Bildmaterial: tiernotruf.de

Nutrias Hass in den Bonner Rheinauen

Tierschützer des Tiernotruf e. V. fanden am Anfang der Woche erschossene Nutria-Babys in der Bonner Rheinaue. Das Röntgenbild der getöteten Tiere ergab, dass diese von mehreren Luftgewehr-Projektilen getroffen wurden. In der gesamten Umgebung finden sich Aufkleber, mit Texten wie „Ist der Himmel abends rot, sind morgens alle Nutrias tot. HAHAHAHA!“, welche mutmaßlich ebenfalls von den tierhassenden Menschen stammen.

An den Gewässern des Rheinauenparks Bonn lebten laut Zahlen aus dem letzten Jahr rund 40–60 Nutrias. Die possierlichen Tiere stammen ursprünglich aus Südamerika (wo sie lokal bereits ausgerottet wurden) und wurden in Mitteleuropa zur Pelzgewinnung gezüchtet und gehalten. Inzwischen sind sie fester Bestandteil des Rheinauenparks und auch in vielen anderen Stellen in NRW zu finden. Bereits im Jahr 2022 erging ein Beschluss der Stadtverwaltung Bonn, dass diese mit Lebendfallen gefangen, abtransportiert und von einem Jagdausübungsberechtigten erschossen werden.

Begründet wird die geplante Maßnahme zur Populationsdezimierung mit einer EU-Verordnung zu invasiven Arten. Die Verordnung schreibt aber nicht zwingend eine Tötung vor, sondern verweist auf andere „Managementmaßnahmen“, wie z. B. die Sterilisation. Den Einsatz von Lebendfallen lehnen wir vollständig ab, da diese grausame Qualen für die Tiere bedeuten. Sie müssen dort viele Stunden verharren und versuchen dabei sich zu befreien. Dabei erleiden sie oftmals schwerste Verletzungen, z. B. ruinieren sie ihr Gebiss oder trennen sich dabei Gliedmaßen in größter Panik ab. Dies ist hinreichend bekannt, belegt und unumstritten. Der Todeskampf dauert oft 12 Stunden. Und dies bedeutet für uns, dass diese Fallen den Tatbestand der Tierquälerei eindeutig erfüllen. Die Tiere, die den Todeskampf in den Fallen überleben, werden nach ihrem Auffinden getötet.

Welchen Umgang mit invasiven Arten?

Aus Tierschutzsicht stellen invasive Arten eine komplexe Herausforderung dar. Auf der einen Seite ist es wichtig, das Wohlergehen und den Schutz einheimischer Tierarten zu gewährleisten, da im Einzelfall invasive Arten erhebliche negative Auswirkungen in Bezug auf eine Verdrängung und eine Reduzierung der Artenvielfalt haben, was in der Folge zu einem Verlust an Biodiversität führt. Auf der anderen Seite verdienen auch die invasiven Arten natürlich gerade unter Tierschutzgesichtspunkten eine besondere Berücksichtigung. Auch wenn diese Arten vergleichsweise neu in Regionen sind, haben auch sie das Recht auf ein artgerechtes und leidfreies Leben. Das Eindringen in neue Gebiete geschieht zudem häufig unfreiwillig durch menschliche Aktivitäten.

Die Geschichte der Einwanderung einer Art in ein neues Gebiet begleitet die Menschheit dabei schon über viele Jahrhunderte. So kamen Arten über die Schifffahrt z. B. durch das Anheften an Schiffsrümpfe oder in Ballasttanks in neue Gewässer, in der Landwirtschaft werden exotische Tiere und Pflanzen eingeführt und entkommen oder verwildern und auch durch den Tierhandel, in dem exotische Tiere, die zunächst als Haustiere gehalten werden, freigelassen werden oder entkommen und sich in der Wildnis etablieren. Für die Situation in Europa setzen wir uns ganz klar dafür ein, dass in allen Ländern die Jagd auf invasive Tierarten verboten wird und stattdessen tierschutzkonforme Möglichkeiten der Populationskontrolle einzusetzen sind.

(se)