Asexual Awareness Week

Diese Woche ist Asexual Awareness Week (Ace Week). Asexualität ist eine sexuelle Orientierung, wie z. B. auch Homo-, Hetero- oder Bisexualität. Asexuelle Menschen empfinden keine sexuelle Anziehung zu anderen beziehungsweise verspüren kein Verlangen nach sexueller Interaktion.

In der Breite der Gesellschaft ist über Asexualität noch wenig bekannt. Wenn sich jemand als asexuell identifiziert, fallen häufig Bemerkungen wie „Das ist bestimmt nur eine Phase“, „Der:die Richtige kommt schon noch“ oder es werden schlechte Erfahrungen oder unterdrückte Sexualität unterstellt. Dies zeigt, dass es als gesellschaftliche Norm gilt, sexuelle Anziehung zu empfinden, Asexualität hingegen als vermeintlich abnormal oder unnatürlich. Eine Studie ergab sogar, dass Heterosexuelle asexuellen Menschen mit einer größeren Abneigung begegnen als Homo- oder Bisexuellen und sie als „weniger menschlich“ stigmatisieren.

Viele Missverständnisse kursieren auch unbeabsichtigt aus Unwissenheit. Daher hier einige Fakten:
– Asexualität ist keine Störung oder Krankheit. Nach wie vor wird sie jedoch manchmal mit medizinischen oder psychiatrischen Diagnosen vermischt.
– Asexuelle können sich auf viele Arten zu anderen Menschen hingezogen fühlen, z. B. romantisch, freundschaftlich oder ästhetisch.
– Insbesondere ist Asexualität nicht dasselbe wie Aromantik (die Abwesenheit von romantischer Anziehung). Sexuelle und romantische Anziehung gehören nicht zwingend zusammen, sondern können auch getrennt auftreten. Dementsprechend können sich auch Asexuelle verlieben und romantische Beziehungen führen oder wünschen.
– Asexualität ist nicht die Wahl, auf sexuelle Aktivität zu verzichten, also nicht dasselbe wie Zölibat.
– Ob Asexuelle Geschlechtsverkehr haben oder nicht, ist unterschiedlich. Manche finden ihn abstoßend, anderen ist er gleichgültig und wieder andere mögen ihn oder sind experimentierfreudig.
– Asexualität ist nicht dasselbe wie keine oder geringe Libido zu haben.
– Neben der Asexualität an sich gibt es auch einen Graubereich, das asexuelle (oder auch ace-) Spektrum. Gray-Aces empfinden nur schwach oder selten sexuelle Anziehung, oder nur unter bestimmten Bedingungen. Z. B. können sich demisexuelle Menschen nur dann zu jemandem sexuell hingezogen fühlen, wenn sie eine starke emotionale Verbindung zu ihm:ihr haben.

Die erste Studie zur Häufigkeit von Asexualität gab es 2004 durch den kanadischen Sexualwissenschaftler Anthony Bogaert. Demnach ist etwa 1 % der Bevölkerung asexuell. Genau bekannt ist der Anteil bis heute dennoch nicht.
Um sich als asexuell zu identifizieren, muss man ja auch erstmal wissen, dass es das überhaupt gibt. Einige finden das aber nicht oder erst spät im Leben heraus, oder haben eben falsche Vorstellungen von Asexualität. Das kann dann zu Leidensdruck führen, weil sie sich z. B. fragen, was mit ihnen oder ihren Beziehungen nicht stimmt.

Daher braucht es mehr Aufklärung in der Gesellschaft und schon in der Schule. Zu vermitteln sind sowohl korrekte Informationen zu den verschiedenen Orientierungen als auch allgemein die Gleichwertigkeit aller Menschen, unabhängig von ihrer sexuellen und romantischen Orientierung, um Diskriminierung entgegen zu wirken.

Bild: © Barcex / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0

Quellen:
Asexualität: Nicht nur bei Amöben – Flyertext – AktivistA
Asexualität: Wie es ist, keinen Sex zu wollen – Spektrum der Wissenschaft
Das Queer-Lexikon: Was ist Asexualität? (tagesspiegel.de)