Hundehaltung in Brandenburg schwieriger als Wildtierhaltung?

Was in Berlin und vielen anderen Bundesländern längst verboten ist, ist in Brandenburg leider nach wie vor erlaubt. Bei uns dürfen nämlich auch Privatpersonen Wildtiere halten. So können zum Beispiel auch Großkatzen wie Tiger oder Löwen ohne große bürokratische Hürden ein Zuhause in unserer Nachbarschaft finden.

Markus Kirschning aus unserem Landesvorstand ergänzt: „Es ist absolut unverständlich, warum man für die Haltung von exotischen Wildtieren nicht einmal einen Sachkundenachweis erbringen muss. Das erleichtert und fördert die Haltung dieser Tiere, anstatt sie zu erschweren. Und das ist genau der falsche Weg.“

Nicht gehalten werden dürfen Hunde, die vom Land Brandenburg als sogenannte Listenhunde geführt werden. Hier sind der American Pitbull Terrier, der American Staffordshire Terrier, der Bullterrier und viele andere zu nennen. Es ist schwer nachvollziehbar, dass einige Politiker offenbar davon ausgehen, dass bestimmte Hunde gefährlicher sein sollen als 300 kg schwere Großkatzen. Darüber hinaus stellt sich natürlich auch die Frage, warum manche Menschen glauben, dass Wildtiere artgerechter gehalten werden können als Hunde. Da wir von der Tierschutzpartei darauf keine vernünftige Antwort haben, ist für uns klar, dass bei diesen Gesetzen auf vieles geachtet wurde, nur nicht auf das Wohl der Tiere. Und deshalb muss hier so schnell wie möglich nachgebessert werden.

Nach der Tierbestandsanalyse des Landesumweltamtes gibt es in Brandenburg derzeit 23 Löwen, die in drei Zirkussen, zwei Zoos und mindestens einer Privathaltung gehalten werden. Dabei handelt es sich nur um die registrierten Tiere. Ob es darüber hinaus noch weitere Wildkatzen gibt, ist unbekannt.

Löwen sind seit kurzem das Gesprächsthema Nummer eins in Brandenburg, denn erst letzte Woche wurde bekannt, dass südlich von Berlin eine Raubkatze, vermutlich eine Löwin, gesichtet wurde. Es gab sogar Warnungen und die Empfehlung der Polizei, möglichst zu Hause zu bleiben. Eine aufwändige, groß angelegte Suche mit Hubschraubern, professionellen Fährtenlesern, vielen Experten und einem riesigen Polizeiaufgebot blieb erfolglos. Es dauerte bis zum nächsten Tag, bis neue Erkenntnisse vorlagen. Denn die Auswertung des vorhandenen Bildmaterials ergab, dass die Vermutung, es handele sich um eine Löwin, nicht mehr aufrechterhalten werden konnte. Daher wurde Entwarnung gegeben, da man nun von einem Wildschwein ausging.

Ausbrüche von Wildtieren aus der Gefangenschaft kommen immer wieder vor und sind längst keine Einzelfälle mehr. Einer endete sogar bei uns in Brandenburg mit einem tödlichen Drama.

2016 beispielsweise brachen im Tierpark Baruth zwei Löwen aus ihrem Gehege aus, so dass der Tierpark evakuiert werden musste.

Im selben Jahr war es sogar ein Elefant, der kurzzeitig dem Circus Busch entkam und ohne Tierpfleger in Hennigsdorf unterwegs war.

2017 liefen zwei Watussi-Rinder durch Potsdam-Mittelmark und kollidierten mit einem Auto, wobei der Fahrer und eines der beiden Rinder starb. Das zweite wurde von einem Polizeibeamten mit einer Dienstwaffe erschossen. Die Rinder gehörten zum Zirkus Busch.

2018 entkam ein Wolf in Perleberg (Prignitz).

2019 konnten zwei Kapuzineräffchen aus dem Tierpark Berlin ausbrechen.

2020 machte sich bei Schwante (Oberhavel) eine etwa zehnköpfige Wasserbüffelherde selbstständig.

2021 büxten drei Kamele aus dem Circus Berolina in Frankfurt (Oder) aus.

2023 sind drei Nandus in Strasburg (Uckermark) ausgebrochen. Dabei wurde sogar ein Mensch durch die scharfen Krallen eines der Tiere verletzt.

Und so gäbe es noch viel mehr aufzuzählen, ob ein Gorilla 2004, Kamele 2005 und 2011, eine Löwin 2011, die leider nach 30 Minuten Freiheit auch den Tod fand, oder ein Känguru 2014.

Und all dies sind nur die Ereignisse der letzten Jahre in Berlin und Brandenburg. Wie lang die Liste wäre, wenn man sie auf ganz Deutschland ausdehnen würde, kann man nur erahnen. All diese aufgezählten Ausbrüche sollten eigentlich deutlich machen, dass gerade die Haltung von Wildtieren ein großes Problem in dieser Gesellschaft darstellt. Warum die Politik hier nicht eingreift, um Mensch und Tier besser zu schützen, Zirkusse und Zoos und die Haltung von Wildtieren generell ernsthaft in Frage stellt und verbietet, ist nicht mehr nachvollziehbar.

So lässt sich heute längst nicht mehr leugnen, dass die Haltung von Wildtieren sehr oft mit psychischem Leid verbunden ist. Fatima Zibi vom Landesvorstand der Tierschutzpartei Brandenburg ergänzt: „Die meisten Löwen, Tiger etc. bräuchten ein mehrere hundert Quadratkilometer großes Gehege, um ihren Bewegungsdrang und ihre komplexen Sozialstrukturen voll ausleben zu können und damit ihr mentales und körperliches Wohlbefinden zu gewährleisten.“

In Zoos und vor allem in Zirkussen ist diese Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. So zeigen Raubkatzen dort auffällige Verhaltensstörungen, z.B. sogenannte Stereotypien wie ständiges Hin- und Herlaufen. Bei Elefanten in Gefangenschaft wird häufig das sogenannte Weben beobachtet. Dabei handelt es sich um ein gleichförmiges Bewegungsmuster, bei dem der Elefant Vorwärts- und Rückwärtsschritte andeutet, seinen Körper rhythmisch wiegt und mit dem Kopf nickt. In freier Wildbahn wurde ein solches Verhalten noch nie beobachtet.

Deshalb fordern wir von der PARTEI MENSCH UMWELT TIERSCHUTZ unsere Landesregierung auf, sich dieses Themas anzunehmen. Insbesondere wenden wir uns an den Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz, Axel Vogel. Denn der Tierschutz gehört zu den Themenbereichen Ihres Ministeriums. Setzen Sie sich für ein Wildtierhaltungsverbot für Zirkusse, Zoos, aber auch Privathaltungen ein. Setzen Sie dieses Verbot flächendeckend in Brandenburg durch und ermöglichen Sie über Wildtierauffangstationen und -rettungen in Not geratenen Wildtieren die erforderliche Hilfe. Verändern und gestalten Sie Brandenburg positiv. Machen Sie Brandenburg zum Vorreiter und Vorbild für andere Bundesländer.

Pressemitteilung Wildtiere