Trinkwasser – Gefahr durch Chemikalien?

Was weiß der Fisch von dem Wasser, in dem er sein Leben lang schwimmt?

Das Zweite Deutsche Fernsehen berichtete am 17.03.2013 um 13.30 Uhr in der Reihe „planet e“ über Chemikalien im Trinkwasser. Obwohl Grenzwerte eingehalten werden, was durch ständige Überprüfungen belegt ist, finden sich toxische Chemikalien in minimalen Konzentrationen.

Für viele dieser Chemikalien sind keine Grenzwerte festgelegt. Beunruhigender jedoch, dass diese Einzelbausteine Verbindungen eingehen, die überhaupt noch nicht erforscht sind, da nicht bekannt und in den unterschiedlichsten Gewässern selbst höchst variabel. Oder frei nach Albert Einstein: Was wissen wir von dem Wasser, das wir unser Leben lang trinken?

Besonders bedenklich in diesem Zusammenhang sind sogenannte Umwelthormone, deren Mikrovorkommen in Flüssen und Seen bereits ausreicht, Entwicklungsverzögerungen, Deformationen, Organschäden und Gewebserkrankungen hervorzurufen. Afrikanische männliche Frösche in mit Ethinylestradiol (einem Bestandteil der Antibabypille) kontaminiertem Wasser in hierzulande möglichen Konzentrationen veränderten binnen Stunden ihren Balzruf und wurden für Weibchen nachgewiesen sexuell unattraktiv.

Auch für menschliche Körperfunktionen lebenswichtige Schilddrüsenhormone werden beeinflusst.

Während in Deutschland und Mitteleuropa stark auf die Gewässerqualität geachtet wird, zumindest im wissenschaftlich möglichen und finanzierbaren Rahmen, gelten andernorts laschere Bestimmungen. In Indien wurden in den Flüssen nahe auch deutscher pharmazeutischer Industrien Antibiotikakonzentrationen gemessen, die höher sind als die Blutwerte eines Patienten, der gerade mit Antibiotika behandelt wird.

Daran angepasste resistente Keime, die keine Grenzen und Passkontrollen kennen, sind die Folge. Es wird immer schwieriger, bakteriellen Erkrankungen mit Antibiotika beizukommen.

Doch so weit muss man gar nicht reisen: Im Hochsauerland wurden im letzten Jahrzehnt 80.000 t mit perfluorierten Tensiden (PFT) belastetes Düngemittel ausgebracht. Nach Anwohnerbeschwerden wurde, ohne eine einzige Probe zu entnehmen, von amtlicher Seite geraten, den Dünger unterzupflügen, damit es nicht so stinkt. 2006 haben die Tenside Ruhr und Möhne erreicht, die Trinkwasserreservoirs für 4 Millionen Menschen in der Region.

Als Verursacher dieser chemischen Cocktail-Zutaten werden die Landwirtschaft und die Industrie genannt. Medikamente, deren nicht benötigte Bestandteile vom Menschen ausgeschieden werden, oder die bei Nichtgebrauch in der Toilette entsorgt werden statt im Hausmüll und der Müllverbrennung, sowie Rückstände von Reinigungsmitteln und Kosmetika tragen weiterhin zur Gewässerverseuchung bei.

Läuft es weiter so wie bisher, zahlen die klammen Kommunen und ihre Wasserversorger die immensen Kosten einer unbedenklichen Wasserqualität. Jede molekulare Struktur muss entdeckt und analysiert werden und erfordert im schlechtesten Falle eine eigene Ausfilterung.

Doch nicht die Verbraucher und Steuerzahler sollten zahlen. Die Verursacher müssen in die Pflicht genommen werden, die chemische und die Pharmaindustrie!

Im Filmbeitrag wird gefordert, nachhaltige bzw. „Grüne Chemie“ einzusetzen: Wenn der Entwicklungsprozess einer wirksamen Substanz abgeschlossen ist, ist es zu spät zu erforschen, wie sich diese aus dem Trinkwasser herausfiltern lässt. Gleich am Anfang einer Produktentwicklungskette sollen vollständig abbaubare Bestandteile getestet und eingesetzt werden, das macht den Cocktail am Ende weniger brisant.