Niemals vergessen – „Nie wieder“ ist jetzt, immer und überall

Heute vor 85 Jahren wurden tausende Wohnungen, Geschäfte und Synagogen in Deutschland zerstört, über 30.000 Jüdinnen und Juden verhaftet, gedemütigt, verletzt, verschleppt und es gab während und direkt nach dem Pogrom über 1.300 Todesopfer. Über die Hälfte der Synagogen wurde damals beschädigt und zerstört.

Joseph Goebbels hielt zuvor eine antijüdische Hetzrede, in der er zu solchen schrecklichen Taten anstachelte und aufrief. Bereits in den Jahren zuvor war antisemitische Propaganda an der Tagesordnung und die Gesellschaft entsprechend durch Hass und Hetze vergiftet.

Die staatlichen Organe und NS-Organisationen waren am 9. und 10. November direkt und planvoll beteiligt, aber viele Menschen sahen zu, begrüßten den Terror oder beteiligten sich gar. Hilfe für die jüdischen Opfer gab es kaum. Weder war es der angebliche „spontane Volkszorn“, noch war die deutsche Bevölkerung unschuldig.

In der Folge wurden die Jüdinnen und Juden völlig entrechtet. Später folgte die grauenvolle Shoah, der industrielle Massenmord. Heute ist es so wichtig wie seit Jahrzehnten nicht mehr, wachsam zu sein und jegliche Form von Antisemitismus zu unterbinden. Die Gesellschaft, sowohl Politik als auch jede einzelne Person, sind aufgerufen, antisemitischen Aussagen und Taten sofort und entschlossen entgegenzutreten.

Wie jedes Jahr gibt es auch heute wieder Gedenkveranstaltungen, Stolpersteine werden geputzt, Reden und Vorträge werden gehalten. Und überall ist das „Nie wieder“ zu hören und zu lesen. Es darf aber keine Floskel sein, die eingeübt und bedeutungslos verwendet wird. Gegen Antisemitismus einzutreten ist tägliche Aufgabe und muss praktiziert werden. Auch entgegen Gewohnheiten und Gewissheiten und gerade in Zeiten, in denen jüdische Menschen wieder getötet werden und um ihr Leben fürchten!

Allein im letzten Jahr gab es fast 2.500 antisemitische Vorfälle in Deutschland und Antisemitismus nimmt aktuell nochmal massiv zu. Wir fordern stärkere Unterschützung der Gedenkstätten und Förderung der politischen Bildung, aber auch besseren Schutz der jüdischen Menschen sowie die klare Benennung und Bekämpfung der Ursachen: insbesondere Unwahrheiten und Verschwörungsideologien, falsche Verallgemeinerungen, Menschenfeindlichkeit, fehlender Mut gegen Antisemitismus einzutreten, mangelhafte mediale, gesellschaftliche und schulische Aufklärung sowie Aufstachelung durch radikale politische Gruppierungen.