Schmetterling

Arbeitskreis Tierrechte & Ethik

Artenschutz

25 bis 50 Prozent aller Säugetiere vom Aussterben bedroht

Wie viele Tier- und Pflanzenarten auf unserem Planenten noch existieren, weiß bis heute niemand genau. In einer Studie aus den 90er Jahren der UNEP (United Nations Environment Programme) errechnete man rund 1,75 Millionen bekannte Arten. Manche Wissenschaftler sind aber der Meinung, dass es sogar über 13 Millionen gibt. Aber Fakt ist, dass die Artenvielfalt massiv gefährdet ist – hauptsächlich durch anthrogogene Ursachen: intensive Landwirtschaft, Abholzung der Regenwälder, Umweltverschmutzung, aber vor allem die Klimaerwärmung.

Über die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten könnten bald ausgestorben sein, sollte sich das globale Klima wie vorhergesagt erwärmen, warnen britische Wissenschaftler. Ihren Berechnungen zu Folge, fanden die fünf großen Massensterben der vergangenen 500 Millionen Jahre immer in den Zeiträumen statt, in dem ein Temperaturanstieg nachweisbar war.

Das Gleichgewicht in der Natur ist überaus empfindlich, denn stirbt zum Beispiel eine Pflanzenart aus, von der sich eine bestimmte Insektenart ernährt, ist die Lebensgrundlage dieser Insekten unwiederbringlich zerstört und ihr Fortbestand dadurch bedroht. Vor allem der intensive Landwirtschaft mit Monokulturen fallen viele Tier- und Pflanzenarten zum Opfer, denn Insektizide und Pestizide töten nicht nur bestimmte Insekten, Pilze oder Bakterienstämme, sondern schädigen auch viele andere Lebensformen.

Die Weltnaturschutzunion (IUCN) hat am 6. Oktober 2008 in Barcelona die aktuelle „Rote Liste“ veröffentlicht: Fast jedes vierte Säugetier ist vom Aussterben bedroht! Die Ursachen für den Verlust der biologischen Vielfalt – den rasanten „Faunen- und Florenschnitt“, (Fachbegriff für das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten): der Mensch.

1.141 von 4.500 bekannten Säugetierarten finden sich auf der „Roten Liste“ wieder. Das Aussterben von Pflanzenarten ist nicht weniger dramatisch. Von 44.800 Tier- und Pflanzenarten sind etwa 16.900 bedroht, innerhalb der kommenden Jahre für immer von der Bildfläche der Erde zu verschwinden. Damit stieg die „Rote Liste“ im Vergleich zum Vorjahr um 1.300 Spezies.

Besonders betroffen sind die tropischen Regenwälder im Amazonas-Gebiet, in Zentralafrika und in Südostasien. In diesen Regionen existieren schätzungsweise 70 Prozent aller tierischen und pflanzlichen Landlebewesen.

Ebenso bedroht ist die Artenvielfalt der Weltmeere, die durch Überfischung, Verschmutzung und Klimaerwärmung drastisch abnimmt.

Die auf dem europäische Kontinent lebenden 19.328 Tierarten verzeichnen aber auch deutliche Rückgänge in ihrer Population oder konstant niedrige Bestandszahlen. In Deutschland ist mittlerweile jede zehnte Tierart gefährdet.

Der unwiederbringliche Verlust vieler Arten ist das Resultat der fortschreitenden Zerstörung der „Restnatur“. Nicht nur die unmittelbar betroffenen Tiere leiden extrem, sondern in vielen Fällen auch indirekt die Menschen. Welche Auswirkungen der Artenrückgang auf das „natürliche Gleichgewicht“ der Natur haben wird, kann heute nicht einmal annährend prognostiziert werden. Eines ist jedoch sicher: Mit jedem Verschwinden einer Tier- oder Pflanzenart wird die Erde um ein Stück ärmer! Und wir Menschen werden auch ärmer; man hat uns um ein Stück (Er-) Lebensqualtität beraubt!

Regenwald2

aboutpixel.de / Posierender Vogel (c) Patty

Wir fordern ein umfassendes Programm zur Erhaltung der Biodiversität, dem mindestens der gleiche Stellenwert eingeräumt wird, wie derzeit dem Klimaschutz!

Wir fordern drastische Beschränkungen (bis hin zum Importverbot) für alle Produkte, die nachweislich zu einer Verminderung der Biodiversität beitragen. Darunter fallen beispielsweise Soja-Futtermittel, Tropenhölzer und Papier aus Südamerika, Palmöl („Bio-Äthanol“) und Kautschuk aus Südostasien, Fischmehl sowie Fische, die nachweislich mit Grundschlepp-Netzen gefangen wurden.

Auf europäischer Ebene müssen Gesetze erarbeitet werden, die den Import von Produkten aus Ländern reguliert, die keine Rücksicht auf den Artenschutz nehmen. Auch die Entwicklungshilfe sollte zukünftig mehr an Artenschutzbedingungen geknüpft werden.

Neue Verordnungen und Gesetze sind zu erlassen, die einem konsequenten Artenschutz Rechnung tragen – vor allem im Bereich der Landwirtschaft, die durch den Einsatz von Pestiziden, schädlichen Düngemittel und Monokulturen zum Aussterben oder zum Rückgang vieler Tier- und Pflanzenarten beigetragen hat. Eine Landwirtschaft, die Boden, Luft und Wasser verseucht und damit zum Artenaussterben beiträgt, darf keinen Anspruch auf Förderung haben.

Alle politischen Entscheidungen müssen daraufhin überprüft werden, ob sie direkt oder indirekt negative Folgen für die Biodiversität nach sich ziehen. Wir dürfen nicht zulassen, dass der Mensch in seiner Gier und seinem Unverstand das zerstört, was die Evolution in zig Millionen Jahren hervorgebracht hat.

Wir wollen eine bunte Welt – reich an Arten und Vielfalt.

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Wolf

Daniel Knorn / aboutpixel.de

Bruder Wolf kehrt zurück

„ZeitenWENDE“ (Ausgabe 28 / 2007)
Stefan Bernhard Eck

Für die meisten Menschen – in der Vergangenheit und auch heute – ist er ein gefährliches Raubtier, in unserer Hemisphäre die blutrünstige Bestie schlechthin. Er galt als der Bote des Todes, war ein Synonym für „Gesetzesbrecher“ und „Mädchenschänder“. Sein Fabel-Name: Isegrim. Kaum eine Tierart wurde so dämonisiert wie der Wolf. Seine scheue, zurückgezogene Lebensweise, seine Intelligenz, sein Aussehen – die gelblichen, bei Dunkelheit leuchtenden Augen, das stark entwickelte Gebiss – und sein Furcht einflößendes, schauriges Heulen, das des Nachts weithin hörbar ist, mag dazu beigetragen haben. Mystische Geschichten ranken sich um ihn. In der griechischen Mythologie heißt es, dass Göttervater Zeus den grausamen und gottlosen König Lykaon für das Opfern von Menschen bestrafte, indem er ihn in einen Wolf verwandelte. Im ausgehenden Mittelalter, als der Hexenwahn in ganz Europa grassierte, glaubte man, dass der verhasste Wolf mit dem Teufel im Bunde stünde. Schon eine Denunzierung oder ein unter der Folter erzwungenes Geständnis reichte aus, um als „Werwolf“ auf dem Scheiterhaufen zu enden. Es ging sogar so weit, dass gefangenen Wölfen öffentlich der Prozess gemacht wurde und sie – auf Geheiß der Kirche – als Verbündete des Satans verbrannt wurden.

In grauer Vorzeit herrschte eher ein symbiotisches Verhältnis zwischen dem „canis lupus“ – so ist sein wissenschaftlicher Name – und unseren Vorfahren. Die Wölfe fanden Nahrungsreste in der Umgebung des Menschen, und die steinzeitlichen Jäger und Sammler folgten dem jagenden Rudel, um Wild aufzuspüren oder den scheuen Wölfen die erlegte Beute zu rauben.

Vor ungefähr 13500 Jahren wurden laut umfangreicher Studien die ersten Wölfe domestiziert. Als die Steinzeitmenschen allmählich begannen, sesshaft zu werden und Viehhaltung zu betreiben, wurde der Wolf zum Erzfeind auserkoren, weil auch die „Nutztiere“ unserer Vorfahren auf seiner Speisekarte standen. Bruder Wolf war Nahrungskonkurrent für die „Viehzüchter“ geworden, denn aus den Tierherden der Menschen heraus war es einfacher als in freier Natur, ein Tier zu schlagen. Infolge dieser Konkurrenz-Situation kam er dem Menschen immer häufiger in die Quere. Berichte über „Wolfsplagen“ und Angriffe auf Menschen finden sich bis in die Neuzeit in schriftlichen Quellen. Seine Ausrottung war beschlossene Sache: Der Wolf hatte nichts mehr in der sich ausbreitenden Kulturlandschaft West- und Mitteleuropas zu suchen!

Auch heute noch treiben Wölfe und Werwölfe ihr Unwesen, zum Beispiel in Romanen und Filmen. Sie werden zwar nicht mehr auf Scheiterhaufen verbrannt, dafür aber von Jägern mit Gift, Falle oder Flinte ins Jenseits befördert. Die jahrtausendelange Wolfsjagd – dieser Genozid an Bruder Wolf durch Jägerhand – war in unseren Breiten noch bis zum Anfang des vorigen Jahrhunderts in vollem Gange. In Großbritannien wurde der letzte Wolf 1743 erlegt, in Dänemark 1772 und in Deutschland 1904. Die brutale Liquidierung in der Neuzeit erfolgte nicht, um den Menschen und sein Hab und Gut zu schützen, denn der Wolf hatte durch die permanente Verfolgung gelernt, den Menschen zu meiden. Der Wolf wurde gnadenlos ausgerottet, weil seine Bejagung eine willkommene Abwechslung für schießwütige Jäger bot, und selbstverständlich stellte er auch eine begehrte Trophäe dar.

Europaweit leben heute nur noch rund 20000 Wölfe, davon die Hälfte in Russland, 3000 in Rumänien, 2000 in Spanien, 600 in Polen und 400 in Italien.

Nach rund 100 Jahren kehrt nun der Wolf nach Deutschland zurück. 15 bis 20 Tiere haben sich in der Oberlausitz in Sachsen angesiedelt. Und es gibt sogar junge Welpen. Auch im benachbarten Süd-Brandenburg haben sich zwei Wölfe niedergelassen, ebenso in Niedersachsen, wo sich ein Wolf ein neues Zuhause gesucht hat. Wölfe werden in Mecklenburg-Vorpommern im Raum Woosmer vermutet, in Schleswig-Holstein und in Bayern.

Soll es Bruder Wolf nicht genauso ergehen wie dem aus Italien nach Bayern gelangten Braunbär „Bruno“, der auf Veranlassung der bayerischen Landesregierung erschossen wurde, müssen wir jetzt handeln! Die Regierungen der 16 Bundesländer sollten so schnell wie möglich und nachdrücklich aufgefordert werden, den Wolf konsequent unter Schutz zu stellen; denn schon sind Stimmen in großen Teilen der Jägerschaft zu hören, die alles andere als einen friedlichen Umgang mit „Isegrim“ erahnen lassen. Wie zu erwarten war, das alte Lied: Beute-Neid.

Der Mensch muss also nicht vor dem Wolf geschützt werden, sondern der Wolf vor dem Menschen – genauer gesagt vor der schießwütigen Jägermeute, die nur darauf wartet, endlich wieder ein großes „Raubtier“ in deutschen Landen zur Strecke bringen zu können.

Der Wolf ist für den Menschen ungefährlich, viel ungefährlicher als die Damen und Herren im grünen Loden, auf deren Konto im Jahr 2005 zum Beispiel 40 Tote und 85 Verletzte durch Jagdunfälle gingen. In den vergangenen 50 Jahren sind in ganz Europa gerade einmal 59 Menschen von Wölfen angegriffen und verletzt worden, und nur acht Angriffe verliefen dabei tödlich.

Eine Bereicherung für unsere Natur ist der Wolf – es sind nicht die Jäger, auch wenn sie sich selbst dafür halten – nämlich für Heger und Pfleger der Wiesen und Wälder. Wenn dieses herrliche Tier nicht länger als Konkurrent und Feind angesehen wird, hat es eine Chance, wieder dauerhaft heimisch zu werden. Wir Menschen können lernen, mit ihm in Nachbarschaft zu leben.

Meine Empfehlung: Wölfe und Bären zurück in unsere Wälder, dafür Jagd und Jäger ins Museum! Die schlimmsten Bestien auf diesem Planeten sind zweifellos die Menschen – und unter ihnen ist die Spezies „Grünröcke“ eine blutrünstige Variante, denn diese Art tötet aus reiner Mordlust.