Hirnlose Hennen

Bislang nur Kunstobjekte auf einer britischen Ausstellung

Der Londoner Student André Ford hat bei der Kunstausstellung der School of Architecture eine Installation gezeigt, die, als das, was sie sein will, in Ordnung ist: eine Provokation. Seine Idee ist eine vertikal gebaute Hühnerfarm, in der möglichst viele Tiere auf engstem Raum zusammengepfercht werden könnten. Angeblich „artgerechter“ würde diese Haltungsform dadurch, dass den Tieren Teile des Gehirns entfernt würden (um keinerlei Sinneswahrnehmungen mehr zu ermöglichen) und die Füße zur Platzoptimierung. Versorgt würden die Tiere durch ein Schlauchsystem, die Muskeln würden durch Stromschläge angeregt. Hintergrund der Idee ist die Tatsache, dass sich laut Schätzungen der FAO (Welternährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) der Bedarf an Fleisch pro Kopf weltweit bis 2050 verdoppeln wird. (Artikel hier)

Eigentlich müsste bei so einer Aktion die Provokation gelingen und ein Aufschrei der Empörung durch die Bevölkerung gehen. Wer Tiere als Lebewesen betrachtet, die um ihrer selbst Willen ein Recht auf arttypisches Leben haben sollten, dem dreht es bei solchen Ideen schlicht den Magen um. Aber es wird ja anscheinend heute schon ernsthaft diskutiert, ob es ethisch vertretbar sei, blinde Hühner zu züchten, da diese unter den grausamen Haltungsbedingungen in der Massentierhaltung weniger leiden sollen. Das ist wohl die Perversion unserer Zeit, in der es nur um „mehr“, „besser“ und „größer“ geht. Anstatt darauf einzuwirken, dass der Pro-Kopf-Verbrauch an Fleisch reduziert wird, geht es nur noch darum, wie immer mehr und billiger produziert werden kann. Und das geht nur dadurch, dass Tiere wie Produktionseinheiten betrachtet werden. Einer Sache kann man Teile des Körpers skrupellos entfernen, kann sie gentechnisch so verändern, dass sie unseren Gaumenansprüchen genügt. Vielleicht sollte sich die Spezies Mensch mal ernsthaft darüber Gedanken machen, ob sie noch zur Natur passt!