Armut – Ein Thema für Europa?

1992 erklärte die Generalversammlung der Vereinten Nationen den Internationalen Tag der Armut. Mit dem „Welttag zur Überwindung der Armut“ sind drei Anliegen verbunden:

1. Den Widerstand der von Armut betroffenen Menschen gegen Elend und Ausgrenzung würdigen.

2. Den Not leidenden und ausgegrenzten Menschen Gehör verschaffen und mit ihnen ins Gespräch kommen.

3. Sich mit den Allerärmsten dafür einsetzen, dass die Rechte aller wirklich für alle gelten. In Europa betrifft Armut nicht nur die weniger entwickelten Länder Europas, sondern auch die wirtschaftlichen Zugpferde der EU. Dabei ist jedoch die Ausgangssituation in den einzelnen EU-Ländern sehr unterschiedlich. Insgesamt sind rund 17 Prozent aller EU-Bürger armutsgefährdet, das heißt, dass sie weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verdienen. Vor allem Kinder und Jugendliche, ältere Menschen, Arbeitslose, Migranten, Menschen mit Behinderungen sowie Alleinerziehende sind von Armut bedroht.

Trotz der positiven wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland ist es in den vergangenen Jahren nicht gelungen, Armut nachhaltig zu bekämpfen. Im Gegenteil: Die soziale Spaltung des Landes wird von Jahr zu Jahr ausgeprägter. Ein wachsender Niedriglohnsektor, nachlassende Tarifbindung sowie die Zunahme von Leih- und Zeitarbeit führen dazu, dass sich auch immer mehr Berufstätige in prekären Lebenslagen wiederfinden. 1,2 Millionen Beschäftigte haben ein so niedriges Erwerbseinkommen, dass ihr Existenzminimum nur durch die Aufstockung mit ALG-II Leistungen gesichert ist. Die Zunahme prekärer Beschäftigung sowie das seit der Jahrtausendwende von 53 auf 48 Prozent abgesunkene Rentenniveau vor Steuern führen dazu, dass immer mehr Menschen von Altersarmut betroffen sind. Da der Großteil der Rentner/-innen nicht mehr in der Lage ist, das Alterseinkommen aufzubessern, müssen viele Betroffene den Rest ihres Lebens in Armut verbringen.

Daher ist die Beseitigung von Armut eine Frage der Gerechtigkeit. Gerade die Jugendarbeitslosigkeit in vielen Regionen der EU muss im Fokus liegen.