Neue Technologie gegen Vogelschlag an Windkraftanlagen

Durch Windkraftanlagen sind vor allem Greifvögel wie der Rotmilan, der Seeadler oder der Mäusebussard gefährdet. Forschende begründen dies damit, dass die Vögel ihren Blick während des Fluges nach unten richten, etwa auf der Suche nach Beute, weswegen sie mit Windrädern oder anderen Hindernissen kollidieren können. Gerade die großen Rotoren von rund 50 m erreichen eine Geschwindigkeit von bis zu 340 km/h, was so schnell ist, dass die Vögel nur schwer darauf reagieren können. Jedoch ist unklar, wie viele Vögel tatsächlich durch Windräder sterben, denn sowohl die Zahl der Todesfälle als auch die jeweiligen Ursachen sind schwer messbar. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) schätzt, dass pro Jahr 100.000 Vögel durch Windkraftanlagen getötet werden. Dies klingt viel, jedoch sterben schätzungsweise über 100 Millionen Vögel in unserem Land im Zusammenhang mit einem Aufprall gegen Fenster und Glasfassaden.

Aktuell können einige Anlagen bereits kurzfristig abgeschaltet werden, wenn Zugvögel vorbeifliegen oder die Anlage sich in einer Brutregion befindet. Eine neue Technologie vom norwegischen Forschungsinstitut Sintef soll die Tiere jetzt durch die sogenannte Skarv-Technologie schützen, welche bereits patentiert wurde und das Vogelsterben damit um bis zu 80 Prozent senken könnte. Sobald sich Vögel nähern, soll die Geschwindigkeit der Rotorblätter reduziert werden. Mit Kameras und Vogelradarsystemen soll eine bevorstehende Kollision frühzeitig erkannt werden. Die Technik ist dabei aber noch nicht vollständig ausgereift, da besonders Kollisionen im Bereich des Rotorkopfs einer Anlage sowie Annäherungen von der Seite nicht frühzeitig erkannt werden können.

Eine besondere Schwierigkeit stellt dabei dar, dass sich Flugbahnen von Vögeln kaum vorhersagen lassen und bei mehreren sich nähernden Vögeln das System nur schwer eine Vorhersage treffen kann. Eine Abschaltung der gesamten Turbine ist zwar möglich, dauert aber bei einer Zehn-Megawatt-Turbine mit normaler Geschwindigkeit immer noch 15 bis 20 Sekunden. Hinzu kommt, dass bislang noch keine Praxistests stattgefunden haben. Die Forschenden gegen von einer Marktreife in fünf Jahren aus, da zunächst ein Test unter realen Bedingungen stattfinden muss.

Wir begrüßen ausdrücklich alle Forschungen, um eine Reduzierung und im besten Fall eine komplette Vermeidung von Tierleid bei erneuerbaren Energien herbeizuführen. Im Idealfall können hier mehrere Lösungsansätze kombiniert werden, so legte erst kürzlich eine Studie die Annahme zugrunde, dass ein schwarzes Rotorblatt zu einem erhöhten Kontrast und somit zu einer erhöhten Sichtbarkeit des Rotors gegenüber Vögeln führt.

(se)