15. März – Tag der Rückengesundheit

Macht es wie die Katze! Besonders für Menschen, die den ganzen Tag im Büro sitzen, hilft Stretching gegen Muskelverspannungen.
Wer sich nur wenig bewegt, muss mit chronischen Verspannungen rechnen. Rückenschmerzen und eine zunehmend eingeschränkte Beweglichkeit der Wirbelsäule sind oft die Folge. Nicht ohne Grund gehören Rückenschmerzen in unserer Zivilisation zu den häufigsten Gründen für Krankschreibungen.

In Deutschland haben statistisch gesehen 27-40 % der Menschen Rückenschmerzen, d.h. rund jeder Dritte leidet unter Beschwerden.
Rückenschmerzen sind nach den Infektionen des Atemtrakts die zweithäufigste Ursache für Arztbesuche. Sie sind Ursache von 15 % aller Arbeitsunfähigkeitstage. Bei den meisten Frührenten (18%) stellen Wirbelsäulenbeschwerden mehr oder weniger direkt den Anlass zur Berentung dar.

Wenn wir unsere heutige Lebensweise damit vergleichen, wie unsere Vorfahren über Jahrtausende gelebt haben, ist es naheliegend, dass viele von uns beim Orthopäden landen:

  • Bereits Säuglinge sind in der westlichen Zivilisation steifer als Säuglinge in traditionellen Kulturen, die, am Körper der Mutter getragen, den ganzen Tag berührt und bewegt werden.
  • Schon ab dem Kindergartenalter, inzwischen teilweise noch früher, werden bei uns Verhaltensweisen gefördert, die dem Bewegungsdrang der Kinder entgegengesetzt sind. Bei der Beurteilung, ob sich die Kinder in der Betreuungseinrichtung gut entwickeln, stehen Fertigkeiten wie Sprechen und Ausmalen im Vordergrund – warum nicht Herumtoben?
  • Später im Schulalltag schleppen die Kinder einen schweren Schulranzen und sitzen die meiste Zeit am Schreibtisch.
  • Als Erwachsene verdienen sie zumeist ihr Geld mit Schreibtischtätigkeiten und haben ein schlechtes Gewissen, weil sie keine Zeit für Rückenfit-Kurse haben…

Außer dem Mangel an Bewegung und falscher Belastung der Wirbelsäule spielen übrigens auch psychische Faktoren eine Rolle: Wenn Stress länger anhält, kann die dadurch entstehende erhöhte Muskelanspannung zu Schmerzen führen.

In den Neurowissenschaften ist bekannt, dass außer bei depressiven Erkrankungen besonders bei Angststörungen oft anhaltende Rückenschmerzen auftreten. Professor Dr. Arno Deister von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde: „Auch Angsterkrankungen gehen häufig mit Verspannungen und Verkrampfungen in der Nacken-, Schulter- und Rückenregion einher, da sie unter anderem eine erhöhte muskuläre Anspannung bei Betroffenen verursachen können.“

Nicht selten wird als Reaktion auf Rückenleiden aus Angst vor den Schmerzen Bewegung vermieden. Viele Betroffene neigen dazu, sich zu schonen, wodurch das Problem verstärkt wird:„Bewegungsmangel und eine unnatürliche Schonhaltung führen zu neuen Verspannungen und somit zu neuen Schmerzen. Durch dieses Angst-Vermeidungsverhalten kann ein Teufelskreis entstehen und dazu führen, dass akute Schmerzen chronisch verlaufen“, erklärt Prof. Deister.

Der Tag der Rückengesundheit wurde im Jahr 2002 durch das Forum Schmerz im Deutschen Grünen Kreuz eingeführt. Der BdR e. V. (Bundesverband deutscher Rückenschulen) hat mittlerweile die Schirmherrschaft übernommen und veranstaltet am 15. März jeden Jahres deutschlandweite Veranstaltungen. Mit dem Aktionstag wird zur aktiven Prävention von Rückenbeschwerden aufgerufen.
Der Aktionstag steht jedes Jahr unter einem anderen Motto. 2019 fordert er mit „Stärke deine Muskeln – bleib‘ rückenfit!“ zum gezielten, rückengerechten Krafttraining auf.

Im gesamten Bundesgebiet finden anlässlich des Tages der Rückengesundheit regionale Aktionen zu diesem Thema statt. Dies sind beispielsweise Vorträge, Mitmachaktionen oder Ausstellungen.

Die Partei Mensch Umwelt Tierschutz befürwortet die Bestrebungen von Firmen und Behörden, ihren Mitarbeitern Rückengymnastik- und Entspannungskurse anzubieten. Einen weiteren Ausbau dieser Angebote halten wir für sinnvoll.

Zusätzlich regen wir an, den permanenten Leistungsdruck in unserer Gesellschaft zu hinterfragen. Das Streben nach immer mehr Leistung ist maßgeblich an der Entstehung dieser Zivilisationskrankheit beteiligt – sowohl durch den dadurch verursachten Stress als auch durch die wieder zunehmend leistungsorientierte Erziehung.

Dr. Susanne Wittmann