Bezugnehmend auf die aktuellen Diskussionen bezüglich des Umgangs mit Waschbären und der Nilgans (siehe Fußnoten) möchte der LV BaWü noch einmal Stellung beziehen:
Waschbären und Nilgänse gehören bei uns zu den invasiven Arten, d.h., sie wurden von Menschen absichtlich oder versehentlich aus ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet heraus nach Deutschland gebracht. Nilgänse befinden sich seit 1985 bei uns, die Waschbären sind sogar seit 1934 bei uns heimisch.
Es stellt sich die Frage, ob wir bei diesen Tieren nach dieser langen Zeit tatsächlich noch von invasiven Arten sprechen können, denn die Tiere haben sich mittlerweile sehr gut eingelebt, sind tatsächlich heimisch geworden. Aber: Die Heimischen Wildtiere unterliegen einem besseren Schutz als die Tiere, die den invasiven Arten zugeordnet werden. Ist das der Grund, warum wir bestimmten Tieren die Anerkennung als „heimisch“ versagen?
Denn trotz der Tatsache, dass Waschbären seit knapp 90 Jahren bei uns beheimatet sind, plant das Landesministerium BaWü, gegen den Waschbären als „invasive Art“ vorzugehen. Immer wieder stehe dieser in Verdacht für „zunehmende Konflikte mit der Bevölkerung“ zu sorgen. Ziel ist in erstem Schritt ein „innerstädtisches Waschbär-Management und die Zusammenarbeit von Stadtjägern und Wildtierbeauftragten. Im Ergebnis soll ein landesweit übertragbares Konzept zum Umgang mit dem Waschbär in urbanen Räumen erarbeitet und die Maßnahmen praktisch erprobt werden.“ So die Ausführungen des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, gemäß Schreiben vom 24.07.2023).
Stadtjäger? Diese sind vorrangig für den Abschuss der sog. invasiven Arten zuständig. Wildtierbeauftragte sollen Abläufe im Monitoring und im Management koordinieren und zwischen verschiedenen Interessengruppen vermitteln. Tierschutzbeauftragte, bzw. -vereine werden an der Planung des Waschtier-Managements nicht beteiligt sein – warum nicht? Sollen hier Abschüsse von vornherein erleichtert werden?
Und von welchen Problemen sprechen wir eigentlich? Für die Waschbären ist es schwierig, an adäquate Nahrung zu kommen. So kann es passieren, dass die nachtaktiven Tiere Mülltonnen durchsuchen oder Vogelnester ausräumen. Außerdem können Waschbären auf der Suche nach einem Schlafplatz über Bäume und Dachrinnen in Dachstühle eindringen. Auch Nilgänse sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Warum? Weil sie sich in Freibädern und Parks niederlassen und dort etwas hinterlassen.
Natürlich ist es nicht schön, wenn wir Kot im Freibad finden und der Nachwuchs von Vögeln gefährdet wird. Aber ist dies ein Grund, diese Tiere zu bejagen und zu töten? Gibt es keine anderen Möglichkeiten?
Nilgans und Waschbär haben sich ihr Leben bei uns nicht ausgesucht. Wie so oft, ist der Mensch, sind wir! für ihr Vorkommen verantwortlich. Wie steht es also um unsere Verantwortung? Wir meinen, Töten war und ist noch nie eine Lösung gewesen.
Die Tierschutzpartei fordert daher:
- Schaffung und Umsiedlung von Nilgänsen, Waschbären, etc. in artgerechte Refugien
- Geburtenkontrolle und damit Eindämmung der Population
- Mitspracherecht einer Tierschutzorganisation bei der Umsetzung des geplanten Waschbären-
Managements - Eine Neuordnung der invasiven Arten, bzw. Zuordnung zu den hier heimischen Tieren, wenn
sich die Tiere bereits seit mehr als einem Jahrzehnt bei uns behaupten (diese Forderung
werden wir auch in die EU einbringen)
Das Ziel muss ein artgerechter Umgang mit Tieren sein und eine Tötung ausgeschlossen werden.
https://www.tierschutzpartei.de/waschbaeren-brauchen-unseren-schutz/TSP