Hühner-Ei

Text und Bild: Matthias Ebner

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Die Sache mit dem Ei

Eine ethische Betrachtung des Eier-Konsums bzw. deren „Produktion“

Auch in der heutigen Gesellschaft gelten Eier noch immer als ein Stück Lebenskraft und zudem als eines der wertvollsten Lebensmittel. Kaum ein Konsument vermutet dabei, welche Prozesse und vor allem, welche Tierquälerei sich hinter der Produktion verbergen. „Hühner legen ja sowieso Eier!“ ist nur eine von vielen Aussagen, welche leider falsch sind, aber von den Konsumenten nur zu gerne geglaubt werden. Aus diesem Grund hier einige Fakten.

Elterntiere, Elterntierfarmen und Brütereien

Als Elterntiere werden Legehennen bezeichnet, welche in sogenannten Elterntierfarmen immerzu für Unmengen an Nachschub an befruchteten Eiern für die Brütereien sorgen müssen. Die Brütereien selbst produzieren durch das künstliche Ausbrüten der Eier neue Legehennen und somit schließt sich der Kreislauf.

Die Elterntiere, welche aufgrund ihrer Hochleistung von ca. 300 gelegten Eiern pro Jahr innerhalb eines knappen Jahres völlig ausgemergelt und „verbraucht“ sind, werden direkt zur Schlachtung gebracht. Eigentlich könnten Hühner zwischen 10 und 15 Jahre alt werden – wenn man sie ließe.

Zum Vergleich: Die natürliche Produktion von Eiern betrug beim Urhuhn „Bankivahuhn“ 18 Eier im Jahr. Die unglaubliche Zahl von 300 Eiern pro Huhn und Jahr verdanken wir Hybridhühnern, welche genetisch so gezüchtet und verändert wurden, bis anschließend ein Hochleistungshuhn entstand, welches in der Lage ist, diese enorme Zahl an Eiern zu legen.

Die Elterntiere stammen ursprünglich selbst aus einer Brüterei und ausschließlich der Käufer und sein zugehöriger Betrieb entschieden das Schicksal der Tiere. In diesen Elterntierfarmen gibt es auch einige wenige Hähne, welche ausschließlich der Befruchtung der Eier dienen. Die Eier werden direkt nach dem abgeschlossenen Prozess der Befruchtung in die Brüterei gebracht.

Küken in einer Brüterei

Küken in einer Brüterei

Dort werden die Eier in Plastikkisten unter Rotlicht künstlich ausgebrütet, was bedeutet, dass die Küken niemals ihre Mütter und deren Fürsorge erleben werden. In der heutigen Zeit darf eine Legehenne, ganz gleich ob aus einem Lege- oder Elterntierbetrieb, keines ihrer Eier mehr selbst ausbrüten. Dies ist besonders grausam, da Hühner sehr fürsorgliche und liebevolle Mütter sind, die bereits mit ihren Kindern durch verschiedene Pieplaute kommunizieren, wenn diese noch im Ei sind.

In den Brütereien ist zudem eine besonders hohe Zahl an ungeborenen Küken, welche es nicht selbstständig aus dem Ei schaffen, erschreckend. Während ein Huhn ihr Küken bei der Geburt durch Aufpicken der Schale unterstützt, wird in Brütereien keinerlei Rücksicht auf diese Küken genommen und die Tiere landen, noch im Ei verblieben, aber bereits im Prozess des Schlüpfens und zudem voll entwickelt, im Mülleimer. Dies bedeutet MILLIONEN voll entwickelter und lebensfähiger Tiere „ohne Wert“, produziert für den Müll.
Die Produktion der Hochleistungshühner in Brütereien und den dazugehörenden Markt teilen sich zu 80% ausschließlich zwei Großkonzerne: „Lohmann Tierzucht“ in Cuxhaven und „Hendrix Genetics“ aus den Niederlanden (mehr Informationen dazu hier).

Auch die Firma „Wiesenhof“, welche durch mittlerweile einige einschlägige tierschutzgesetzrelevante Skandale aus den Medien bekannt ist, betreibt einige kleinere Brütereien und verpflichtet alle an „Wiesenhof“ angeschlossenen Betriebe zur Abnahme der eigenen Küken.

50 Millionen jährlich getötete Eintagsküken in Deutschland – eine unfassbar hohe Zahl

Sobald die Küken in den Brütereien schlüpfen, beginnt für sie die Tortur.
Auf einem Förderband sitzend, noch nicht richtig in dieser Welt angekommen, packen mal grobe, mal sanftere Hände nach den Küken und unterteilen diese nach männlich und weiblich. Diesen Schritt nennt man Küken-Sexen.

Die weiblichen Tiere werden in Kisten neben dem Förderband geworfen (sie werden für die Eiproduktion verwendet und somit am Leben gelassen). Die männlichen Tiere verbleiben meist auf dem Förderband, welches in einen Trichter führt, an dem, wenige Minuten oder Stunden nach der Geburt, der Tod, entweder durch lebendiges „Geschreddert-Werden“ oder das Vergasen durch Kohlendioxid, wartet, da die männlichen Tiere naturgemäß keine Eier legen können und leider auch zu wenig/langsam Fleisch ansetzen, weshalb sie sich auch nicht zur Mast eignen.

Getötete Küken in einer Brüterei

Vergaste Küken in einer Brüterei

Bei beiden Methoden des Tötens haben die männlichen Küken unvorstellbare Todeskämpfe zu durchstehen, denn immer wieder überleben Tiere die Häckselmaschine schwer verletzt und in der Gaskammer kommt es vor, dass der Todeskampf Minuten andauert. Viele überleben die Gaskammer sogar, da zu viele andere Tiere über ihnen liegen, weshalb dann „nachgegast“ werden muss.

Die weiblichen Tiere erwartet, nachdem ihnen die empfindlichen Schnäbel ohne Betäubung abgeschnitten wurden, entweder das Schicksal als Elterntier oder als Legehenne.

Nach Paragraph 1 des Tierschutzgesetzes bedarf das Töten von Tieren eines vernünftigen Grundes. Tierschützer und Juristen bezweifeln, dass im Fall der Eintagsküken ein solcher vernünftiger Grund vorliegt. Denn hierbei geht es nur um Profitmaximierung, nicht direkt um Nahrungsgewinnung.
In der Ei- und Fleischproduktion gibt es bisher nur die Möglichkeit, zwischen Fleisch- ODER Legerassen zu wählen. Eine Hühnerrasse, welche beide für die heutige Intensivproduktion notwendigen Kriterien erfüllt, gibt es nicht.

Entweder die Rasse ist auf hohe Produktivität des Eierlegens ausgelegt, oder sie eignet sich hervorragend zum Mästen, da sie in sehr kurzer Zeit, mit wenig Futter, viel Fleisch ansetzt.
Allerdings sind sich Tierschützer und selbst Betreiber einig, dass, solange noch Tiere für Fleisch und Eier ausgebeutet werden, nur die Züchtung einer Rasse, welche beide Vorteile verbindet, aus der moralischen Krise des Eintagsküken-Tötens hinausführt.

Erlaubt ist die Praxis dennoch. Eine EU-Verordnung regelt sogar, wie das Zerkleinern und Ersticken der Küken genau durchzuführen ist, etwa, dass die Häckselmaschine nicht überladen werden darf und die Küken MAXIMAL 72 Stunden alt sein dürfen.

Lösungsansätze und ihre Bewertung

„Kein Mensch, auch nicht die Industrie, reißt sich darum, das Töten gesunder männlicher Eintagsküken weiterzuführen“, sagt Maria-Elisabeth Krautwald-Junghanns, welche als Tierärztin und Forscherin an der Universität Leipzig tätig ist und dort nach einer Methode sucht, dass zukünftig das Geschlecht der Hühnerembryonen bereits vor dem Schlüpfen festgestellt werden kann und somit das Schreddern von 50 MILLIONEN männlichen Küken im Jahr ein Ende hätte.

Ein weiterer wichtiger Erfolg wäre kurzfristig dennoch eine Hühnerrasse, die gleichzeitig beides kann: Die Frauen legten Eier, die Männer ließen sich mästen – als „Zweinutzungshühner“ bezeichnet man solche Rassen. Diese Rasse wäre jedoch ein Kompromiss für die Industrie, da sie nicht mehr ganz so viele Eier legen würde wie die bisher vorhandene eine Rasse und nicht mehr ganz so schnell und viel Fleisch ansetzen würde wie die andere. Daher wird die Industrie eine solche Rasse nicht freiwillig einführen.

Auch Bio-Eier sind keine Alternative

Hühner in Bodenhaltung

Hühner in Bodenhaltung | Quelle: iStockphotos

Die Haltungsformen in der Massentierhaltung (man bedenke, dass 97% aller tierlichen Produkte aus der Massentierhaltung stammen) sind die absolute Hölle für die Tiere, egal ob Käfighaltung (heutzutage als „Kleingruppenhaltung“ getarnt) oder Bodenhaltung. Selbst Freilandhaltung ist oft alles andere als schön bzw. artgerecht, da den Tieren nur eine viel zu kleine Fläche zur Verfügung steht, weshalb der Boden sehr schnell matschig wird und sich Krankheiten schneller verbreiten. Bzgl. des Küken-Tötens macht es jedoch keinen Unterschied, ob es ein Bio-Ei oder ein Ei aus einer konventionellen Haltungsform ist, denn auch Bio-Betriebe bekommen ihre Legehennen aus den konventionellen Brütereien. Die Hühner erleben immer unsägliche Qualen. Zudem endet auch für Bio-Tiere ihr ohnehin schon viel zu kurzes Leben nach der Legeperiode von nur einem Jahr im Schlachthof.

Fazit: die Lösung und der Weg zum Ziel

Nudeln mit Gemüse und Tofu statt Ei

Nudeln mit Gemüse und Tofu statt Ei | Quelle: iStockphotos

Aus diesen Gründen ist es das langfristige Ziel der PARTEI MENSCH UMWELT TIERSCHUTZ, dass ein Umdenken in den Köpfen der Menschen stattfindet und mehr und mehr auf den Konsum tierlicher Produkte verzichtet wird.

Pflanzliche Alternativen zu Eiern gibt es viele: Zum Backen kann man z.B. fertiges Ei-Ersatzpulver verwenden, Rührei lässt sich durch Rührtofu ersetzen und den typischen Eigeschmack erreicht man durch Kala-Namak-Salz. Vielleicht möchten Sie auch mal diese Rezepte ohne Ei ausprobieren.

Die 20 besten veganen Ei-Alternativen hat Peta zusammengestellt. Außerdem gibt die taz in diesem Artikel tolle Tipps zum Backen ohne Eier. Einfach mal reinschauen und ausprobieren, es lohnt sich.

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