Ein Grunderbe für mehr Chancengleichheit

Was hättest du als 18-jährige:r mit 20.000 Euro gemacht? Das erste eigene Auto? Eine Weltreise? Deine Angehörigen unterstützt? Ein kleines Gewerbe gegründet? Gespart bzw. angelegt? Auf den Nebenjob während des Studiums verzichten können? Anlässlich des Tages der Deutschen Einheit schlägt Carsten Schneider, seines Zeichens Ostbeauftragte der Bundesregierung, ein Startkapital von bis zu 20.000 Euro als „staatliches Geburtstagsgeschenk“ für alle gerade volljährig werdenden vor. Mit diesem sogenannten Grunderbe möchte er die bestehenden Vermögensungleichheiten zwischen Ost- und Westdeutschland verringern und Jugendlichen zu mehr Chancengleichheit und besseren Startchancen ins Berufsleben verhelfen.

Die Idee stammt dabei freilich nicht vom SPD-Politiker selber, so wurde das Modell des Grunderbes vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) entwickelt. Laut Berechnungen des Institutes kann es dazu führen, dass das Standardmaß der Ungleichheit, der sogenannte Gini-Koeffizient, merklich gesenkt werden würde. Je nach Ausgestaltung sogar um bis zu sieben Prozent. Dabei ist den Forschenden klar, dass sich mit einem Betrag von  20.000 Euro sicherlich nicht alle Wünsche realisieren lassen würde, es könnten damit aber zahlreichen Menschen neue Optionen bei der Gestaltung ihrer Lebenswege eröffnet werden. Sie widersprechen damit Kritikpunkten von Linken und der FDP, welche die Idee als eine Umverteilung nach dem Gießkannenprinzip bezeichnen und weisen darauf hin, dass die Einführung die soziale Ungleichheit zumindest kurzfristig reduzieren würde, da Vermögen von alt zu jung und von reich zu arm umverteilen würde. Dies würde vor allem vor dem Hintergrund der Generationengerechtigkeit passieren, da eine ältere Generation den jungen Menschen eine Welt hinterlassen würde, die von Klimakatastrophen und geopolitischen Konflikten geprägt ist.

Finanziert werden soll solch ein finanzielles Geburtstagsgeschenk mit Kosten in Höhe von rund 15 Milliarden Euro jährlich über eine Erhöhung der Erbschaftssteuer. Hier weisen die Forschenden darauf hin, dass die Hälfte aller privaten Vermögen in Deutschland nicht mit den eigenen Händen erarbeitet wurde, sondern von den Nachkommen durch Erbe oder Schenkung erlangt wurde. Jährlich erhält der Staat nur acht Milliarden Euro an Erbschaftssteuer, was rund zwei Prozent der Summe von knapp 400 Milliarden Euro entspricht, die jedes Jahr in Deutschland verschenkt oder vererbt wird.

Eine Idee, bei der es sich lohnt, konkret weiter darüber nachzudenken….

 

Weitere Informationen zum Thema:

Artikel Zeit Online – Veröffentlicht beim DIW Berlin

Homepage der Stiftung für Chancengleichheit – Das Grunderbe

 

(se)