Handel mit exotischen Haustieren nimmt gefährlich zu – EU handelt nicht

Das weltweite Artensterben ist das rasanteste der Erdgeschichte, Seuchen können Tierarten und Kontinente überspringen, Tierquälerei bei Zucht und Transport ist tagtäglicher Horror – und dennoch gibt es immer mehr private Käufer von exotischen Tieren.

In einigen wenigen Ländern Europas, wie bspw. Belgien, gibt es bereits strenge Regeln, welche exotischen Tiere eingeführt werden dürfen, was im Umkehrschluss bedeutet, dass sämtliche anderen Tiere nicht eingeführt werden dürfen. Das hat den Vorteil, dass Zollbeamte eine kleine Positivliste von etwa 50 bis 100 Tierarten kennen müssen und sofort handeln können, um die Einfuhr nicht erlaubter Tierarten zu unterbinden. In den meisten Ländern aber gibt es Negativlisten von mehreren hunderten oder gar über tausend Tierarten, deren Einfuhr unerlaubt ist. Der Nachteil liegt auf der Hand: Die Zollbeamten können sich unmöglich diese vielen verschiedenen Tierarten merken und sämtliche nicht aufgeführten Tiere sind automatisch erlaubt. Dem Handel mit seltenen Tieren, die teilweise vom Aussterben bedroht sind, sind Tür und Tor geöffnet.

Die Halter in Europa sind dann oftmals Privatleute, die sich an den Jungtieren erfreuen, aber weder genau wissen, wie sie zu halten, pflegen und füttern sind, noch was sie machen wollen, wenn die Tiere ausgewachsen sind. Das kleine Tigerbaby dient der Unterhaltung in Millionärsvillen, der ausgewachsene Tiger aber kann Probleme bereiten und kann zur Last werden. Artgerechte Haltung ist zumeist gar nicht möglich. Hinzu kommt ein Problem, das aber zugleich auch eine Chance ist: Exotische Tiere können auf anderen Kontinenten bspw. ausbrechen oder werden ausgewildert und somit eingeschleppte gefährliche Krankheiten zur Ausbreitung verhelfen. Dieses Risiko nimmt immer weiter zu, je mehr exotische Tiere um den Globus befördert werden. Und in den letzten Jahren nimmt dieser Trend leider sehr stark zu aufgrund des Internethandels und den immer bizarrer werdenden Wünschen der Reichen und Superreichen.

Die Chance liegt aber genau hierin, denn über die Tiergesundheit kann eine EU-Regulierung greifen (Artikel 114 AEUV). Das Ziel muss nun sein, europaweit einheitliche Positivlisten einzuführen und somit endlich dem Handel mit exotischen Tieren effektiv Einhalt zu gebieten.