die Dringlichkeit der drohenden Klimakatastrophe. Dass der Anbau von Rohstoffen für Bio-Kraftstoff die letzten intakten Regenwaldgebiete bedroht, wird in Kauf genommen!

Für den Raubbau an den Regenwäldern sind also keineswegs nur die lokalen Regierungen und Bevölkerungen verantwortlich sowie die viel geschmähte Korruption vor Ort. Die Schuldigen sind Weltbank, IWF, die Regierungen der Industrienationen und die Banken, die mit den Lobbyisten und ihren Großkonzernen gemeinsame Sache machen. Schließlich geht es um das ganz große Geld. Der Raubbau ist aber nicht nur die Folge des Profitstrebens der Konzerne Banken und Regierungen, sondern vor allem sind die Konsumgewohnheiten der Menschen in den westlichen Industrienationen der Grund für den globalen Kahlschlag.

Es geht um die Lebensgrundlagen unzähliger Tiere und Menschen, und zwar nicht nur vor Ort, sondern auch in unseren Regionen. Sterben die großen Waldgebiete der Erde, dann stirbt auch bald der Mensch. Der Schutz der Regenwälder ist kein Luxus für bessere Zeiten! Gerade für Globalisierungs-kritische Menschen, wie sie in unserer Partei zusammengeschlossen sind, sollte er absolute Priorität haben.

II. Quartal 2007

Quellenangabe und Adressen für weitere Informationen zum Thema Regenwaldzerstörung können bei der Redaktion angefragt werden.

Wikipedia-Artikel Regenwald
Faszination Regenwald e.V.
www.umsu.de – Der Tropische Regenwald – Eine Online-Ausstellung
Die Regenwaldseite (deutsch)
www.umweltkids.de – „Kids für die Umwelt“: Einführung in die Regenwaldproblematik und weiterführende Informationen
Webseite von „Rettet den Regenwald e.V.“
POEMA – Armut und Umwelt in Amazonien
Website von Pro REGENWALD, München
www.tropica-verde.de – Regenwaldschutz in Costa Rica
www.regenwald-peru.de – Ökologischer Landbau als Regenwaldschutz
info.greenpeace.ch – Links zu Firmen, die Holz mit dem FSC-Siegel verkaufen
Zerstörung der Wälder kaum gebremst (Netzeitung, 21. März 2006)
Manipulation der öffentlichen Meinung in den USA (über den Regenwald) Quelle:OEW
The Rainforestsite (englisch)
www.robinwood.de
www.treffpunkt-recyclingpapier.de

 

Lebe wohl, mein deutscher Wald…  Wald- und Artensterben in deutschen Landen

„ZeitenWENDE“ (Ausgabe 28 / 2007)
Franziska Ute Gerhardt und Stefan Bernhard Eck

Noch vor einigen Jahrhunderten waren 90 Prozent der Fläche Deutschlands von „Urwald“ bedeckt. Heute ist nur noch ein Drittel von Deutschland bewaldet. Und von „Urwald“ kann natürlich auch keine Rede mehr sein; er wurde zum „Nutzwald“ umfunktioniert, er fiel einem fragwürdigen Fortschritt und den noch fragwürdigeren „Kulturlandschaften““ zum Opfer. Der mitteleuropäische „Urwald“ war ein natürlich gewachsener Wald mit gesundem Boden, ein höchst komplexes und intaktes Ökosystem: Moose, Flechten, Pilze, dann niedrige Pflanzen und schließlich Laub- und Nadelbäume. Er war Lebensraum für unzählige Tierarten: Mikroorganismen, Insekten, Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere. Es gab „Raubtiere“, darunter auch Wölfe, Bären, Luchse und Wildkatzen, die für ein Gleichgewicht der Tierpopulationen sorgten. Der überwiegende Teil der ausgedehnten Waldflächen fiel aber nach und nach der Landwirtschaft und der Besiedelung zum Opfer. Wildkatze, Luchs und Wolf sind bis auf wenige Exemplare verschwunden. Der letzte Bär wurde vor 170 Jahren erschossen – einmal abgesehen von dem aus Italien eingewanderten Braunbär Bruno, der 2006 auf Geheiß des bayerischen Staatsministers für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, Werner Schnappauf, zur Strecke gebracht wurde. Heute gibt es kaum noch größere zusammenhängende Waldgebiete bei uns; immer mehr Wanderwege, Skipisten, asphaltierte Zufahrtswege, Landstraßen und Autobahnen, vier- bis achtspurige Todesstreifen für die Wildtiere, zerschneiden den Wald. Und wie in anderen waldreichen Ländern ist er auch in Deutschland zu einem immensen Wirtschaftsfaktor geworden. Weil die Forstwirtschaft schnell nachwachsende Bäume für Holzprodukte und Papier bevorzugt, wurden aus den ursprünglichen Mischwäldern Monokulturen für den permanent ansteigenden Holzbedarf. Jeder Deutsche verbraucht im Schnitt einen Kubikmeter Holz pro Jahr, zwei Drittel davon entfallen auf Papier! Lebe wohl, mein deutscher Wald …

Seit Ende der 70er Jahre wird das Phänomen „Waldsterben“ beschrieben. Die Emissionen aus Landwirtschaft, Industrie, Kohlekraftwerken sowie Autoabgase schädigen als Stickoxide, Ammoniak und Schwermetalle die Bäume. Als „saurer Regen“ erzeugen sie „saure Böden“ oder greifen direkt als Luftschadstoffe das Blattwerk an. Erreichen die Giftstoffe schließlich die Wurzeln, stirbt der Baum. Das in den 80er Jahren befürchtete großflächige Sterben der deutschen Wälder ist dank entsprechender Schutzmaßnahmen (Filteranlagen für die Industrie, Katalysatoren für Autos) noch nicht eingetreten, und direkt spricht man vom „Mythos Waldsterben“. Die Realität sieht aber anders aus, denn nach Angaben der „Schutzgemeinschaft deutscher Wald“ waren im Jahr 2004 immer noch 31 Prozent des Waldbestandes erheblich geschädigt. „Mythos“ Waldsterben – Fehlanzeige, denn nach wie vor wird der Wald durch Gülle bedroht. Neben Schwefeldioxid und Kohlenmonoxid durch Industrie, private Haushalte und Individualverkehr trägt vor allem die Überdüngung indirekt zum Waldsterben bei, weil riesige Mengen an Stickstoffverbindungen – eine Folge der Massentierhaltung – über Luft und Regen in Boden und Grundwasser gelangen. Dadurch wachsen die Bäume zwar schneller – Stickstoffverbindungen sind „ideale“ Düngemittel – die Bäume sind aber weit anfälliger, so für den „Schädling“ Borkenkäfer. Zudem schwächt die zunehmende Trockenheit den Baumbestand. Ein ausgetrockneter Baum produziert kaum noch Harz als natürliche Abwehr gegen den nimmersatten Käfer, der in einem gesunden Mischwald viel weniger Schaden verursachen kann. Wer Fleisch und andere Tierprodukte konsumiert, ist indirekt für die Zerstörung unserer Waldgebiete mitverantwortlich. Sieben, vielleicht acht Prozent der Deutschen sind nach Schätzungen Vegetarier, aber nur 600.000 Menschen ernähren sich hierzulande vegan. Lebe wohl, mein deutscher Wald …

Die auf Monokulturen ausgerichtete Forstwirtschaft, die Waldschädigung durch industrielle Schadstoffemissionen, die Überdüngung und der anthropogene Treibhauseffekt, der zerstörerische Stürme hervorruft, werden zum allmählichen Exitus des deutschen Waldes führen. Schon vergessen? Der Orkan Kyrill jagte im Januar 2007 mit bis zu 225 Stundenkilometern über Deutschland hinweg und vernichtete riesige Waldflächen. Und mit dem Wald werden viele Tier- und Pflanzenarten aussterben. Je gesünder der Wald, desto mehr Arten können dort leben. Noch findet man in unseren Wäldern viele wunderschöne Pflanzen, noch leben hier seltene Tiere wie Waldkauz, Uhu, Eichelhäher, Spechte, Dachse, Rehe, Hirsche, Wildschweine, Füchse, Marder, Eichhörnchen – im Harz und in der Eifel auch kleine Populationen von Wildkatzen sowie Reptilien, darunter die selten gewordene Kreuzotter, und viele Insektenarten. Aber wie lange noch? Nach der aktuellen „Roten Liste“ Deutschlands gelten mittlerweile 5 416 (39 Prozent) Pflanzen- und Pilz-Arten als gefährdet; bei den Wirbeltieren sind es 259 Arten (38 Prozent) und bei den Insekten, vor allem Käfer, 2 457 Arten (41 Prozent). Nach dem im April 2007 veröffentlichten IPCC-Bericht (Intergovernmental Panel on Climate Change) besteht weltweit für 20 bis 30 Prozent aller Arten ein „hohes Risiko“ auszusterben, sollte die globale Temperatur um 1,5 bis 2,5 Grad weiter ansteigen. Und die Auswirkungen des Klimawandels gehen an Deutschland nicht vorbei; der Winter 2006/2007 war der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1861. Lebe wohl, mein deutscher Wald …

Das Waldsterben wird bagatellisiert, aber es dient immer noch als Vorwand für die Jägerschaft, den Wald vor „Verbissschäden“ mit dem Gewehr im Anschlag zu bewahren. Dabei werden jährlich rund 1000 Tonnen hochgiftiges Blei in Boden und Bäumen hinterlassen: die Schrot- und Bleikugeln, die ihr Ziel verfehlt haben. Von der einstigen Idylle ist nicht mehr viel übrig: Zigtausende Jäger-Hochsitze, Schneisen für Hochspannungsleitungen, Windkrafträder und trostlose Monokulturen verschandeln die Wälder. Lebe wohl, mein deutscher Wald …