Grafik: AGROkalypse-Kinoaushang

Film: AGROKALYPSE

AGROkalypse, der Tag, an dem die Gensoja kam

Der in der vergangenen Woche gezeigte Film AGROKALYPSE in Hannover erzählt die Geschichte der brasilianischen Ureinwohner vor dem Hintergrund des weltweiten steigenden Fleischkonsums und zeigt, wie wir mit Lebensmitteln die Welt verändern.

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Im Anschluss an den Film standen der Regisseur Marco Keller und Nds. Landwirtschaftsminister Christian Meyer dem Publikum Rede und Antwort.

Die wichtigsten Informationen wie folgt: Für 1 Kg Fleisch werden 12 kg Proteine verfüttert; Soja ist eine Pflanze mit hohem Proteingehalt und findet deshalb vorrangig Verwendung. Geeignete Böden sind nach der Rodung der Regenwälder und Vertreibung der Ureinwohner in Südamerika zu finden. Dort werden riesige Felder mit genmanipulierten Sojapflanzen bestellt und bewirtschaftet. Die genetische Veränderung hat den „Vorteil“ , dass passende Pflanzengifte, die von den Firmen gleich mit dazu geliefert werden, jegliches Wachstum um die genveränderte Pflanze herum zerstören. Auf den unvorstellbar riesigen Feldern muss nur noch gespritzt und nicht mehr gejätet werden. Das zerstört aber komplett die Biodiversität und in einem späteren Stadium auch die Fruchtbarkeit des Bodens. Was bleibt, sind vergiftete Böden, eine verwüstete Natur und volle Taschen für die großen Konzerne.

Soja wird als Futtermittel für unsere sog. Nutztiere tonnenweise nach Europa verschifft. Einer der Hauptimporthäfen liegt in Niedersachsen, dem Heimatland der Mastbetriebe und dem größten Schlachthaus Europas.

Noch gibt es keine Kennzeichnungspflicht für Fleisch von Tieren, welche mit genbehandeltem Soja gefüttert wurden. Gleiches gilt für die Milch. Sicher ist, dass alles konventionell „erzeugte“ Fleisch von Tieren stammt, die ihr Leben lang mit Gensoya gefüttert wurden. Nur in der Biolandwirtschaft ist das nicht erlaubt.

Meine Empfehlung: Wenn schon Fleisch und Milch, dann doch besser aus regionaler Bio-Landwirtschaft.

Dem Landwirtschaftsministerium in Niedersachsen sind die Zusammenhänge bekannt; mit verschiedenen Programmen soll die „sanfte Agrarwende“ herbeigeführt werden. Aus meiner Sicht ein guter Ansatz, der jedoch nur einen zarten Anfang darstellen kann. Wir haben nicht mehr ewig Zeit, zu handeln. Wir müssen endlich aufhören, Tiere in unvorstellbaren Mengen (über) zu „produzieren“ und auch noch zu glauben, dass mit Fleisch die Welt ernährt werden kann. Schlauer wäre, mit pflanzlichen Lebensmitteln gegen den Welthunger anzukämpfen, anstatt den Umweg über den Tiermagen zu gehen.

In dem Film war zu sehen, wie eine von ihrem Land vertriebene Guarani-Kaiowá ein staubiges Stück tote Erde aufnahm und mit den Worten „Wir Guarani-Kaiowá haben ein anderes Verhältnis zur Erde als die Agrarindustrie“ in die Kamera hielt. Dieses andere Verhältnis werden wir in uns sicherlich auch wieder entdecken, wenn dank Monokultur, Gärresten aus Bioanlagen, Mineraldünger und der Gülle aus der Massentierhaltung unsere Böden ausgelaugt und das Grundwasser vergiftet sein wird. Bis dahin kümmern wir uns doch lieber um die angenehmen Dinge des Lebens, wie die mäßigen Besucherzahlen in einem kleinen Kino der niedersächsischen Landeshauptstadt, in welchem auch das Gespräch mit einem Minister geführt werden konnte, zeigen.

Simone Oppermann / Landesverband Niedersachsen