Ja zum Artenschutz! Nein zum Zoo!

Der Zoo – für die einen der abenteuerliche Ganztagsausflug, für die anderen ein Ort, der besser vermieden wird. Und für die Tiere? Die meisten Zoos profilieren sich gerne offensichtlich mit der Eigenschaft der Arterhaltung. Aber was hat es eigentlich genauer damit auf sich? Hier gibt es einen kurzen Blick auf einige Pro- und Contra-Argumente, welche die Problematik hinter dem Schild des Artenschutzes in Zoos verdeutlichen. 

Zoos werden oftmals als artenschutztechnische Notwendigkeit beschrieben, die zum Erhalt der Tiere eine essenzielle Säule darstellen – ironischerweise kommt diese Hervorhebung überwiegend von den Einrichtungen selbst. Allerdings gibt es neben Zoos viele weitere Möglichkeiten, das angestrebte Ziel zu erreichen, etwa durch Naturschutzprojekte, Aufklärungsarbeit bezüglich der Problemursachen wie Lebensraumzerstörungen oder Anti-Wilderei-Maßnahmen. Zoos sind also keine Notwendigkeit, da sie nicht die einzige Option sind, dem Artenschutz nachzukommen. Zwar zeichnen sich einige Zoos damit aus, dass sie neben ihrer Haltung ex situ (außerhalb des natürlichen Lebensraumes) auch Schutzmaßnahmen in situ (innerhalb des natürlichen Lebensraumes) unterstützen, doch gerade damit hebt sich der kommerzielle Kern des Geschäfts hervor. Zoos sind nun mal Unternehmungen, die nicht das primäre Ziel des Tier- und Artenschutzes sowie das des Tierwohls haben, sondern das des wirtschaftlichen Gewinns. Dies lässt sich auch simpel verdeutlichen, wenn man sich die Vielfalt und Masse der Tiere und Arten in Zoos anschaut. Sind dies wirklich alle Lebewesen bedrohter Tierarten und kann jenen nur hier unter diesen Bedingungen geholfen werden? Diesbezüglich sei anzumerken, dass Zoos hinsichtlich des Anspruches auf sogenannte „artgerechte Haltung“ ein Widerspruch in sich sind, da einerseits artgerechtes Leben bloß in der freien Wildbahn passieren und andererseits kein Lebewesen auf keine Art natürlicherweise gehalten werden kann. Also ja, Zoos finanzieren Projekte an den eigentlichen Problemorten mit, das legitimiert aber keineswegs den Zoo an sich. 

Ebenfalls ist so weit nicht einfach auszublenden, dass Zoos bisher definitiv Erfolge im Artenschutz verzeichnen konnten. Aber auch dies ist keine hinreichende Rechtfertigung für deren Weiterführung. Nicht nur wegen der schon oben angesprochenen Alternativen, sondern auch wegen der internen Schwierigkeiten: Verhaltensstörungen, Abhängigkeitsbeziehungen zum Menschen, generationsübergreifende genetische Probleme und Ressourcenverschwendungen. Artenschutz ist teuer und aufwendig, und das vor allem weit weg von den wirklichen Lebensräumen der Tiere, weswegen lokale Gruppen und Schutzmaßnahmen zweifellos die klügere Vorgehensweise wären. Zudem ist der Zoo ein Paradebeispiel eines Teufelskreises: Individuen bedrohter Arten wird versucht zu helfen, indem sie unter Laborbedingungen leben müssen. Diese werden dadurch ihrer natürlichen Verhaltensmuster beraubt und erleiden eine Verzerrung dahingehend, dass sie nun lernen, mit und von Menschen zu leben. Neben den verhaltenstechnischen Aspekten kommen im Weiteren genetische Hürden der folgenden Generationen ins Spiel, was zusammengenommen die Überlebenschancen bei einer Freilassung in die Wildnis enorm reduzieren. Dadurch liegt es nahe, die Tiere im Zoo zu halten, weiter zu „schützen“ und zufällig damit Profit zu schlagen. Bedrohte Tiere bleiben bedrohte Tiere, bloß dass sie dabei als gewinnbringendes Mittel zum Zweck der Zoobetreibenden dienen. Und Artenschutz entpuppt sich somit bloß zu „Artenschutz im Zoo“. 

Ein anderer oft aufgeführter Punkt ist der, dass Zoos einiges zur Bildung und Sensibilisierung zu den Themen Tier und Natur beitragen. Ist das denn so? Kinder lernen zwar verschiedene Tiere kennen, lernen und internalisieren aber auch deren Platz hinter Gittern. Zoos unter dem Deckmantel des Lehrauftrages zu normalisieren ist eine Gefahr für die Tiere, und erneut aus Sicht des Unternehmens ein strategisch kluger Schachzug. Dabei sind Zoos Teil des größeren Problems von Tierleid und Umweltzerstörung. Leute, die den Zoo besuchen, werden sich danach oftmals nicht noch an das Leid der Tiere in Gefangenschaft erinnern oder sich der Ursachen dessen bewusst werden, wie beispielsweise Umweltzerstörungen, und das sollen sie auch nicht. Der Zoo will, dass die Leute an seine Magie glauben: Der Zoo als Zufluchtsort, als Arche, für alle bedrohten Tiere.  

Abschließend lässt sich sagen: Wäre die Arterhaltung tatsächlich das größte Anliegen des Zoos, dann gäbe es ihn nicht. Es würden die Ressourcen und die Kraft in andere Projekte gesteckt werden, die vor allem den Tieren und der Natur zugutekommen. Ohne Zweifel gibt es Zoos, die intern schöne Resultate aufweisen oder extern durch Finanzielles gute Dinge bewirken. Arten wurden bereits in Zoos erhalten, Bildungsaufträge erfüllt. Jedoch braucht es dafür keine Zoos, gerade nicht aus Sicht der Tiere. 

(tk)