Bundesarbeitskreis Ozeanschutz
Meeresschutz
Die Weltmeere: 71 Prozent der Erdoberfläche!
Der Mensch muss mit dem Meer zu leben lernen! Bis zum Jahr 2050 wird Schätzungen zufolge die Weltbevölkerung auf rund 12 Milliarden Menschen angestiegen sein. Davon leben etwa 60 Prozent weniger als 60 Kilometer vom Meer entfernt leben. Die Ozeane machen 71 Prozent der Erdoberfläche aus. Diesen Lebensraum zu schützen und zu bewahren, muss oberste Priorität haben!
Verschmutzung
Neben der Fischerei ist die Verschmutzung der Weltmeere ist eine der schlimmsten Auswirkungen menschlicher Aktivitäten. Durch Havarien und durch unerlaubte Tankreinigungen auf hoher See kommt es zu Ölverschmutzungen. Über Ölteppiche wird in den Medien meist berichtet, doch ist ihre Anzahl und ihre Auswirkung auf den Verschmutzungsgrad der Meere im Vergleich mit den anderen Schadstoffmengen, die Tag für Tag ins Meer gelangen, eher gering. Nur große Tankerunfälle können zu einer längerfristigen Schädigung führen, wie beispielsweise die Exxon Valdez, die 1989 vor Alaska auf Grund lief und eine Ölpest verursachte, deren Auswirkungen noch 15 Jahre später erkennbar waren.
Zu diesen Schadstoffen die fast unbemerkt täglich den maritimen Lebensraum belasten, gehören vor allem Industrieabwässer, die durch die Flüsse ins Meer gelangt. Daneben sind häusliches Abwässer, Abwässer aus der Landwirtschaft, Verklappungen auf See, die Off-Shore-Ölforderung und radioaktive Abfälle zu nennen. 44 Prozent aller Schadstoffe gelangen vom Land ins Meer, 33 stammen aus der Atmosphäre, 12 Prozent werden direkt durch Schiffe verursacht.
4.500 verschiedene Chemikalien und giftige Schwermetalle belasten bereits die Qualität des Meerwassers! Die meisten Substanzen sind nicht abbaubar und reichern sich im Gewebe lebender Organismen an. Über lange Zeiträume hinweg schädigen diese Substanzen das Hormonsystem oder können das Immunsystem schwächen, zu Unfruchtbarkeit führen oder Krebs auslösen. Zu den giftigsten Stoffen zählen Dioxine, Polychlorierte Biphenyle und bestimmte Pestizide, wie z.B. DDT und Dieldrin.
Die atomaren Wiederaufbereitungsanlagen im französichen La Hague und im englischen Sellafield sind für einen Großteil der Radioaktivitäten Belastung des Meeres verantwortlich, aber auch die U-Boot-Friedhöfe der früheren Sowjet-Union. Das Damoklesschwert schwebt über uns, denn eines Tages werden wohl auch die dicksten Stahlwände der U-Boot-Reaktoren durchrostet sein.
Neben Chemikalien, Öl, industriellen und landwirtschaftlichen Abwässern werden die Ozeane auch zunehmend durch Plastikmüll belastet. Jährlich „verenden“ 100.000 Meeressäugetiere und Schildkröten und mehr als eine Million Seevögel, weil sie den Plastikmüll mit „Beutetieren“ verwechseln. Die Tiere verhungern jämmerlich, weil ihre Mägen und Därme mit Plastik, die nicht verdaut werden kann, verstopft ist.
Klimaerwärmung
Die Ozeane nehmen nach einer groß angelegten britischen Studie heute weit weniger Treibhausgase auf als noch vor einem Jahrzehnt. Dadurch könnte die Erderwärmung weiter zunehmen, heißt es in der Untersuchung der Universität East Anglia. Diese neuen Erkenntnisse seien „höchst beunruhigend“.
Die Wissenschaftler unter Leitung von Professor Andrew Watson haben mehr als 90.000 Messungen im Nordatlantik in einem Zeitraum von 1995 bis 2005 ausgewertet. Das alarmierende Ergebnis: Die CO2-Aufnahme des Meeres verringerte sich in diesem Zeitraum um sage und schreibe 50 Prozent!
Wenn die Ozeane weniger Treibhausgase aufnehmen, so die Ansicht der Meeres- und Klimaforscher, droht eine deutliche Zunahme der Erderwärmung. Mehr noch: „Der Ozean könnte bald mit unseren Emissionen gesättigt sein“, erklärte ein Klimaexperte der BBC. Es gebe zwei große „CO2-Senken“: die Weltmeere und die Biosphäre. Dass eine Erwärmung und Sättigung der Ozeane auch das maritime Leben aus dem Gleichgewicht wirft, muss befürchtet werden. Die genauen Auswirkungen sind der Wissenschaft heute noch nicht annähernd bekannt.
Fischerei-Industrie
Mega-Killer sind die Grundschleppnetze, die mit Metallplatten und Gummirollen beschwert sind, und über den Meeresboden geschleift werden. Sie hinterlassen einen Todesstreifen hinter sich: Alles, was ihnen in den Weg kommt wird zerquetscht und begraben. Es dauert in dem empfindlichen Ökosystem Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte bis sich Tiefsee-Fauna und -Flora erholen. Viele Meeresbiologen sind der Meinung, dass die Überfischung der Ozeane heutzutage die größte Bedrohung darstellt. Der ständig wachsende Fischkonsum übersteigt die Belastungsgrenzen des marinen Ökosystems.
An einigen Meeresbewohnern findet ein regelrechter Genozid statt. Es ist seit Jahren bekannt, dass viele Hai-Arten massiv vom Aussterben bedroht sind. Grund dafür ist das brutale „Shark-Finning“, die Jagd nach Haifischflossen. Rund 100 Millionen Haie werden Jahr für Jahr getötet, weil in Luxusresaurants Asiens für eine Portion Haifischflossensuppe bis zu 150 Dollar bezahlt werden. Aber auch in deutschen Fischläden wird Hai angeboten. Schillerlocken z.B. sind die Bauchlappen vom Dornhai und der Heringshai ist begehrt wegen der saftigen Steaks. Sein Bestand ist bereits um 95 Prozent zurückgegangen, weil immer mehr und immer jüngere Tiere in den netzen landen.
Ein Viertel aller bekannten Wal- und Delfinarten ist laut der „Roten Liste“ der Weltnaturschutzorganisation IUCN vom Aussterben bedroht. Während sich die Buckelwalbestände leicht erholt haben, stehen besonders einige der kleineren Walarten kurz vor dem endgültigen Aus, denn Japan und Norwegen ignorieren hartnäckig das Walfangverbot von 1986 und haben seitdem zig Tausende der großen Meeressäuger erlegt. Die Fangmethoden sind äußerst brutal: Man arbeitet mit Explosivharpunen, die im Körper der Tiere grässliche Fleischwunden verursachen. Die meisten Wale sterben durch das Explosivgeschoss nicht sofort; Todeskämpfe von bis zu einer Stunde wurden schon beobachtet. Die Waljäger schrecken nicht einmal davor zurück, trächtige Walmütter zu bejagen.
Trotz aller Warnungen, dass der globale Fischfang irreparabel Schäden nach sich zieht, wird der Lebensraum Meer immer stärker ausgebeutet.
Die internationale Fischerei-Industrie hat die meisten Fischgründe bereits erschöpft, bevor eine Verträglichkeitsprüfung ihrer Aktivitäten – wenn überhaupt (die Regulierungsmaßnahmen sind äußerst ungenügend) – durchgeführt worden ist. Durch Überfischung und Missmanagement sind schon heute bei einigen Fischbeständen spektakulären Zusammenbrüche zu registrieren. 1992 war der Kabeljau vor der kanadischen Küste bei Neufundland verschwunden! Den Kabeljau-Populationen in der Nord- und Ostsee droht das gleiche Schicksal. Das ökologische Gleichgewicht ist in höchstem Maße gefährdet. Laut der Welternährungsorganisation (FAO) werden 52 Prozent der Fischbestände intensiv ausgebeutet, 25 Prozent sind schon heute vom Aussterben bedroht. Jährlich werden 6 Millionen Tonnen Fisch allein für die EU, rund 140 Millionen Tonnen weltweit gefangen. In 40 Jahren – so ein durchaus realistisches wissenschaftliches Endzeit-Szenario – könnte es im Meer kein Leben mehr geben.
Auf lange Sicht hat der Lebensraum Meer keine Chance, wenn nicht bald gehandelt wird!
Als ersten Schritt auf dem Wege der notwendigen Änderungen im Fischereiwesen fordern wir eine drastische Reduzierung der Fangquoten für die Staaten der Europäischen Union. Ferner muss zumindest die systematische Vernichtung bedrohter Arten wie z.B. Wale, Delphine, Thunfische, Meeresschildkröten usw. durch internationale Vereinbarungen gestoppt werden. In diesem Zusammenhang ist ein ausnahmsloses Importverbot für alle Fischarten und Meeressäuger zu erlassen, die in ihrem Bestand bedroht sind.
Eine weitere Forderung besteht in einem Verbot der Treibnetzfischerei für die deutschen und europäischen Hochseeflotten. Und die Fangnetze müssen großmaschiger werden, damit kleine oder junge Fische eine reelle Fluchtmöglichkeit haben!
Daneben müssen greifende Maßnahmen zur Kontrolle der internationalen Schifffahrt eingeführt werden, um der Verklappung von giftigen Chemikalien auf hoher See einen Riegel vorzuschieben.
Außerdem sind die Werte für industrielle und landwirtschaftliche Einleitungen in Flüsse oder direkt ins Meer drastisch zu reduzieren!
Wir fordern einen nachhaltigen Schutz der Weltmeere und ihrer Bewohner, um ihrer Selbst willen und damit auch für die kommenden Menschengenerationen, der Artenreichtum und die Schönheit der Ozeane erhalten bleibt.
Goodbye, Waterworld? – Der Wasserplanet Erde ist in Gefahr
„ZeitenWENDE“ (Ausgabe 30 / 2008)Franziska Ute Gerhardt
Die Ozeane bedecken rund 70 Prozent der Erdoberfläche und sind der Lebensraum für unzählige, zum Teil noch unbekannte Lebewesen. Die Weltmeere sind darüber hinaus der wichtigste Sauerstoffspeicher unseres Planeten. Submarine Kelpwälder erzeugen 75 Prozent des Sauerstoffs der Erdatmosphäre und binden durch das Phytoplankton CO2. Die Kelpwälder gelten als ozeanisches Gegenstück der Regenwälder; sie bestehen aus groß wachsenden mehrzelligen aus der Gruppe der Rot- und Braunalgen, auch Tang genannt. Die Unwissenheit über das Ökosystem Meer führte zu hemmungslosem Raubbau. Man sah und sieht in den Meeren eine unerschöpfliche Nahrungsquelle. Sie dienen als Verkehrswege, bequeme Müllhalden und Auffangbecken für Abwässer. Die ehemalige Sowjetunion betrachtete sie sogar als „Atomklo“ für ihre Nuklearindustrie und Kriegsmarine. Auch unter ihrem Nachfolgestaat Russland hat sich daran nicht viel geändert, denn noch immer rosten vor allem im Gebet um die Hafenstadt Murmansk ausgediente Atom-U-Boote der Eismeerflotte vor sich hin.
Fischerei: Das „Mega-Geschäft“ mit dem Fisch führte zu einer dramatischen Überfischung der Weltmeere und zur Ausrottung vieler Fischarten. Laut der Welternährungsorganisation (FAO) sind 25 Prozent der Bestände gefährdet. 52 Prozent werden intensiv ausgebeutet. Jährlich werden 6 Millionen Tonnen Fisch allein für die EU, rund 140 Millionen Tonnen weltweit gefangen.
Heute schon sind vielerorts die küstennahen Flachgewässer fast leer gefischt. Als die Ausbeute immer weniger wurde, ging man zur industriellen Hochseefischerei mit einer hochmodernen Technologie (Sonar und Echolot) zur Ortung der Fischschwärme über. Unzählige, oft noch gar nicht bekannte Arten werden vermutlich ausgerottet, weil Tiefsee-Lebewesen sich sehr langsam reproduzieren; manche werden erst mit 25 Jahren geschlechtsreif. Durch zu engmaschige Netze können Jungfische nicht entweichen; die natürliche Generationenfolge ist nicht mehr intakt. Vielen Meerestieren und Seevögeln wurde durch die Überfischung mittlerweile die Nahrungsgrundlage geraubt. In 40 Jahren – so ein durchaus realistisches wissenschaftliches Endzeit-Szenario – könnte es im Meer kein Leben mehr geben.
Gefischt wird mit Schleppnetzen, Grundschleppnetzen, Treibnetzen und anderen Vorrichtungen. In den riesigen Netzen verfangen sich viele Seevögel, darunter auch Albatrosse, und verenden qualvoll. Nach Schätzungen von Greenpeace gehen bis zu 39 Millionen Tonnen Beifang jährlich in die Netze! Dieser wird nur teilweise verwertet, zum größten Teil aber als zumeist lebloser „Abfall“ wieder über Bord geworfen. Als Beifang werden diejenigen Meerestiere – darunter auch Delfine und andere Kleinwale, Robben, Meeresschildkröten, Haie usw. – bezeichnet, die zwar ins Netz gingen, nicht aber das eigentliche Fangziel sind.
Beim Fang von Scholle und Seezunge wird der Meeresboden mit Grundschleppnetzen regelrecht umgepflügt. Tiefsee-Riffe, die Tausende von Jahren für ihre Entstehung gebraucht haben, werden durch die Tiefsee-Fischerei in wenigen Minuten zerstört. Zurück bleibt ein unwiederbringlich verlorener Lebensraum. Die Grundschleppnetze – auch als „Vorhänge des Todes“ bezeichnet – sind bis zu 6 Kilometer lang. Ihr Einsatz wurde im Jahr 2002 von der UN verboten, aber 2006 von der EU wieder gebilligt.
Weil die europäischen Fischgründe fast leer gefischt sind und bestimmte Fischarten durch Fangquoten „geschützt“ wurden, hat die Europäische Union einigen westafrikanischen Staaten Fischereirechte abgekauft. EU-Trawler und illegale chinesische Trawler – schwimmende Fischfabriken – plündern jetzt die Meere vor Mauretanien, Senegal und Guinea-Bissao. Sie zerstören nach und nach die Lebensgrundlagen der Einheimischen, während sie die beliebten Fischstäbchen produzieren.
Seit 20 Jahren ist die EU-Fischerei-Kommission nicht bereit, eine dringend notwendige Reduktion der Fangquoten durchzusetzen. Stattdessen bewilligt sie Subventionen zum Ausbau der Fischereiflotten! Lobbyismus in der EU verhindert sinnvolle Regelungen und bewirkt immer wieder faule Kompromisse. Insbesondere Spanien beharrt auf seiner Position als Fischereination mit dem Argument „Arbeitsplätze“.
Dem absehbaren Verschwinden der Fische soll durch Aquafarming entgegenwirkt werden. Das bedeutet Massentierhaltung in mehr oder weniger großen Käfigen für Fische und Garnelen im flachen Küstengewässer, aber auch im Inland. Gefüttert wird mit kleinen Fischen und Fischmehl. Da die großen Fischpopulationen auf engem Raum für vielerlei Krankheiten äußerst anfällig sind, werden Antibiotika dem Futter beigemischt. Dass durch Aquafarming die Natur zerstört wird, ist hinreichend belegt. In Asien und an der Pazifikküste Südamerikas werden für Aquafarmen Mangrovenwälder vernichtet. Sie sind Brutstätte für Fische, Vögel, Reptilien und Amphibien und bilden außerdem einen Schutz vor Tsunamis. In der EU wird Aquafarming als vermeintliche Patentlösung gegen das unaufhaltsame Aussterben der Meeresfauna gefördert.
Andere Umweltschäden: Chemikalien aus Landwirtschaft (Gülle, Pestizide, Kunstdünger) und zunehmender Schifffahrt (Schutzanstriche, Abwässer, sonstiger Müll) belasten die Meere. Containerschiffe gelten im Zeitalter der Globalisierung als wichtigste Transportmittel, hinzukommen die überflüssigen Riesenkreuzfahrtschiffe. Ölpest nach Tankerunglücken, Atomschrott sowie undichte Pipelines bedrohen und zerstören weltweit die Ozeane. Darüber hinaus wird Altöl immer wieder illegal auf hoher See entsorgt, anstatt im Hafen gegen Gebühr.
Die hochempfindlichen Orientierungsorgane von Delfinen und Walen sind durch den Einsatz von Sonarsystemen in U-Booten, in militärischen Peil-Bojen, bei der Hochseefischerei sowie durch den Baulärm an Pipelines massiv gestört. Immer häufiger kommt es vor, dass die großen Meeressäuger orientierungslos stranden und umkommen. Der Massentourismus schädigt durch die Abwässer von gigantischen Hotelbauten in Küstennähe, durch rücksichtslos betriebenen Tauchsport in Korallenriffen die Fauna und Flora der Ozeane. Die jahrtausendealten Eiablageplätze von Meeresschildkröten in Griechenland und in der Türkei wurden den Urlaubsansprüchen zahlungskräftiger Touristen geopfert; es entstanden dort Strandpromenaden und Liegeplätze zum Sonnenbaden.
Akut vom Aussterben bedroht sind viele Thunfischarten, die unechte Karettschildkröte, die grüne Meeresschildkröte, Delphine, Schweinswale in Ost- und Nordsee sowie andere Walarten, Seekühe, Robben, Seeotter, Seepferdchen sowie viele andere Arten.
Klima: Die Erwärmung der Ozeane stellt eine katastrophale Bedrohung für alle höher entwickelten Lebewesen dar, denn dadurch könnte das Methanhydrat der Tiefsee (Gaskondensat in gefrorenem Wasser eingelagert, geschätzte 12 Trillionen Tonnen liegen am Meeresgrund) schmelzen und das gebundene Methangas freisetzen. Die Auswirkungen eines weltweiten „Super-Blow-Outs“ (frei werdendes Methangas) würden wahrscheinlich zu einem rasanten, unmittelbaren Klimazusammenbruch führen. In den 90iger Jahren ist in der Nordsee zwischen Norwegen und Schottland eine Methangasblase bei Ölbohrungen beschädigt worden; seitdem schädigen „Blow-Outs“ die Atmosphäre.
Innerhalb der letzten 100 Jahre hat sich die Nordsee um 2 Grad Celsius erwärmt. Das gestörte Gleichgewicht begünstigt das Wachstum von Killeralgen; der Kabeljau hat sich in Gebiete weiter nördlich zurückgezogen, subtropische Fischarten beginnen, sich in der Nordsee anzusiedeln.
Korallenriffe, Plankton und Krill: Korallen sind Grundlagen für Lebensgemeinschaften (Symbiosen) unterschiedlicher Tierarten. Sie entstehen aus Polypen, die sich mit Kalkskeletten umgeben. Durch eine Erwärmung des Wassers und zu hohe ph-Werte bleichen die Korallenriffe aus. In 50 Jahren könnten 90 Prozent aller Korallenriffe verschwunden sein – mit ihnen Inseln und ganze Staaten wie die Malediven und Tuvalu.
Plankton und Krill (kleine Krebse) sind temperaturabhängig. Ihre Fortpflanzung wird beeinträchtigt, vor allem durch das Abschmelzen des Packeises in Arktis und Antarktis, das den Salzgehalt der Ozeane verringert. Die Krill-Population, Nahrungsgrundlage für Pinguine, Robben, Wale und viele andere Tiere, ist durch die Erwärmung in den letzten 30 Jahren um 80 Prozent gesunken.
Die Ostsee: Die Emissionen aus der Landwirtschaft reichern das Meer mit Stickstoff und Phosphaten an. Die Felder werden mit Gülle aus der Intensivtierhaltung gedüngt, doch ein Großteil der Nährstoffe gelangt erst gar nicht auf die Felder, sondern über die Flüsse direkt in die Ostsee, wo sich durch den massiven Nährstoffeintrag Blaualgen explosionsartig vermehren. Es entsteht ein Algenteppich, der alle darunter lebenden Meerestiere durch Sauerstoffmangel ersticken lässt. Große Teile der Ostsee sind schon „tot“. Die Killeralgen führen also zu einem Massensterben der Fische. Dadurch gerät die Nahrungskette in solch ein Ungleichgewicht, dass auch andere Fisch jagende Tierarten massiv bedroht sind. Die Schweinswale in der Ostsee stehen kurz vor dem Aussterben.
Bei der Ostseekonferenz im Oktober 2007 blockierte Deutschland unter dem Druck der Agrarlobby Mecklenburg-Vorpommerns verbindliche Grenzwerte für die Emissionen, die für alle Anrainer-Staaten (Deutschland, Dänemark, Schweden, Polen, die Baltischen Staaten) gelten sollten. Zudem ist die Ostsee ständig bedroht durch den Verkehr. Besonders bedrohlich: Öltanker aus Russland passieren gefährliche Meerengen, in denen es fatalerweise keine Lotsenpflicht gibt.
Zerstörung ohne Grenzen: Die skrupellose Ausbeutung selbst ausgewiesener Schutzgebiete kennt keine Grenzen. In der Deutschen Bucht der Nordsee soll eine Fläche von 1000 Quadratkilometern (die Fläche von Berlin und München zusammen) mit Saugbaggern „abrasiert“ werden, um Kies und Sand als Baumaterial zu gewinnen (Report Mainz 19. 11. 2007). Der Lebensraum von Kegelrobben und Schweinswalen wäre damit vollständig zerstört.
Es gab Pläne für Ölbohrungen im Nationalpark Wattenmeer, die vorerst beigelegt wurden. Ein einzigartiges Rastgebiet für Zugvögel wäre zerstört worden. Die Anrainerstaaten der arktischen und antarktischen Meere sehen in den abschmelzenden Polkappen die Chance, auch dort noch nach Öl und Bodenschätzen zu suchen. Eine Ölpest in diesen Regionen wäre eine nicht zu bewältigende ökologische Katastrophe.
Eine verbindliche internationale Gesetzgebung mit strengen Restriktionen, mit Transparenz für Schifffahrt und Fischerei muss schnellstens geschaffen werden. Neue Sicherheitsvorschriften beim Bau von Öltankern (doppelwandiger Rumpf) müssen weltweit und einheitlich verbindlich festgeschrieben werden; nicht minder wichtig ist eine internationale Regelung für den Einsatz von qualifiziertem Personal auf solchen „Risiko-Schiffen“. Die Entsorgung von Öl, Abwässern sowie Chemikalien bedarf auf nationaler und internatonaler Ebene strengster Kontrollen. Die Verunreinigung der Ozeane muss zukünftig als schwerwiegender krimineller Tatbestand betrachtet, verfolgt und geahndet werden.
Die Politik darf sich nicht länger an kurzsichtigen finanziellen und nationalen Interessen ausrichten, denn der Wasserplanet Erde ist in größter Gefahr. Wir wollen hoffen, dass es für seine Rettung noch nicht zu spät ist!
Weltmeere nehmen immer weniger Kohlendioxid auf – Jetzt wird es ernst!
„ZeitenWENDE“ (Ausgabe 30 / 2008)Stefan Bernhard Eck
Die Ozeane nehmen nach einer groß angelegten britischen Studie heute weit weniger Treibhausgase auf als noch vor einem Jahrzehnt. Dadurch könnte die Erderwärmung weiter zunehmen, heißt es in der Untersuchung der Universität East Anglia. Diese neuen Erkenntnisse seien „höchst beunruhigend“.
Die Wissenschaftler unter Leitung von Professor Andrew Watson haben mehr als 90.000 Messungen im Nordatlantik in einem Zeitraum von 1995 bis 2005 ausgewertet. Das alarmierende Ergebnis: Die CO2-Aufnahme des Meeres verringerte sich in diesem Zeitraum um sage und schreibe 50 Prozent!
Wenn die Ozeane weniger Treibhausgase aufnehmen, so die Ansicht der Meeres- und Klimaforscher, droht eine deutliche Zunahme der Erderwärmung. Mehr noch: „Der Ozean könnte bald mit unseren Emissionen gesättigt sein“, erklärte ein Klimaexperte der BBC. Es gebe zwei große „CO2-Senken“: die Weltmeere und die Biosphäre. Zur CO2-absorbierenden Biosphäre zählen vor allem die großen Tropenwälder Afrikas sowie Mittel- und Südamerikas, die Dschungelgebiete Indiens und die Regenwälder im südostasiatischen Raum sowie die subpolaren Waldgebiete Sibiriens, die Wälder Europas und Nordamerikas. In nahezu all diesen Regionen werden die letzten großen Urwälder durch Abholzung, landwirtschaftliche Nutzung usw. seit Jahrzehnten kontinuierlich vernichtet. Jede „CO2-Senke“, so der Klimaforscher weiter, absorbiert je ein Viertel der weltweiten CO2-Emissionen, der Rest bleibt in der Atmosphäre.
Der Grund für diese neue Entwicklung, die den Treibhauseffekt – aller Wahrscheinlichkeit nach – noch beschleunigen könnte, sei noch nicht vollständig geklärt, betonte er. Man vermutet, dass der Klimawandel erheblich stärkere Auswirkungen hat, als erwartet wurde.
Nur noch rund vier Prozent der Ozeane sind vom Menschen weitgehend unberührt geblieben. Über 40 Prozent dagegen sind durch menschliche Eingriffe bereits stark geschädigt worden. Goodbye, waterworld!
Wir werden jetzt mit dem Prinzip von Ursache und Wirkung konfrontiert, ob es uns nun passt oder nicht. Und ohne ins Esoterische abgleiten zu wollen, behaupte ich, dass das Meer, Mutter Erde, GAIA, die Natur usw. nun beginnt, zurückzuschlagen!
Auch wenn ich selbst davon betroffen bin, auch wenn ich tiefstes Mitleid für die menschlichen Opfer der heraufziehenden Katastrophe empfinde – ich kann es der gefolterten Erde nicht einmal verübeln.