Teilnahme an Gesprächsrunde mit dem Botschafter von Bolivien

Am 21. Februar sprach der Botschafter von Bolivien, Jorge Cárdenas Robles, zum Thema: Bolivien, Ein Land im Aufbruch. Neben Vertretern anderer kulturellen und politischen Vereine war auch unser Leiter des BAK Internationale Angelegenheiten und stellv. Generalsekretär, Martin Buschmann, eingeladen.

Bolivien, einst das ärmste Land Südamerikas, könnte sich bald zur wirtschaftlichen Lokomotive des Kontinents entwickeln. Wie Präsident Evo Morales erklärte, will seine Regierung in den nächsten Jahren 800 Millionen Dollar in den industriellen Abbau von Lithium investieren. Die Andenrepublik verfügt über die weltgrößten Vorkommen des Leichtmetalls, das der wichtigste Bestandteil zur Herstellung aufladbarer Batterien ist. Durch die steigende Produktion von Elektroautos explodieren Nachfrage und Weltmarktpreis.

Der linke Staats- und Regierungschef besteht außerdem darauf, dass der Rohstoff das Land nicht unverarbeitet verlässt. Er will, dass sämtliche Produktionsstufen komplett in Bolivien ablaufen und nicht im Ausland. Bolivien verfolgt das ehrgeizige Ziel, selbst moderne Akkus für den Weltmarkt zu produzieren. Vor allem die indigene Bevölkerung will keine weitere Ausbeutung. Die spanischen Kolonialherren wurden durch das unverarbeitete Silber reich, während die indigenen Ureinwohner zu Hunderttausenden in den Minen starben. Man werde das Geschäft nicht ausländischen Konzernen überlassen, sie dürften sich aber beteiligen.

Die Vergangenheit Boliviens liest sich so: Militärputsche und Staatsstreiche, eine mit Gewalt und Terror herrschende Oligarchie, die sich mit US-amerikanischen Konzernen arrangierte, und deren neoliberale Wirtschaftspolitik hatten das Land ruiniert. Zur Jahrtausendwende lebten zwei Drittel der Bevölkerung in Armut, 40 Prozent waren sogar dazu verdammt, in extremer Armut zu vegetieren. Die Kindersterblichkeit lag mit 110 pro tausend Lebendgeburten noch über der von Haiti, die durchschnittliche Lebenserwartung betrug gerade einmal 53 Jahre. Evo Morales und die Regierungspartei haben durch die konsequente Veränderung der politischen Verhältnisse aus Bolivien ein anderes Land gemacht. Durch die Vergesellschaftung der Erdgasindustrie wurden die Staatseinnahmen erheblich gesteigert. Außerdem gibt es keinen Zugriff ausländischer Konzerne auf die Bodenschätze mehr, was sich für das Land auszahlt: Von 2006 bis 2013 konnten die Exporte nahezu verzehnfacht werden. Mit einer Zunahme des Bruttoinlandsprodukts um 4,5 Prozent im Jahr 2015 und um 4,2 Prozent im Jahr 2016 steht Bolivien jetzt an der Spitze des Wachstumsranking in Südamerika.

Aber es ging nicht nur um die wirtschaftliche Diskussion. Der Botschafter führte aus, daß 51% der Parlamentarier Frauen und Nachkommen der indigenen Völker seien. Das habe es vorher nicht gegeben. Auch die Sojaproduktion boomt, da immer mehr pflanzliche Produkte nachgefragt werden. Da die Wirtschaft auch Verantwortung für soziale Projekte hat, wird diese darin mit eingebunden.

„Ein insgesamt sehr interessanter Abend“ resümiert Martin Buschmann.“ Allerdings ist auch klar ausgesprochen worden, daß Bolivien aufgrund des Klimawandels und der zunehmenden Wasserknappheit demnächst viele Probleme bekommen wird. Sehr positiv finde ich, daß Bolivien sich das duale Ausbildungssystem (Ausbildung mit Berufsschulbegleitung) aus Deutschland zum Vorbild nimmt. Das bedeutet, eine verbesserte Bildung der jungen Menschen.“ so Buschmann.