Bürgerkrieg im Jemen

Nachdem sich die Arabische Republik Jemen im Nordwesten und die Demokratische Volksrepublik Jemen im Südosten 1990 zur Republik Jemen zuammengeschlossen hatten, fanden 1993 die ersten freien Parlamentswahlen statt. Die Hoffnungen auf eine Demokratisierung und Stabilisierung des Landes waren groß, aber da alle Parteien eigene militärische Truppen unterhielten, war es immer eine einfache Option, Konflikte durch die Anwendung von Gewalt entscheiden zu wollen.

Der Bürgerkrieg im Jemen vermengt lokale und regionale Konflikte mit ineinander übergehenden Dynamiken. Der innerjemenitische Machtkampf ist längst zu einem internationalen Konflikt eskaliert.

Der Jemen ist zudem zur Bühne des Kalten Krieges zwischen Iran und Saudi-Arabien in der Region geworden, in dem beide Staaten Stellvertreterkriege ausfechten und lokal unterschiedliche Konfliktparteien unterstützen. Dem Ringen um Vorherrschaft wird durch die Frontstellung sunnitisch/schiitisch ein religiöser Anstrich gegeben. Religiöse Spannungen waren im Jemen unbekannt, da die überwiegend im Norden lebenden schiitischen Zaaditen den sunnitischen Schāfiiten im Süden sehr nahe stehen. Diese Dimension des Konfliktes bzw. seine von außen eingeführte Definition gewinnt zunehmend an Bedeutung.

Eine geopolitische Dimension erlangt der Bürgerkrieg durch das Interesse der USA, den verlorengegangenen Einfluss auf den Jemen zurückzugewinnen. Die Lage des Landes am Ausgang des Roten Meeres zum Golf von Aden kommt wegen der Schifffahrtsrouten durch den Suezkanal eine große strategische Bedeutung zu. Auch Russland hat Interesse an dem Konflikt, um sich wie in Syrien als Ordnungsmacht im Mittleren Osten präsentieren zu können, wobei Putin natürlich auch auf eine dauerhafte militärische Präsenz im Jemen spekulieren könnte wie zu Sowjetzeiten.

Für die Bevölkerung des Jemen hat sich der andauernde Krieg zu einer humanitäre Katastrophe entwickelt. Man schätzt, dass bisher etwa 10.000 Menschen umgekommen sind, Millionen sind auf der Flucht. Saudi-Arabien verhängte eine totale Wirtschaftsblockade. Es fehlt an Wasser, Nahrungsmitteln und Medikamenten. Hunderttausende Menschen haben sich mit Cholera infiziert.

Dennoch scheint sich die Weltgemeinschaft nur wenig für diesen Krieg zu interessieren. Die Berichterstattung aus dem Jemen ist spärlich und kein westliches Land versucht, mäßigend auf die Konfliktparteien einzuwirken. Es ist höchste Zeit, daß die EU sich zu Wort meldet, Position bezieht und dabei unterstützt, auf eine Entschärfung des Konfliktes hinzuarbeitet. Notwendig ist eine sofortige Waffenruhe und humanitäre Versorgung der notleidenden Bevölkerung.