Erneut Obdachloser in Dortmund verstorben

Erst vor wenigen Tagen wurde ein toter Obdachloser in Dortmund-Oespel gefunden. Wie die Ruhr Nachrichten heute berichtet, konnten keine Hinweise auf Fremdeinwirkung gefunden werden. Der verstorbene Mann wurde nur 45 Jahre alt. Laut Zahlen der Zeitung sind 29 Verstorbene im Jahr 2022 durch die Stadt offiziell als wohnungslos verzeichnet worden, fast die Hälfte von ihnen wurde keine 50 Jahre alt. Für uns ist jeder Mensch, der auf der Straße verstirbt, ein Mensch zu viel!

Im Rat der Stadt Dortmund setzt sich unsere Partei in der Fraktion Die Linke+ dafür ein, im Rahmen des Modellprojekts „Housing First“ 20 Wohnungen für Obdachlose bereitzustellen. Hierfür gab es bereits im Februar 2021  den Mehrheitsbeschluss gemeinsam mit Grünen und CDU, der derzeit von der Verwaltung aber noch nicht umgesetzt worden ist.  Das Ziel: Obdachlosen Menschen soll ein Wohnungsangebot unterbreitet werden – bei gleichzeitiger Betreuung -, damit sie dauerhaft das Leben auf der Straße oder in Notunterkünften hinter sich lassen können. Passiert ist seitdem nichts. Der Wohnungsmarkt wird durch die Stadtverwaltung als schwierig beschrieben, was die Umsetzung erschwert.  Dabei läuft die Umsetzung in vielen anderen Städten wie beispielsweise Berlin, wo der Wohnungsmarkt ebenfalls schwierig ist, problemlos. Dort ist ein Pilotprojekt ein solcher Erfolg, dass das Modell nun erweitert wurde. Oder nehmen auch in Finnland. Dort wurde laut eines Berichts der Tagesschau durch „Housing First“ die Zahl der Obdachlosen halbiert. Warum soll das denn ausgerechnet in Dortmund nicht klappen? Zumal die Finanzierung gesichert ist. Da die Bewohner:innen dieser Wohnungen Anspruch auf Übernahme der Kosten der Unterkunft im Rahmen des SGB II bzw. SGB XII haben, sind die Mietzahlungen gesichert.

 

Die Malteser haben einige Tipps im Umgang mit obdachlosen Menschen zusammengefasst:

Suche das Gespräch

Es kostet Überwindung und man muss damit rechnen, abgewiesen zu werden. Dennoch: Viele Obdachlose freuen sich sehr über ein Gespräch. Denn neben Armut, Kälte und Hunger ist auch die soziale Isolation sehr zermürbend. Der Gesprächseinstieg: Möglichst klar und direkt. Begegne auf Augenhöhe, stell eine Frage oder biete eine Kleinigkeit an.

Zeige Respekt

Neben der täglichen Einsamkeit ist das Gefühl, unsichtbar und somit kein Teil der Gesellschaft mehr zu sein, zermürbend. Daher kannst du dich, sollte dich ein Gespräch überfordern, bei der nächsten Begegnung mit einem obdachlosen Menschen einfach mal an einem kleinen „Hallo“ oder einem freundlichen Nicken versuchen. Nett sein kostet zum Glück nichts!

Verurteile nicht

„Ich geb’ kein Geld, das geben die doch eh nur für ihren Stoff aus.“ Diesen oder ähnliche Sprüche hat jeder schon gehört, gedacht oder laut ausgesprochen. Aber mal ehrlich: Vielleicht hat die Person bereits drei Kaffee und Brötchen bekommen und könnte mit 2 € einfach mehr anfangen. Vielleicht gibt er oder sie das Geld auch tatsächlich dazu aus, um sich eine Flasche Korn zu kaufen. Egal wie herum man es dreht: Die Quintessenz dessen ist: Obdachlose sind auf unsere Solidarität angewiesen, und das meint im Umkehrschluss auch auf unsere 50 Cent. Was man selbst dazu denkt, sollte nicht dazu führen, aus Prinzip nicht zu helfen.

Hol Hilfe

Besonders wenn es nachts friert, sollte man ein sehr wachsames Auge haben. Wenn Menschen draußen bei Minusgraden schlafen, ist es durchaus angemessen, sie zu wecken und nachzufragen. In vielen Großstädten gibt es Kältebusse, die durch die Städte fahren und so Obdachlose vorm Erfrieren retten. Diese sind allerdings auch auf deine Mithilfe angewiesen. Also die Nummer des lokalen Kältebusses abspeichern und im Zweifel einmal zu viel, als zu wenig nachfragen, anrufen oder aufpassen! Wichtig zu wissen ist: In Situationen, in denen eine Person nicht mehr ansprechbar ist, sind keine gemeinnützigen Vereine zuständig. Dann gilt ganz klar: 112 wählen!

Spende sinnvoll

Die Faustregel lautet wie bei jeder Form von Spende: Nur das weitergeben, was du selbst auch annehmen würdest. Das gilt für den Zustand des Essens, der Kleidung oder des Schlafsacks.  Darüber hinaus: Bei Nahrungsmitteln empfehlen sich haltbare Lebensmittel, die nicht zubereitet werden müssen. Das können zum Beispiel Brot, Aufstrich, Käse oder ein Apfel sein. Im Zweifel solltest du am besten einfach nachfragen. Denn: obdachlos oder nicht, jeder Mensch hat schließlich andere Bedürfnisse.

Such dir eine Spendenaktion

Geld in den Becher werfen ist ein Anfang. Aber manchmal braucht es etwas mehr. Wie wäre es, eine Spendenaktion zu starten? Ein Beispiel: Die Idee des Gabenzauns ist so simpel wie gut. An öffentlichen Plätzen, die zentral gelegen sind, kann man an vielen Städten in Deutschland Spenden für Obdachlose abgeben. So auch in Hamburg: Hier startete die Aktion als Gegenmaßnahme, denn ursprünglich war die Mauer, an der nun Spenden abgegeben werden, ein beliebter Treffpunkt für Obdachlose. Übrigens: Das Projekt hatte Vorbildcharakter und wurde auch in weiteren Städten übernommen.

Eine Zusammenstellung verschiedener Angebote in ganz Deutschland gibt es auch hier.

(se)