Über den BAK „Bildungspolitik“

Die Idee, Tierschutzfragen und eine Erziehung zu einem „schonenderen Umgang“ mit den Tieren stärker in die einzelnen Unterrichtsfächer zu integrieren, ist nicht neu und reicht bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Zahlreiche Schriften legen Zeugnis davon ab, wie die Schule in dieser Zeit – auf Wunsch und durch Bestreben zahlreicher Pädagogen, Theologen, Schulrektoren – bemüht gewesen war, die Nützlichkeit vieler Tierarten und Tiere in den Vordergrund zu rücken.

So wurden die Knaben/Jungen der damaligen Zeit angehalten, keine Vogelnester mehr auszuräubern, keine Kröten und Frösche zu quälen oder keinen Insekten und Schmetterlingen mehr nachzustellen. In volkspädagogischen Schriften zur Erweckung einer ethischen Gesinnung auch gegenüber den Tieren, häufig aber mit der Intention, Grausamkeiten zu verhindern, in denen sich der Mensch am hilflosen Tier übe, wurde durch moralische Geschichten im Sinne kleiner Lehrstücke, in denen mitunter Tiere auch als Retter von Menschen in der Not auftraten, versucht für das Lebensinteresse der Tiere und ihr Interesse an der Vermeidung von Leiden und Schmerzen zu sensibilisieren.

Der Deutsche Tierschutz-Lehrer-Verein gab zusammen mit dem Berliner Tierschutz-Verein einen Tierschutz-Kalender heraus, zahlreiche weitere Tierschutzkalender, auch mit regionalem Bezug folgten. Manche Schulen etablierten gar einen Tierschutztag im Schuljahr.

Selbst die beiden großen Weltkriege taten den schulischen Bemühungen um den Tierschutz zunächst keinen Abbruch, wenngleich der Nationalsozialismus auch dieses Thema für sich okkupierte. In den 1950er Jahren gründete Mathilde Rempis-Nast in Stuttgart-Degerloch eine Kinder-Tierschutzschule. Drei nach wie vor lesenswerte Publikationen sind aus diesem Projekt entstanden: „Ruf in die Zeit. Ein Erziehungsweg zur Menschlichkeit“ (1954), „Tiere, Kinder, Lehrer. Ein Dreiklang aus der Tierschutzschule“ (1959) sowie „Unsterbliche Tierliebe. Ein Lehrbuch besonderer Art“ (1963), welches viele auch noch für die heutige Zeit gültige Anregungen enthält, wie der Tierschutz in Zusammenhängen von Erziehung, Unterricht und Schule Früchte für die Entwicklung der Heranwachsenden und für den Tierschutz tragen kann.

Der Tierschutz muss sich heute vielen weiteren Herausforderungen stellen, gleichzeitig darf Tierschutz niemals instrumentalisiert oder gar missbraucht werden für Zwecke, die ihm vom Grundsatz her entgegenstehen. Eine Erziehung zum Tierschutz ist stets auch eine Erziehung zu mehr Menschlichkeit. Tierschutz speist sich aus einer humanen Gesinnung und ist mit Haltungen, die in Verachtung, gruppenbezogenem Menschenhass oder religiösen Konflikten entspringen, nicht im Geringsten vereinbar. Tierschutz und alle damit verbundenen Bestrebungen sollten vielmehr auf ein friedvolles Zusammenleben aller Menschen, Völker und Religionen hinwirken. Eine vegane Küche beispielsweise ermöglicht es Kindern unterschiedlichster Herkunft gemeinsam zu kochen und zu speisen, und über geeignete Rezepte, Erzählungen zu Traditionen aus der Heimat oder Speiseritualen gelingt der öffnende Dialog. Diese Chancen gilt es zu nutzen.

Der Bundesarbeitskreis „Tierschutz in der Schule“ erarbeitet Konzepte, trägt vorhandene zusammen, bewertet diese und ordnet sie im politischen Feld, er gibt Empfehlungen ab für eine pädagogisch sinnvolle und für die Schulen und die handelnden Akteure praktikable Umsetzbarkeit von Tierschutz in der Schule vor dem Hintergrund der genannten und vieler weiterer Aspekte. Als zentral sehen wir die professionelle Weiterqualifizierung von bereits pädagogisch Tätigen und weiteren Interessierten zu Tierschutzpädagogen an. Auch dazu werden wir uns positionieren, Konzepte erarbeiten und vorhandene Angebote bewerten bzw. eigene entwickeln. Lehrerinnen und Lehrern stehen wir mit Empfehlungen zur Seite. Wir erarbeiten Literaturlisten zu einzelnen Tierschutzthemen und geben Empfehlungen, wie diese in vorhandene Curricula implementiert werden können.

Wir empfehlen Schulen pro Schuljahr einen Tierschutztag als Projekttag einzuführen. Des Weiteren empfiehlt der BAK „Tierschutz in der Schule“ die Einführung und Begleitung einer Tierschutz AG, an der Schülerinnen und Schüler aller Alter- und Jahrgangsstufen partizipieren können sollten.

Die Haltung von Tieren in der Schule sehen wir hingegen als kritisch an. Solche Praxisformen ermöglichen kein pädagogisch sinnvolleres Lernen am Tier als es durch Exkursionen etwa zu einem Tierheim oder in den Wald nicht auch möglich wäre.

Mitglieder des BAK „Tierschutz in der Schule“ können als Referenten oder Berater von Schulen und anderen Bildungsträgern angefragt werden.

Ansprechpartner

Dr. Jessica Frank
[email protected]

Robert Gabel
[email protected]

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Bildnachweis: A.Savin (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Karl_Lauterbach_cropped.jpg), „Karl Lauterbach cropped“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode

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