Silvester ohne Gewalt und Böllerei!

Wie viele Menschen und Tiere müssen noch verletzt, wie viele Einsatzkräfte noch attackiert werden, bevor die Politik endlich handelt? Die Politik nimmt die tausenden Opfer und die immensen Schäden einfach weiter in Kauf, obwohl die öffentliche Ablehnung von Silvesterfeuerwerk immer stärker wird. Die PARTEI MENSCH UMWELT TIERSCHUTZ fordert nicht erst seit den massiven Ausschreitungen des Jahreswechsels 2022/23, sondern seit vielen Jahren bereits ein sofortiges Umdenken und ein beherztes, wirksames, gesetzliches Ende der privaten Silvesterböllerei.

Am Morgen des 01.01.2023 waren die Nachrichten erschreckend. Allein das Unfallklinikum in Marzahn meldet 65 verletzte Personen, viele davon Kinder. Es gibt Finger, die amputiert wurden und Augäpfel, die entfernt werden mussten. Die Polizei vermeldet unzählige gewalttätige Angriffe mittels Feuerwerkskörpern auf Einsatzkräfte. Straßenschilder wurden zerstört, und der Müll liegt überall, auch in Parks und geschützten Grünanlagen. Die Berliner Feuerwehr rückte zu 1.717 Einsätzen aus. Hinzu kommen unzählige Sachbeschädigungen.

„Wir werden uns immer dafür einsetzen, dass das Wohl der Menschen, der Tiere und der Umwelt im Vordergrund vor wirtschaftlichen Interessen und dem egoistischen Handeln Einzelner steht“, betont etwa unser Berliner Landesvorstand und dankt allen Einsatzkräften von der Feuerwehr, den Polizist:innen, Krankenfahrer:innen, Rettungskräften und Menschen von der Müllreinigung für ihren Einsatz und hofft, dass kommende Silvester friedvoller wird.

Manch ein Knaller ist in der Nacht nicht hochgegangen und löst sich, wenn Spaziergänger:innen ihn aufheben wollen oder wenn Menschen oder Tiere darauf treten. Bitte seid vorsichtig! Eine Übersicht der vielen entlaufenen, verletzten und zu Tode gekommenen Tiere wird in den kommenden Tagen erst noch gezogen werden müssen. Unzählige Fälle vermisster Haustiere wurden bereits gemeldet. Für alle Wildtiere ist Silvester die Hölle.

Deutschlandweit sind die Zahlen so hoch, dass man sagen muss: Keine Tradition der Welt rechtfertigt diese Opfer! Silvesterböllerei ist zudem keine kulturell alte Tradition, sondern begann erst vor etwa 100 Jahren und ging von reichen Adeligen aus, die sich Feuerwerk leisten konnten. Genauso schnell wie diese „Tradition“ um sich griff, kann sie auch wieder verschwinden.

Wir setzen uns seit langem für ein komplettes Verbot von Feuerwerkskörpern ein. Bereits im Vorfeld war das diesjährige Ausmaß abzusehen. Trotzdem sind wir schockiert über das zu diesem Jahreswechsel erreichte Ausmaß. Leider sind entsprechende Schritte bisher von keiner politischen Instanz eingeleitet worden. Lediglich einige Supermärkte und Baumärkte machten mit mutigen Entscheidungen von Böllerverkaufstopps auf sich aufmerksam und enorm viele Menschen verzichten freiwillig. Die Politik hinkt dem aber skandalös hinterher – zum Schaden von Menschen, Tieren und Umwelt!

In vereinzelten Kommunen wird zwar diskutiert, die Böllerverbotszonen auszuweiten. Aber das wird nicht zu einer Reduzierung an sich beitragen, sondern verlagert lediglich die Tatorte, wenn überhaupt – denn kontrolliert werden kann es ja kaum. Über 2/3 der Bundesbürger:innen sind für böllerfreie Silvester. Insofern wird es Zeit, diese Unsitte einzuschränken. Es gibt zahlreiche Gründe, warum Silvesterfeuerwerk nicht in unsere Zeit gehört, und zwar aus mehreren Perspektiven, nämlich aus:

  1. Sicht der Menschen die Böller herstellen: zumeist in Asien unter widrigsten Bedingungen, oft von Kindern produziert, mit schweren Verletzungen wegen der Chemikalien und Sprengstoffe
  2. Sicht des medizinischen Personals: starke Überlastung zu Silvester, insbesondere im Winter hochkritisch
  3. Sicht der Verletzten: Hände, Ohren, Augen sind am meisten betroffen, oftmals Kinder dabei
  4. Sicht der Feuerwehr: viele Einsätze zu Silvester, die wichtige Ressourcen binden
  5. Sicht der „Haus“tiere: Panik und Angst führt zu Beeinträchtigungen und sogar Flucht und Tod
  6. Sicht der Wildtiere: das ständige Aufschrecken kostet Energie, die aber gerade im Winter nötig ist, weshalb es auch zu Tod durch Schwäche führen kann
  7. ökologische Sicht: schwerste Umweltschäden, bspw. gelangen auch Giftstoffe in Gewässer
  8. gesundheitliche Sicht: es geht nicht einfach um Feinstaub, sondern um hochgiftigen Feinstaub in sehr starker Konzentration
  9. volkswirtschaftliche Sicht: zig Millionen werden verpulvert, zusätzliche Schäden durch Brände und Verletzte
  10. und nicht zuletzt aus humanitärer Sicht: viele haben Angst vor der Böllerei, weil sie u.a. durch Kriege traumatisiert sind

Erschreckend ist zudem, dass in diesem Jahr die Silvesterböllerei für rechtsextreme Stimmungsmache instrumentalisiert wird. Obwohl es solcherlei Vorfälle auch in kleineren Städten und in Dörfern gibt, sind die Ausschreitungen in Großstädten größer und machen daher mehr mediale Präsenz aus. Dort wiederum ist der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund höher, wie in fast allen Großstädten der Welt. In einigen Berliner Gegenden liegt der Anteil über 50 %, teilweise auch bis zu 100 %. Entsprechend kann der Anteil der Tatverdächtigen mit Migrationshintergrund bei den medial besonders präsenten Vorfällen sein. Vorfälle mit überwiegend deutschen Tätern wurden hingegen medial fast verschwiegen.

Die PARTEI MENSCH UMWELT TIERSCHUTZ verurteilt jegliche Angriffe auf Rettungskräfte und jegliche Form von Gewalt. Das Problem ist laut Kriminalitätsstatistiken aber nicht die Herkunft, sondern Alter, Geschlecht und Einkommen. Vergleicht man die Kriminalitätsraten in Kohorten gleichen Alters, Geschlechts und Einkommens, verschwinden die von Konservativen und Rechtsextremen hervorgebrachten Unterschiede zwischen Menschen mit und Menschen ohne Migrationshintergrund. In der öffentlichen Debatte muss dies endlich klarer kommuniziert werden.

Auch für die Prävention ist dies eine wichtige Erkenntnis. Rechte Stimmungsmache hingegen ist das Gegenteil von Prävention, denn sie manifestiert Vorurteile, verstärkt Ausgrenzung und somit die sozioökonomische Ausweglosigkeit von stigmatisierten Gruppen. Der Mechanismus ist jedes mal derselbe: Rassismus schafft die Bedingungen für Rassismus. Umso wichtiger ist es daher, Integration, Solidarität, Akzeptanz und Aufklärung voranzubringen. Dies bedeutet, deutlich stärker in Bildung, soziale Teilhabe und Kriminalitätsprävention zu investieren sowie stadtplanerisch der Segregation entgegenzuwirken.

Wir hoffen auf einen friedlichen Jahreswechsel 2023/24 und wünschen allen ein glückendes neues Jahr 2023!

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