„Tag der Tiere“ am 1. Juli 2023

Die Aktion am vergangenen Samstag war wieder ein großer Erfolg. Zahlreiche Interessierte besuchten diese seit bereits 21 Jahren zentral in Hannover stattfindende Veranstaltung. Wir freuen uns jedes Mal über die Einladung des AK Tierschutz der SPD zur Teilnahme. Eine Vielzahl von Tierrechts- und Tierschutzorganisationen präsentierten mit engagierten Aktionen und Redebeiträgen ihre Forderungen für die Abschaffung der industriellen Tierausbeutung und die Etablierung von Tierrechten in der Gesetzgebung.

Umso schockierter waren wir, als der gegen Jagd und Angeln vorgesehene Redebeitrag des PETA Streetteams aufgrund eines „provokanten“ Titels von der SPD Fraktion Niedersachsen komplett aus dem Programm genommen wurde, und zwar weil sich einige Jäger*innen und Angler*innen dadurch angegriffen fühlten. Wir sprechen uns ausdrücklich gegen diese Art von „Zensur“ aus und solidarisieren uns uneingeschränkt mit den Forderungen aller, die sich gegen Jagd und Angelsport aussprechen. Der „Tag für Tiere“ muss die Stimme für die Tiere bleiben! Wie diese nicht nachvollziehbare Entscheidung sich auf die Zukunft dieser wichtigen Veranstaltung auswirkt, bleibt abzuwarten.

Der von unserer Vorsitzenden Susanne Berghoff vorbereitete Beitrag zur „Akzeptanz des Wolfes in unserer Gesellschaft“ fand allgemein großen Anklang, obwohl sie krankheitsbedingt nicht persönlich anwesend ein konnte. Spontan sprang unser Vorstandsmitglied Suse Knels ein und trug das Thema vor. Hier der Beitrag in voller Länge:

Die Akzeptanz des Wolfes in unserer Gesellschaft

von Susanne Berghoff

Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Tierfreunde,

als mich der AK Tierschutz der SPD fragte, ob die Tierschutzpartei wieder an dieser großartigen Veranstaltung hier in Hannover am Kröpcke teilnehmen möchte und ob ich im Namen der Tierschutzpartei auch wieder eine Rede halten würde, habe ich selbstverständlich zugesagt.

Hiermit meinen allerherzlichsten Dank an unseren tollen Veranstalter!

Als mich dann Simone ein paar Tage später anschrieb und mich fragte zu welchem Thema ich reden möchte und wie der Titel meiner Rede sei, habe ich wie aus der Hüfte geschossen geschrieben „Die Akzeptanz des Wolfes in unserer Gesellschaft“. Das war vor einigen Monaten und ich bin ehrlich, ich habe seitdem vieles gehört, vieles gelesen, wie es um die Akzeptanz des Wolfes in unserer Gesellschaft steht. Und ich muss ehrlich sagen: Ich weiß nicht, ob ich eher traurig oder eher geschockt bin.

Was heißt Akzeptanz? Wie definiere ich dieses Wort? Ich habe mal den „Gott des Internets, Herrn Google,“ gefragt:

Akzeptanz bezeichnet die „Bereitschaft, einen Sachverhalt billigend hinzunehmen, das Verhalten von Menschen und Organisationen aktiv zuzustimmen oder vorhandene Bedingungen bewusst anzuerkennen.“

Vor fast genau vier Jahren, habe ich schon mal hier eine Rede zum Wolf gehalten. Da ging es im Großen und Ganzen um den Umgang mit dem Wolf in der Landwirtschaft.

Seitdem hat sich viel getan. Es hat Gerichtsurteile gegeben, in denen genau definiert wurde, was die FFH-Richtlinien aussagen. Aber trotzdem wurde der Wolf ins niedersächsische Jagdrecht aufgenommen. Zwar mit ganzjähriger Schonung, aber was sagt das aus?

Im Moment werden Resolutionen en-masse geschrieben und beschlossen, die sich immer gegen den Wolf richten. Es werden Live- Fernsehsendungen ausgestrahlt, jetzt erst vor Kurzem vom RBB Brandenburg. Da kamen viele Menschen zu Wort. Wer die Sendung objektiv betrachtet hat, konnte feststellen, wie man in solchen Livesendungen Richtungen manipulieren kann. Die letzte Szene, die mich ehrlich sprachlos gemacht hatte, war die Aussage eines jungen Paares, „Vor der Sendung standen wir dem Wolf positiv gegenüber, aber was wir hier alles gehört haben, sind wir jetzt doch eher gegen den Wolf“. Das kann ich nicht akzeptieren.

Akzeptanz??

In meinen Augen werden Unsicherheit und Angst geschürt. Warum?? Sollen wir diese Angst und Unsicherheit akzeptieren?

Wir alle wissen, der Wolf ist hier in Europa neben dem Bären der größte Land Prädator, sprich Raubtier. Ich möchte Sie jetzt hier nicht mit Zahlen und Fakten zuschütten, die können Sie alle nachlesen. Was Sie allerdings auch lesen können, sind sehr viele „Fake“-Nachrichten.

Selbst der Kreisbauernverbandschef und der Präsident des Landesjagdverbandes Brandenburg waren sich in der Liveshow nicht zu schade, mit Fake-News aufzuwarten. Sie sagen sich bestimmt, na ja, das ist Brandenburg, aber wir hier in Niedersachsen??

Hier sieht es nicht anders aus!

Der Wolf ist zurück in Deutschland. Er ist zurück in Niedersachsen.

Wenn wir dem Wolf die Möglichkeit geben wollen, sich hier in Niedersachsen wieder heimisch zu fühlen, dann müssen wir seine Anwesenheit akzeptieren. Dafür müssen wir alle einiges tun. Wir alle sollten uns selbst ein Bild von der Realität machen.

Was gerne auf Veranstaltungen und in den Medien verschwiegen wird ist, dass der Wolf sich zu über 90 Prozent von Wildtieren ernährt.

Ja, der Wolf reißt Kühe, Kälber, Pferde, Fohlen, Ponys und Schafe. Das könnte auf ein absolutes Minimum beschränkt werden, wenn Tierhalter – und zwar alle – bereit sind, ihre Tiere entsprechend zu schützen. Durch Zäune, durch Herdenschutzhunde, durch Sicherung in der Nacht. Gott sei Dank gibt es schon einige, die das tun, und ich hoffe, es werden immer mehr.

Dazu bedarf es eines durchdachten Monitorings, um zu sehen, wo die Weidetiere geschützt werden müssen, wo sich Wölfe niederlassen und wo Wölfe durchziehen auf der Suche nach einem geeigneten Territorium, wo sie eine Familie gründen können, wo sie Deckung haben, sich zurückziehen können, wo es genügend Wild gibt. Wölfe sind territorialtreu.

Nein, der Wolf ist keine Bedrohung für den Menschen. Genauso wenig, wie andere Wildtiere eine Bedrohung für uns darstellen. Aber wir sollten wieder akzeptieren, dass wir Wildtieren mit Respekt, nicht mit Angst begegnen sollten.

Aber auch wir müssen lernen umzudenken. Wir müssen wieder lernen mit der Natur zu leben. Wir müssen wieder lernen zu akzeptieren, nachdem wir uns informiert haben. Wir müssen wieder lernen echte Informationen von Fake News zu unterscheiden.

Wir leben in einem der größten Artensterben und dem größten Klimawandel beides wurde durch den Einfluss des Menschen maßgeblich in Gang gesetzt. Wir Menschen haben es geschafft eine gesunde Biodiversität aus dem Ruder laufen gelassen. Der Wolf, so unwahrscheinlich dies für viele klingen mag, kann uns helfen vieles an Biodiversität wieder herzustellen.

Für uns Menschen, für die Umwelt, das Klima und für alle Tiere!

Vielen Dank für ihr Interesse.

Wenn Sie noch Fragen zum Thema Wolf und zum Thema Herdenschutz haben, dann besuchen Sie unseren Stand.