Tierethik

Kurzer geschichtlicher Abriss/Hintergrund

Die Geschichte des Verhältnisses zwischen Tier und Mensch ist so alt wie die Menschheitsgeschichte. Leider ist sie – in ihrer Entwicklung fortschreitend – eine Geschichte von Unterdrückung, Misshandlung und Ausbeutung. Der geistige „Überbau“ für das Verhältnis beginnt im Abendland spätestens mit der Bibel: Das Christentum stellt den Menschen in den Mittelpunkt, erhöht ihn zu etwas Besonderem und liefert damit einen der ersten Beweise für menschlichen Speziesismus. Mit Neuzeit und Aufklärung gewann auch die philosophische Auseinandersetzung mit dem Thema Umgang mit Tieren an Fahrt, schließlich wurden im 19. Jahrhundert die ersten Vegetarier-Vereine gegründet und im 20. Jahrhundert, dem ersten Jahrhundert industrieller Tierausbeutung, muss man nicht lange nach wissenschaftlicher Beschäftigung mit dem Thema suchen – genannt seien hier nur (der umstrittene) Peter Singer oder für Deutschland Richard David Precht. Aber es soll nicht vorrangig darum gehen, wie die Tiere in der Geschichte betrachtet und behandelt wurden – uns geht es um die Zukunft und das, was wir Menschen besser und anders machen können.

Braucht man Fleisch für eine gesunde Ernährung?

Unabhängig vom philosophischen Hintergrund gibt es keinerlei evolutionären Zwang oder eine biologische Notwendigkeit, Fleisch zu essen. Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht – das haben viele Studien belegt – braucht der Mensch kein Fleisch. Damit steht es heute jedermann frei, sich für eine wohlschmeckende und gesunde vegetarische/vegane Ernährungsweise zu entscheiden. Es wäre eine echte zivilisatorische Weiterentwicklung, wenn sich Moral und Mitleid auf dem Teller widerspiegeln würden. Wer tatsächlich Mitleid mit den Tieren hat, der isst sie nicht. Und wer Tiere isst, dem tun sie nicht leid. Es gibt viele Tierfreunde, die vom Fleisch nicht lassen können, diese möchten wir zu einem selbstkritischen Nachdenken anregen.

Tierethik in unserer Partei

Wie also sehen und verstehen wir Tierethik? Geistige Grundlage unserer Partei und unseres Programmes sind einerseits ein konsequenter Anti-Speziesismus, andererseits die Übernahme der vollen Verantwortung für unsere Handlungen als Menschen. Wir sind überzeugt davon, dass wir Menschen als derzeit bestimmende bzw. machthabende Spezies die Verantwortung für die Erde, auf der wir leben, und die Mitgeschöpfe, die sie bevölkern, tragen. Die Natur und alle Mitgeschöpfe sind mit Respekt zu behandeln und vor Gewalt und Missbrauch zu schützen. Dabei ist jedes Wesen aus sich heraus schützenswert und mit Rechten versehen. Tierrechte bilden damit die ethische Basis unseres Handelns und unserer politischen Forderungen und Vorhaben.

Das Tierschutzgesetz

Ein Beispiel: „Niemand“, so steht es in § 1 des deutschen Tierschutzgesetzes, „darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.“ Unbestreitbar dürfte aber sein, dass der gewaltsame und vorzeitige Tod den maximalen Schaden für das betreffende Tier darstellt. Als „vernünftiger Grund“ muss der anschließende Fleischverzehr herhalten. – Wenn man Tierrechte ernst nimmt, und das tun wir, ist, klar, dass das Gesetz völlig anders ausgelegt und angewendet werden muss.

Fazit

Wir halten die Anerkennung von Tierrechten in unserer heutigen Gesellschaft für „alternativlos“. Zur Weiterentwicklung des postmodernen Menschen gehört für uns nämlich keinesfalls nur der technologische, sondern genauso oder noch mehr ein ethisch-kultureller Fortschritt – die Entwicklung, Förderung und Etablierung von Mitgefühl und Respekt gegenüber ALLEM Leben. Anders kann unser Planet, unsere „Welt“ faktisch und moralisch nicht mehr lange fortbestehen. Die stetig steigenden Zahlen von vegetarisch und vegan lebenden Menschen spiegeln die schrittweise Etablierung von Tierrechten wider. Gerade in der Generation der Jüngeren ist dies längst keine Ausnahme mehr und auch kein hipper „Lebensstil“, sondern feste Überzeugung.
Wir sind gewiss, dass sich diese erfreuliche Tendenz fortsetzen und verstärken wird und unterstützen dies aktiv als Partei – ganz im Sinne eines unserer Slogans: „Tierrechte in die Parlamente!“