Black Lives Matter: Der Kern des Problems liegt tiefer

Am 6. Juni 2020 fand eine „Black Lives Matter“-Demonstration in Berlin statt mit ca. 15 000 Teilnehmer*innen. Die Menschen trafen sich in großer Zahl, um für die Rechte von farbigen Menschen und gegen die Diskriminierung und Polizeigewalt, die ihnen widerfährt, zu demonstrieren.

Dies ist ohne jeden Zweifel ein sehr wichtiges Anliegen. Die Forderung nach einer vollständigen Gleichberechtigung von farbigen Menschen ist absolut gerechtfertigt. Es ist wichtig, sich aktiv gegen jede Art der Diskriminierung und Ungerechtigkeit einzusetzen. Gleichwohl möchten wir auf die Grundursache der Diskriminierung anderer Menschen aufmerksam machen.

In unserer Gesellschaft lernen die meisten von uns bereits als Kleinkinder, dass es in Ordnung ist unterschiedliche Maßstäbe anzulegen, wenn es darum geht, wie wir unsere Mitgeschöpfe behandeln. Um nur einige Beispiele zu nennen:

  • Menschen sind die „Krone der Schöpfung“. Ihre Würde ist unantastbar und ihr Leben ist wertvoll (außer sie leben in armen, unbedeutenderen Ländern)
  • Insekten sind Schädlinge (auch wenn sie unser Ökosystem aufrechterhalten)
  • Hunde und Katzen sind geliebte „Haustiere“ (wenn sie süß und pflegeleicht sind)
  • Wölfe dürfen frei leben und stehen unter „Artenschutz“ (soweit sie den Menschen dabei nicht belästigen)
  • Fische sehen komisch aus, schmecken aber gut; daher sind sie auch für nichts anderes gut als zum Essen oder, um sie an andere „Nutztiere“ zu verfüttern
  • Tauben sind eine „Plage“, denn sie machen nur Dreck (auch wenn sie ihre Ausbreitung in den Städten dem Menschen zu verdanken haben)
  • Pferde sind Arbeits- und Freizeittiere, auf denen man reitet (ob sie es wollen oder nicht)
  • Schweine, Hühner und Rinder sind „Nutztiere“, denn ihre einzige Daseinsberechtigung besteht darin, dass sie dem Menschen nützen; ihre individuellen Interessen und Bedürfnisse spielen keine Rolle, ganz zu schweigen von ihrer Leidensfähigkeit.

Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Im Verhältnis Mensch – Tier gilt nach wie vor erbarmungslos das Recht des Stärkeren. Die Interessen und Bedürfnisse der nichtmenschlichen Tiere werden dabei in den seltensten Fällen berücksichtigt. Im Gegenteil, zu einem ordentlichen Festmahl gehört ein gutes Stück totes Fleisch und dann kann gefeiert werden. Dabei denken die wenigsten daran, dass dafür ein Tier unsägliche Schmerzen erleiden und sterben musste. Es ist normal in unserer Gesellschaft. Jeder macht es, warum sollte also etwas falsch daran sein.

Diese Geisteshaltung der menschlichen Überlegenheit ist momentan so sehr in unserem kollektiven Denken verankert, dass so gut wie niemandem mehr auffällt, an was für einer unsäglichen Diskriminierung, Ungerechtigkeit und Gewalt wir uns praktisch täglich beteiligen. Das Ausblenden jeglicher moralischen Werte und Grundsätze, die wir im Verhältnis Mensch – Mensch als ganz selbstverständlich anerkennen, scheint bei Tieren auf einmal keinerlei Relevanz mehr zu haben. Diese Art der Diskriminierung nennt man Speziesismus – vereinfachend ausgedrückt die Diskriminierung aufgrund der Zugehörigkeit zu einer anderen Spezies.

Es zeugt von einer gewissen Paradoxie, wenn jemand, der andere Lebewesen aufgrund ihrer Andersartigkeit diskriminiert, sich darüber empört, dass Menschen andere Menschen aufgrund deren Andersartigkeit diskriminieren. Denn müsste man nicht, wenn man eine spezielle Art von Diskriminierung bekämpfen will, konsequenterweise alle Arten von Diskriminierung bekämpfen?

Wer an dieser Stelle nun empört aufschreit und erklärt, dass dies impliziere, farbige Menschen seien „auf einer Stufe mit Tieren“ und dass dies beleidigend und rassistisch sei, der sollte nochmals genauer nachdenken. Denn dieser Gedanke zeugt in sich bereits wieder von einer elitären Geisteshaltung nach dem Motto „wir Menschen sind mehr wert als die Tiere“. Das ist das Grundprinzip, nach dem jede Diskriminierung funktioniert. Wenn es gelänge, dieses Denkmuster aufzulösen, würde Rassismus überhaupt kein Thema mehr sein. Er würde im Nu von alleine verschwinden. Andersherum wird es aber nicht möglich sein, dem Rassismus ein Ende zu bereiten, solange der Speziesismus in unserer Gesellschaft weiterhin omnipräsent ist, ohne dass er offen zur Sprache gebracht wird.

Sich für eine gerechte Sache einzusetzen ist gut und richtig. Aber bitte belassen Sie es nicht bei einem Lippenbekenntnis! Jeder kann aktiv etwas dafür tun, dass unsere Welt gerechter und diskriminierungsfreier wird. Dazu ist es wichtig, sich auch über Speziesismus und Veganismus zu informieren und nicht weiter wegzuschauen, wenn Tiere misshandelt und diskriminiert werden, sondern aktiv zu werden.

„Wer die Opfer nicht schreien hören, nicht zucken sehen kann, dem es aber, sobald er außer Seh- und Hörweite ist, gleichgültig ist, dass es schreit und zuckt, der hat wohl Nerven, aber – Herz hat er nicht.“ (Bertha von Suttner, österreichische Pazifistin und Schriftstellerin, 1843 – 1914)

https://www.veganstart.de/

https://pixabay.com/images/id-2068954/