Gehen wir einer Zeit ohne Antibiotika entgegen?

1928 entdeckte Alexander Flemming das Penicillin und wurde 1945 zusammen mit Howard Walter Florey und Ernst Boris Chain für die Wirkung von Penicillin bei bestimmten Infektionskrankheiten mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.

Trotz der Entwicklung neuer Antibiotika gibt es seit ca. 50 Jahren Stämme von Bakterien, die gegen die einstige Wunderwaffe keine Wirkung mehr zeigen, die sogenannten MRSA-Keime. Bis Mitte der 1990er Jahre fanden sich diese Keime nur in Krankenhäusern. Doch durch die Massentierhaltung und den damit verbundenen erhöhten Antibiotika-Verwendung, treten hier immer mehr Resistenzen auf und es kommt zur Keimbesiedlung von Fleisch.

In den Niederlanden wurde 2004 ein neuer Subtyp (ST-398) entdeckt. Die Tochter eines Landwirtes war mit dem zunächst unbekannten Keim infiziert. Doch erst drei Jahre später zeigte sich, wie gefährlich dieser Keim ist. Bei fünf weiteren Personen wurde der Keim nachgewiesen. Sie hatten sich nicht bei Tieren angesteckt, sondern gegenseitig. Andreas Voss, Mikrobiologe aus Nimwegen: „ST-398 stammte wahrscheinlich ursprünglich einmal vom Mensch, ist zum Schwein übergegangen, hat dort an mehreren Stellen die Resistenzen bekommen und ist dann wieder zum Menschen gekehrt.“

Eine Übertragung von Mensch zu Mensch?

In Deutschland werden MRSA-Tests bei Krankenhausaufnahme nicht flächendeckend, sondern nur bei Risikogruppen wie Landwirten durchgeführt, doch bei einer Übertragung von Mensch zu Mensch würden wir alle zur Risikogruppe gehören. Nicht nachvollziehbar ist die Aussage der Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner, dass für den Menschen keine unmittelbare Gefahr bestehe. Zu dieser Aussage warnt Andreas Voss: „Bei einem so jungen Stamm zu sagen: Er ist nicht gefährlich – ich denke, das ist gefährlich.“

Die Partei Mensch Umwelt Tierschutz fordert seit langem eine drastische Verminderung des Antibiotikaeinsatzes in der Tierhaltung. Die Zahl von ca. 15 000 MRSA-Toten pro Jahr alleine in Deutschland ist ein Beweis, dass diese Forderung nicht unbegründet ist.