Können die Küken jetzt aufatmen?

Wenn Küken leben dürfen…

Bald ist Ostern, die ersten bunten Eier wurden schon gesichtet. Die Zeit der größten Eier„produktion“ steht damit wieder bevor. Und dieses Jahr werden einige sagen, dass es ja nicht mehr so schlimm sei, da ja das Kükenschreddern seit Anfang des Jahres verboten wurde… Aber können die Hühner wirklich aufatmen? – Wir haben die Fakten gesammelt:

Das lebendige Schreddern von sogenannten „Eintagsküken“ ist seit 2022 in Deutschland verboten. Verständlicherweise sind viele Menschen erfreut, da der Gedanke, dass die süßen, flauschigen Küken massenweise nach nur einem Tag lebendig vom Fließband in einen Schredder gelangen oder vergast werden, natürlich unfassbar grausam ist. Ca. 45 Millionen Küken wurden bisher jedes Jahr allein nur in Deutschland umgebracht – weil sie männlich waren und somit für die „Eierindustrie“ nutzlos.

Das romantische Bild vom Hahn auf dem Mist mit vielen Hühnern um ihn herum, das man aus Kinderbüchern kennt, hat nämlich mit Natur nichts zu tun. In Wirklichkeit würden genauso viele weibliche wie männliche Küken schlüpfen.

Aber was passiert nun mit den männlichen Küken, wenn sie nicht mehr sofort getötet werden dürfen?

Es gibt zwei Praktiken:

Die kleinen Hähne werden aufgezogen. Aber nicht etwa, um ein schönes, langes Leben zu haben, sondern sie werden gemästet, damit sie schnell Fleisch ansetzen und geschlachtet werden können. Da die Rassen, die eigentlich Eier legen sollen, nicht (wie die sog. „Masthähnchen“) darauf „optimiert“ wurden, so schnell wie möglich an Gewicht zuzulegen, werden sie „erst“ nach 3 Monaten geschlachtet. Durch Mastfutter und möglichst wenig Bewegung können sie währenddessen kein artgerechtes Leben führen. Sie sind auch nicht dazu gezüchtet, dass sie ihre normale Lebenserwartung erreichen…

Ein „normales Masthähnchen“ wiegt in der Kurzmast nach 28 bis 30 Tagen schon etwa 1,5 kg und wird dann geschlachtet. In der Mittellang-Mast haben die Tiere mit ca. 35 Tagen ein Gewicht von 2 bis 2,2 kg erreicht. – Was das bedeutet, kann sich jede:r vorstellen: diverse körperliche Probleme durch die zu schnelle Gewichtszunahme. (Zum Vergleich: Ein Küken wiegt wiegt beim Schlüpfen ca. 40 Gramm.)
Die „Abfallprodukte“ der „Legehennenindustrie“, also die Hähnchen, die jetzt nicht mehr geschreddert werden dürfen, nehmen nicht ganz so schnell zu. Daher “dürfen” (besser: müssen) sie noch 2 Monate länger leben, bis sie das Schlachtgewicht erreicht haben. Aber auch sie sind also noch Tierkinder, wenn sie getötet werden. – Ob sie ihr kurzes, qualvolles Leben als Gewinn ansehen?!

Die zweite Möglichkeit ist, dass die männlichen Küken schon vor dem Schlüpfen aussortiert werden. Dazu muss das Geschlecht im Ei bestimmt werden. Aktuell gibt es nur Geräte, die dies ab dem 9. Tag nach der Befruchtung erkennen. In zwei Jahren wird es aber verboten sein, dann die Eier noch zu „vernichten“, da erwiesen ist, dass die Hühnerembryonen schon ab dem 6. Tag Schmerz empfinden. Wenn also in 2 Jahren die Geschlechtsbestimmung bis zum 6. Tag vorgenommen werden muss, dazu aber die aktuelle Technik nicht in der Lage ist und man die frisch gekauften Geräte nicht mehr einsetzen kann, wird sich kaum jemand dieser Investition leisten wollen…

Manche von Euch fragen sich vielleicht, ob man die Eier nicht einfach essen könnte. Aber es ist – aus gutem Grund – verboten, befruchtete Eier zu verkaufen. (Auch wenn dies doch de facto immer wieder vorkommt.) Oder ob es nicht wenigstens den Bio-Hühnern besser geht? – Nein, auch hier hilft eine kurze Recherche im Internet, dies zu widerlegen.

Unser Fazit: Ein nicht ausreichend durchdachtes, nicht weit genug gehendes Gesetz, das das Leid nicht wirklich verhindern kann!
Und wie sieht es mit der Ethik aus? Wie würden die Tiere entscheiden, wenn man sie fragen könnte, ob sie sofort getötet oder nach ca. 3 Monaten geschlachtet werden möchten? – Wir sind uns sicher, dass sie beides nicht wollen und dass sie nicht wirklich dankbar für die Neuerungen sind. Denn glücklich leben können sie in allen Fällen nicht; die natürliche Lebenserwartung von Hühnern beträgt bis zu 15 Jahren!

Da das Ganze ja nur stattfindet, weil Menschen Eier essen wollen, und die sogenannten Legehennen ebenfalls in ihrem kurzen Leben sehr leiden. lautet unser Appell: Die konsequenteste und beste Art, dieses Leid zu verhindern, ist, einfach keine Eier und Ei„Produkte“ mehr zu essen. Es gibt genug Alternativen zum Kochen und Backen!

Eine zusätzliche, extreme Gesetzeslücke ist nämlich, dass die Eier-Herkunft in Produkten, die importiert werden (wie z.B. Kuchen, Nudeln, Remoulade) nicht deklariert werden muss, man dort also mit hoher Wahrscheinlichkeit auch noch weiterhin das Kükenschreddern unterstützt!

Wer sich gesund und ohne Tierleid ernähren möchte, der kann z.B. hier Tipps für verschiedenen Ei-Ersatz finden.
Und zu Ostern gibt es jedes Jahr mehr vegane Süßigkeiten – auch in allen Supermärkten. – Damit Ihr Schlemmen und das Fest des Lebens richtig schön feiern könnt – ohne zu töten!

Quellen:
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/kueken-gefluegelhalter-tierschutz-101.html
https://albert-schweitzer-stiftung.de/massentierhaltung/masthuehner

Bild:
https://pixabay.com/de/photos/k%c3%bcken-geschl%c3%bcpft-jungtier-flaum-2232987/